Tierschutz "Igel-Mutti" aus Hoyerswerda: Marlies Krannich rettet verwaiste Igel
Hauptinhalt
03. November 2024, 10:45 Uhr
Mit viel Hingabe und Geduld päppelt eine ehemalige Krankenschwester in Hoyerswerda hilfsbedürftige Igel auf. Besonders bei ganz kleinen Igelkindern ist die Pflege anstrengend. Trotzdem geht ihr jeder Abschied ans Herz.
- Eine ehemalige Krankenschwester bringt kleinen Igeln Wärmflaschen, Medizin und Futter.
- Die Kosten für Futter und Pflege trägt Marianne Krannich größtenteils allein.
- Schweren Herzens entlässt sie die Igel wieder in die Freiheit, sobald sie aufgepäppelt sind.
Marlies Krannich kümmert sich seit zwanzig Jahren um verletzte oder verwaiste Igel. Zu ihren aktuellen Schützlingen gehört ein kleiner Igel, der mit nur vier Tagen zu ihr kam, nachdem seine Mutter überfahren wurde. "Da waren Ohren und Augen noch zu und der Bauch war noch nackig. Die sind am Anfang völlig hilflos", erzählt sie MDR SACHSEN. Um den ganz kleinen Igeln zu helfen, hat Krannich ihr Wohnzimmer in eine "Igel-Station" umfunktioniert.
Wärmflaschen, Medizin und alle zwei Stunden Futter
Die ehemalige Krankenschwester versorgt die Tiere rund um die Uhr, verabreicht Medikamente, entfernt Zecken und sorgt mit Wärmflaschen für die richtige Temperatur. Besonders sehr kleine Igelkindern sind in den ersten Wochen herausfordernd: Die winzigen Igel müssen alle zwei Stunden gefüttert werden, auch nachts. "Außerdem muss der Bauch massiert werden, damit sie pullern und kackern können", erzählt Krannich und macht mit dem Zeigefinger eine massierende Bewegung im Uhrzeigersinn. "Da weiß man nach 'ner Woche, was man gemacht hat."
Zurzeit kümmert sich Krannich um elf Igel. In Spitzenzeiten waren es sogar zwanzig. Dies übersteigt die Kapazitäten des Zoos Hoyerswerda, der maximal zehn Igel aufnehmen kann. Zoo-Direktor Eugène Bruins schätzt die Unterstützung von Krannich. Für ihn ist sie eine wichtige Anlaufstelle für Igelrettungen. Denn wenn der Zoo voll ist, schickt er die Leute mit den gefundenen Igeln zu Marlies Krannich.
Finanzierung aus eigener Tasche
Doch Marlies Krannich ist am Limit. Die Finanzierung von Futter und Tierarztkosten für die Igel aus Hoyerswerda stemmt Marlies Krannich größtenteils aus eigener Tasche. Nur sporadisch erhält sie Spenden. Manchmal komme bei den Futterkosten "ganz schön was zusammen". Ein großer Igel fresse schon mal eine ganze Dose Katzenfutter. "Das frisst mein Kater nicht", sagt Krannich.
Trotzdem füttert sie die Igel gern, wie sie sagt. Denn ein gesunder Appetit ist für die Igel wichtig. Unterernährte Tiere würden den Winterschlaf nicht überleben, erzählt Krannich und deutet auf ein Igelmädchen aus einem verwaisten Wurf. Das hat inzwischen stolze 700 Gramm erreicht - als es zu Marlis Krannich kam, wog es gerade mal 60 Gramm.
Igel werden wieder in die Freiheit entlassen
Mit dem Gewicht könne das Igelmädchen diese Woche wieder in die Freiheit entlassen werden, sagt Krannich. "Obwohl da auch ein kleines bisschen ein tränendes Auge mit dabei ist. Das ist so, wenn man die groß gezogen hat. Doch die gehören in die Natur und das ist gut so."
MDR (kav)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. November 2024 | 19:00 Uhr