Immer weniger Insekten Damit Igel nicht verhungern: zufüttern, im Garten faul sein, Wildecken stehen lassen
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13. Oktober 2024, 05:00 Uhr
Sie werden von Autos überfahren, von Rasenmähern verletzt, fallen in Absperrgitter, fressen aus Mangel an Insekten zu viele Schnecken und Würmer, die sie selber krank machen. Und auch ordnungswütige Hobbygärtner machen dem Igel das Überleben und Überwintern schwer. Dabei kann jeder etwas für die kleinen Stachelnasen tun. Man muss nur wollen.
- Pestizide, intensive Landwirtschaft und aufgeräumte Gärten gefährden Igel.
- Gartenbesitzer und Naturfreunde können viel tun und sollten auch ein bisschen faul sein.
- Ein Extra-Tipp der Igelhilfe Lugau zum Zufüttern von Igeln.
Der Deutsche Tierschutzbund hat an alle Tierfreunde appelliert, tagsüber aktive Igel im Blick zu behalten und notfalls zu helfen. Weil es immer weniger Insekten gebe wegen der Pestizid-Verwendung und des Klimawandels, fänden Igel kaum noch artgemäße Nahrung. "Viele dieser Tiere erkranken oder sind untergewichtig. Ohne Unterstützung von Tierfreunden haben viele Igel kaum eine Chance, den Winter zu überleben", informiert der Tierschutzbund.
Aufräumlust im Garten und Mähroboter gefährden Igel
Die jüngeren Tiere litten häufig unter Untergewicht und Parasitenbefall. Denn statt Insekten, Laufkäfern und Schmetterlingslarven fänden Igel vermehrt Würmer und Schnecken als Nahrung, die Krankheitserreger in sich trügen und auch die Igel schwächten.
"Aufgeräumte Gärten, in denen Igel weder Unterschlupf noch Nahrung finden sowie der Einsatz von Mährobotern gefährden die Stacheltiere zusätzlich", sagte der Leiter des Referats Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund, James Brückner. Wegen all dieser Entwicklungen "schaffen sie es oft nicht, sich ausreichend Fettreserven für den Winter anzufressen. Werden sie nicht zugefüttert und oder tierärztlich behandelt, überleben sie die Wintermonate nicht", erklärte Brückner.
Diese Tipps geben Naturschutzverbände, damit Igel überleben
- Igelexperten wissen: Kleine Igel sind krank, wenn sie schwach, kalt und apathisch auf der Seite liegen.
- Wer einen normalerweise nachtaktiven Igel tagsüber sieht, sollte schauen, ob das Tier gesund ist. Wiegt ein Igel weniger als 500 Gramm, kann man zufüttern, sagt der Tierschutzbund.
- Als Igelfutter sind Wasser und Katzennassfutter geeignet - niemals Milch.
- Den Garten im Herbst nicht komplett beräumen und alles abschneiden. Die meisten Sträucher, Büsche und Pflanzen können im Frühjahr beschnitten werden. "Lieber alles stehen und liegen lassen, wirklich: Seien Sie so faul wie möglich", empfiehlt der Wildtierexperte beim Naturschutzbund (Nabu) Thüringen, Silvester Tamas. Igel mögen geschützte Plätze, die ruhig und warm seien.
- Keine Pestizide und Gifte im Garten anwenden.
- Der Nabu empfiehlt, ein paar Ecken im Garten ungemäht zu lassen. So fänden die Igel auf natürliche Weise genügend Futter und Wasser.
- Wer unbedingt einen Mähroboter benutzen müsse, sollte ihn ab der Dämmerung nicht mehr laufen lassen.
Neben gutem Katzenfutter geht auch Rührei zum Füttern. Einfach mit etwas Butter braten, ohne Salz. Das fressen die Igel wie die Verrückten.
MDR (kk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 04. Oktober 2024 | 11:32 Uhr