Aus einer Gießkanne strömt Wasser auf eine Rasenfläche.
Gießen eingeschränkt: Viele Regionen in Sachsen-Anhalt reagieren in den Sommermonaten mit Wasserentnahme-Verboten auf sinkende Grundwasserpegel. Bildrechte: MDR/Unsplash/David Ballew

Datenanalyse Wasserentnahmeverbote in Sachsen-Anhalt: Diese Regionen sind häufig betroffen

28. August 2023, 13:12 Uhr

Die vermehrte Trockenheit hat immer mehr Regionen in Sachsen-Anhalt dazu gezwungen, die Wasserentnahme einzuschränken. Dazu zählt unter anderem das Verbot, Wasser aus Flüssen abzupumpen und Gärten mit Brunnenwasser zu gießen. Ein neues Landeswassergesetz soll künftig den Auswirkungen des Klimawandels Rechnung tragen.

MDR San Mitarbeiter Manuel Mohr
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Seit 2019 wird in den Sommermonaten in immer mehr Regionen Sachsen-Anhalts die Entnahme von Grund- und Oberflächenwasser eingeschränkt. Das geht aus einer bislang unveröffentlichten Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage von Wolfgang Aldag (Grüne) hervor, die MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt. Demnach ist sowohl die Anzahl der Regionen mit Wasserentnahme-Einschränkungen als auch der Umfang der Verbote angestiegen.

Erstmals ist in Sachsen-Anhalt die Wasserentnahme 2019 von den Wasserbehörden beschränkt worden. Zunächst waren davon ausschließlich Oberflächengewässer – beispielsweise Gräben, Flüsse, Seen und Teiche – betroffen, aus denen in den Sommermonaten nur noch in Ausnahmefällen Wasser mittels Pumpvorrichtungen entnommen werden durften. 2020 folgte im Altmarkkreis Salzwedel neben dem Entnahmeverbot für Oberflächenwasser auch die erste Einschränkung für die Grundwasserentnahme. Diese wird seither auch in vielen anderen Regionen als Einschränkungsmaßnahme angeordnet.

Was sind Grundwasser und Grundwasserstand?

Grundwasser ist eine unterirdische Trinkwasserquelle, die den Großteil des Wasserbedarfs in Deutschlands deckt. Deshalb wird die Qualität und Verfügbarkeit des Grundwassers über Messstellen systematisch überwacht. Der Grundwasserstand ist ein Element dieser Analysen. In der Langzeituntersuchung des Grundwasserspiegels lassen sich vor allem die klimatischen Auswirkungen beobachten, wie das Ausbleiben von Niederschlägen in Dürresommern. Der Grundwasserspiegel erholt sich nur sehr langsam. Oft dauert es Jahre, bis er sich wieder auf Normalniveau einpendelt. Die Klimakrise beeinträchtigt die Grundwasserneubildung zusätzlich.

Seit 2022 ist im Landkreis Stendal darüber hinaus auch die zeitweise Entnahme von Trinkwasser zur Bewässerung von öffentlichen und privaten Grün- und Gartenflächen untersagt. Verstöße könnten mit bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

Wasserentnahme-Verbote unterschiedlich verteilt

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld war in den zurückliegenden Jahren am häufigsten von einem Wasserentnahme-Verbot betroffen. Seit 2019 gab es in jedem Jahr eine entsprechende Allgemeinverfügung, so auch im aktuellen Sommer 2023. Mit Ausnahme des Jahres 2021 waren ebenfalls stark betroffen der Altmarkkreis Salzwedel und der Salzlandkreis. Bislang völlig ohne Wasserentnahme-Beschränkungen agierten die kreisfreien Städte Magdeburg und Halle sowie der Burgenlandkreis.

Trockenheit führt zu Grundwasser-Problemen

Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Jahre hat auch Auswirkungen auf das Grundwasser. So sank vielerorts in den vergangenen 30 Jahren der Grundwasserstand. Durch industrielle Landwirtschaft und versiegelte Flächen kann der geringe Niederschlag zusätzlich nur bedingt versickern und kommt so nur schwer im Grundwasser an.

Nach Angaben der Landesregierung wiesen alle 54 Grundwasser-Messstellen in Sachsen-Anhalt in den Jahren 2017 bis 2022 Defizite auf. Bereits im Oktober 2022 ergab eine gemeinsame Recherche von CORRECTIV.Lokal und MDR Data, dass in den Jahren von 2018 bis 2021 an 77 Prozent aller Messstellen die tiefsten Grundwasserpegel der vergangenen 30 Jahre gemessen wurden.

Für den Landtagsabgeordneten Wolfgang Aldag (Grüne) sind die Erkenntnisse seiner parlamentarischen Anfrage "so erschreckend wie erwartbar". Aldag sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass es 2023 bislang zwar kurze regnerische Phasen gab, das fehlende Wasser sei aber nicht ausgeglichen worden. "Die Landkreise waren, sind und werden gezwungen sein, mit Einschränkungen und Verboten für Privatleute, Sportvereine, Kleingartensparten, Gemeinden und Unternehmen zu reagieren", sagte Aldag. "Es wird höchste Zeit für die Novellierung des Wassergesetzes."

Die Landkreise waren, sind und werden gezwungen sein, mit Einschränkungen und Verboten für Privatleute, Sportvereine, Kleingartensparten, Gemeinden und Unternehmen zu reagieren.

Wolfgang Aldag

Mai 2023: trockenster Mai seit Beginn Wetteraufzeichnungen

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes lagen die Niederschläge in Sachsen-Anhalt im Zeitraum Januar bis Juli 2023 leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Während vor allem der März sehr niederschlagsreich war, ging der Mai als der bislang trockenste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Sachsen-Anhalt in die Geschichte ein.

Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung weist aktuelle für weite Teile Sachsen-Anhalts schwere bis außergewöhnliche Dürre im Gesamtboden aus.

Neues Wassergesetz für Sachsen-Anhalt in Arbeit

Aldag zufolge muss es dem Landtag gelingen, noch vor einem möglichen Dürresommer 2024 ein "an die Realität angepasstes" Wassergesetz zu beschließen. Darauf verständigt haben sich die Regierungsparteien bereits im aktuellen Koalitionsvertrag. Das Gesetz soll direkt nach der Sommerpause im Regierungskabinett besprochen werden. Bereits Ende des Jahres könnte darüber abgestimmt werden.

Mit dem neuen Gesetz sei ein Paradigmenwechsel von Wasserabfluss zu Wasserhaltung geplant, damit die Auswirkungen des Klimawandels durch das Zurückhalten von Wasser in der Fläche gemindert werden können. Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann (SPD) sagte Anfang August der Deutsche Presseagentur (dpa), dass es in der Vergangenheit vor allem darum gegangen sei, Wasser möglichst schnell abzuleiten. Das neue Gesetz ziele darauf ab, Wasser in einigen Regionen länger in der Fläche zu halten.

Das neue Wassergesetz sei notwendig, weil Sachsen-Anhalt bereits heute das trockenste Bundesland in Deutschland sei, so der Minister. Die Grundwasserstände lägen 50 bis 60 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel. Insgesamt plant das Ministerium einmalige Investitionskosten in Höhe von 68,8 Millionen Euro. Dazu soll es ein Förderprogramm aus Landesmitteln geben. Aber auch auf die Wasserunterhaltungsverbände und damit auf die Kommunen und letztlich auf die Bürger kommen höhere Kosten zu. Hier rechnet das Land mit zusätzlich vier Millionen Euro jährlich.

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MDR (Manuel Mohr) | Erstmals veröffentlicht am 26.08.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. August 2023 | 09:00 Uhr

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