Preis für innovative Idee Altmärker Unternehmen produziert kompostierbare Netze aus Maisstärke

16. November 2023, 18:04 Uhr

Fast 400 Millionen Tonnen Kunststoff wurden 2021 weltweit produziert und landen meist auf dem Müll. Darunter sind auch Kunststoffnetze für Weihnachtsbäume, Kartoffeln oder Zwiebeln. Aber es geht auch anders – nämlich biologisch abbaubar. Die altmärkische Firma meshpack beweist das mit ihren Bio-Netzen und wurde für diese innovative Idee nun zum Unternehmen des Jahres Sachsen-Anhalt gekürt.

Eine blonde Frau mit Brille
Bildrechte: Carina Emig

Millionen kleine Kügelchen lagern in großen Behältern. Sie sehen aus wie Plastik, sind aber aus Maisstärke und damit zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Seit einem Jahr ist die Firma "meshpack" aus Kusey im Altmarkkreis Salzwedel mit ihrem Plastiknetzersatz aus Maisstärke auf dem Markt.

Geschäftsführer Thomas Hartung erklärt die Herstellung: "Zunächst wird das Granulat bei 180 Grad aufgeschmolzen, aufgeblasen und daraus dann eine Folie erzeugt." Danach würden die Folien auf Maschinen abgerollt, ganz fein geschnitten und verwoben. "Eigentlich ist das wie zu Hause beim Stricken: Längsnaht, Quernaht, Längsnaht – daraus wird dann ein Netz", so Hartung.

Export der Bio-Netze in 15 Länder

Insgesamt 45 Mitarbeitende hat meshpack. Gearbeitet wird jeweils 24 Stunden an fünf Tagen die Woche. Die Maschinen und Schmelzöfen verbrauchen viel Wärme und Strom – meshpack zählt damit zu den energieintensiven Unternehmen. Es handelt aber auch in punkto Energieverbrauch so ökologisch wie möglich. So kommen rund 30 Prozent des verbrauchten Stroms aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der riesigen Industriehalle auf dem Firmengelände in Kusey.

Kunststoffproduktion Europaweit werden jährlich rund 500 Millionen Meter Kunststoffnetze produziert. 1.000 Meter wiegen rund fünf Kilogramm. Das sind 2.500 Tonnen Plastiknetzmüll.

Ihre Bionetze haben Hartung und Co. über viele Jahre gemeinsam mit einem Folienhersteller entwickelt, bis sie 2022 endlich an an den Markt gingen. Inzwischen exportiert das Unternehmen seine Netze in 15 europäische Länder, neben Hauptabnehmer Deutschland sind das zum Beispiel Frankreich, England und Dänemark.

Verkauf der teureren Bio-Netze schwierig

Grundsätzlich gestaltet sich der Absatz schwierig, da die Bionetze in der Herstellung das bis zu Vierfache der Kunststoffnetze kosten, die sich äußerlich durch nichts unterscheiden. Lediglich der Geruch ist anders. Riecht man an den meshpack-Netzen, erinnern sie an Maiswaffeln oder Brühwürfel.

Doch nun ist Thomas Hartung ein dicker Fisch ins Netz gegangen. Ein großer Discounter habe für seine Zwiebeln eine Million Meter Bionetze bestellt. "Für uns ist dieser Auftrag wichtig für den Umsatz und die Auslastung der Produktion. Da laufen die Maschinen ein Vierteljahr, bevor wir diesen Auftrag fertig haben", sagt Thomas Hartung.

Preis für Pionierarbeit

Dazu kommt die Auszeichnung als "Unternehmen des Jahres". Insgesamt erhielten sieben ostdeutsche Unternehmen diese Auszeichnung beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Berlin. Meshpack wurde als Unternehmen des Jahres aus Sachsen-Anhalt prämiert. "Wir freuen uns wahnsinnig über den Preis, denn das ist Lohn für unsere Pionierarbeit und Ansporn weiterzumachen", sagt Geschäftsführer Hartung.

Preis als Unternehmen des Jahres Sachsen-Anhalt

Insgesamt werden 13 Gewinner als "Unternehmen des Jahres" 2023 in drei Kategorien ausgezeichnet: Unternehmen, Vereine und Kommunen. Der Ostdeutsche Sparkassenverband verleiht diesen Preis gemeinsam mit der Zeitschrift SuperIllu. Die Gewinner erhalten ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro, ein kurzes Filmporträt über das Unternehmen, den Verein oder die Kommune, einen Ehrenpokal sowie eine Urkunde, Öffentlichkeitsarbeit und Berichterstattung in der SuperIllu.

Feierlicher Höhepunkt ist die Preisverleihung auf dem Unternehmer-Konvent des Ostdeutschen Sparkassenverbandes am 16. November 2023 in Potsdam.

Meshpack GmbH: mehrfach ausgezeichnet für Bionetze-Innovation

  • Unternehmen des Jahres 2023 Sachsen-Anhalt
  • Der Preis des Ostdeutschen Sparkassenverbandes und der SuperIllu VORSPRUNG 2023
  • Der Preis des Ostdeutschen Wirtschaftsforum Wirtschaftspreis Altmark 2022: Gewinner in der Kategorie "Verarbeitendes Gewerbe"
  • Innovationspreis bei der 27. Internationale Weihnachtsbaumbörse in Straßkirchen 2022

Geschäftsführer mit Appell an Politik

Hartung nutzt die Preisverleihung am 16. November auch für einen Appell an die Politik. Das Problem: Kompostierer wollten seine Netze, auch wenn sie nachweisbar zu 100 Prozent abbaubar seien, nicht in den Biotonnen haben. "Kartoffelschalen oder Apfelreste sind in 14 Tagen durch, Netze aus Maisstärke brauchen hingegen acht Wochen, bis sie weg sind", sagt Hartung.

Längere Lagerzeiten bedeuten für Kompostierer höhere Kosten. Deswegen sträubten sie sich, erklärt der Unternehmer. Deshalb müsse die Politik die Entsorger zwingen, das Material länger in ihren Kompostieranlagen zu behalten.

Deutschlandweit im Discounter

Derzeit tüfteln die Mitarbeiter in Kusey gemeinsam mit dem Frauenhofer Institut Halle an einem Netz, das noch schneller abbaubar sein soll. Meshpack arbeitet mit zahlreichen Wissenschaftlern zusammen und ist Mitglied beim BioZ – Biobasierte Innovationen aus Zeitz und Mitteldeutschland.

Die meshpack-Netze werden übrigens zum Teil auch wieder recycelt und es gibt sie in vielen Farben. Ab zweiten Quartal 2024 liegen die abbaubaren meshpack-Zwiebelnetze dann deutschlandweit im Discounter. Einen Unterschied zu den Kunststoffnetzen werden Kunden nicht sehen können – aber riechen.

MDR (Carina Emig, Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 16. November 2023 | 19:00 Uhr

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