Gründen fernab der Großstadt Die Erfolgsgeschichte eines IT-Unternehmens aus der Altmark
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04. Januar 2025, 05:00 Uhr
Die Altmark gilt für viele noch immer als wirtschaftlich schwache Region. Es gibt aber einige Erfolgsgeschichten, die das Gegenteil beweisen. Eine davon: ein IT-Unternehmen in Salzwedel. Zwei Informatiker haben es vor zwölf Jahren aus dem Nichts aufgebaut – heute arbeiten sie international und bieten wichtige Jobs im IT-Bereich in der Region. Doch wie steht es um die wirtschaftlichen Bedingungen in der Altmark?
- Alles begann im eigenen Wohnzimmer mit DDR-Camping-Klapptischen von Oma – und wurde zur Erfolgsgeschichte.
- Inzwischen ist das IT-Unternehmen "DevLabor" aus Salzwedel international erfolgreich.
- Ein Beispiel, das zeigt, dass Gründen in der Altmark erfolgreich sein kann – also auch fernab der Großstadt.
Es begann alles mit einer mutigen Entscheidung: 2012 gründeten Benjamin Ullrich und Jeffrey Reichardt ihr eigenes Unternehmen – im Wohnzimmer mit DDR-Campingklapptischen von Oma. Ohne Kunden, ohne Kapital, dafür mit viel Leidenschaft begannen die beiden mit ersten Auftragsprogrammierungen.
"Wir haben dann ganz blauäugig angefangen über das Internet Kunden zu akquirieren. Und das hat irgendwie funktioniert", erzählt Jeffrey Reichardt im Gespräch mit MDR Sachsen-Anhalt. "Wir wollten etwas Eigenes schaffen."
Dass sie heute ein Unternehmen mit 21 Mitarbeitern und fünf Azubis führen, hätten sie damals nicht gedacht. Zu den Kunden des DevLabors zählen heute Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch aus Japan, Spanien und Sri Lanka. Sogar Toyota und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) haben auf die Salzwedeler Informatiker gesetzt.
Wachstum mit Bodenhaftung
Anfangs arbeiteten sie noch im heimischen Wohnzimmer. Ein Jahr später zogen sie schon in ihr erstes eigenes Büro in der Wollweberstraße. "Das haben wir dann alles schön selbst hergerichtet, gemalert, Tische selbst gebaut, ein paar Möbel von Ikea geholt – mit wenig Geld versucht viel zu machen. Alles so Start-up-Charakter halt", sagt er lachend. Später folgte der Umzug in größere Räume in der Neuperverstraße, und schließlich fanden sie in der Altperverstraße ihr heutiges Zuhause: ein modern renoviertes Bürogebäude über zwei Etagen.
Neben der Auftragsprogrammierung, die sie auch heute noch machen, entwickeln sie Websites und Apps und kümmern sich um Design sowie Contentmanagement. Eine ihrer bekanntesten Anwendungen: die Abfallapp des Altmarkkreises.
Als IT-Unternehmen im ländlichen Raum stehen sie allerdings auch vor besonderen Herausforderungen. Glasfaser ist zwar vor der Tür verlegt, aber noch nicht angeschlossen, und die Mitarbeitersuche gestaltet sich schwieriger als in einer Großstadt.
Doch statt sich entmutigen zu lassen, haben die beiden früh entschieden, selbst auszubilden. Das tun sie seit 2016, um einerseits dem Fachkräftemangel zu begegnen und andererseits jungen Menschen Perspektiven in der Region zu bieten. "Wir wollen unser Wissen weitergeben und zeigen, dass man in der Altmark eine Karriere in der IT-Branche machen kann", erklärt Reichardt. Auch Praktikanten sind ein wichtiger Teil des Konzepts: Rund 70 junge Leute erhalten jedes Jahr Einblicke hinter die Kulissen.
Chancen und Herausforderungen in der Altmark
Die Altmark als Standort bringt Herausforderungen mit sich, aber auch Vorteile. "Natürlich wäre es in einer Großstadt leichter gewesen, Großkunden und Fachkräfte zu gewinnen", räumt der 35-Jährige ein. Dennoch haben sich die beiden bewusst für ihre Heimat entschieden und es bis heute nicht bereut.
Christian Wiemann, Leiter der Wirtschaftsförderung im Altmarkkreis Salzwedel, sieht in der Region enormes Potenzial für Gründer: "Die Altmark liegt in der Mitte mehrerer Großstädte, wir haben erschlossene Gewerbe- und Industrieflächen, eine gute Netzwerkkultur und niedrige Lebenshaltungskosten." Gerade für junge Familien sei die Region attraktiv: "Es gibt gute Schulen, viel Natur und eine reiche Kulturlandschaft."
Der kurze Draht zu Behörden und weniger Konkurrenzdruck seien klare Pluspunkte, ergänzt Hendrik Stiller von der Industrie- und Handelskammer Altmark in Salzwedel. "Gründer und Unternehmen finden hier ein gutes Umfeld, um zu wachsen", sagt Stiller. Dennoch müsse die Infrastruktur weiter ausgebaut werden, betont er. Der Lückenschluss durch die A14 und der B190N seien dabei zentrale Punkte, um die Wege zu verkürzen und die Region besser an überregionale Märkte anzubinden.
Heimatliebe und Visionen
Für Ullrich und Reichardt ist klar: Ihre Entscheidung für die Altmark war richtig. "Wir haben hier alles, was wir brauchen", sagt Ullrich. "Wir lösen Probleme für unsere Kunden – und das macht einfach glücklich." Reichardt ergänzt: "Natürlich gab es auch Fehler, aber aus denen haben wir gelernt. Und vielleicht haben gerade diese uns Türen geöffnet. Wir würden alles wieder genauso machen."
Neben ihrem Hauptunternehmen haben die Gründer im April 2024 eine zweite Firma ins Leben gerufen: das Bytehaus. Dort kümmern sie sich um IT-Service und Support, entwickeln Lösungen im Bereich KI und betreuen Netzwerke sowie Cloud-Systeme. Ab 2025 soll auch dort ausgebildet werden.
Ein Vorbild für die Region
Die Geschichte des DevLabors ist mehr als die Geschichte eines erfolgreichen Start-ups. Sie zeigt, dass die Altmark für Gründer eine echte Alternative sein kann. Wiemann bringt es auf den Punkt: "Unter dem Strich würde ich sagen, dass die Voraussetzungen zur Gründung im Altmarkkreis Salzwedel sehr gut sind. Es lohnt sich in jedem Fall den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und bei der lokalen Wirtschaftsförderung anzurufen."
Neben dem DevLabor gibt es einige weitere Erfolgsgeschichten in der Region: beispielsweise den Campingausbauer VANactive, die Algenfarm Algomed oder das Powerfood von PureRaw. Sie alle beweisen, dass in der Altmark große Ideen wachsen können.
Für Benjamin Ullrich und Jeffrey Reichardt ist ihr Erfolg auch ein Statement: "Wir wollten zeigen, dass IT nicht nur in der Großstadt funktioniert. Und wir glauben, das ist uns gelungen."
MDR (Lydia Zahn, Sebastian Gall, Daniel George)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 21. Dezember 2024 | 08:30 Uhr
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