30-jähriges Jubiläum Dampflokfreunde Salzwedel: Aus Liebe zur Schiene
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07. April 2024, 16:55 Uhr
30 Jahre ist es her, dass sich die Dampflokfreunde Salzwedel gegründet haben. Heute geht es dem Verein gut, das war aber nicht immer so. Fast hätte sich der Verein aufgelöst. Die Dampflok-Enthusiasten erinnern sich.
- 30 Jahre ist es nun bereits her, dass sich die Dampflokfreunde Salzwedel gegründet haben.
- Dem Verein geht es heute gut. Doch das war nicht immer so. Beinahe hätten sich die Dampflokfreunde aufgelöst.
- Nun feiern sie ihr Jubiläum – mit einigen ganz besonderen Schmuckstücken.
30 Jahre, in denen es Verzweiflung, aber auch Freude gab. 30 Jahre, in denen Neues kam und Geliebtes ging. 30 Jahre, in denen viel passiert ist. Die Dampflokfreunde Salzwedel können in diesem Jahr auf drei Jahrzehnte Vereinsgeschichte blicken.
Eine, die von Beginn an dabei war, ist die erste Vorsitzende Doris Müller. Die gebürtige Salzwedelerin erinnert sich noch genau: "Angefangen hat alles mit zwei Dampflok-Enthusiasten, die Dampfloks vor der Verschrottung gerettet haben."
Einer dieser Enthusiasten war ihr Mann, Klaus-Peter Müller. Er und ein befreundeter Spediteur kauften besagte Züge der Reichsbahn ab. Zwei Gleise mieteten die beiden im Salzwedeler Lokschuppen an. Später kamen Gleisanlagen im Außengelände dazu, weil die Eisenbahnen immer mehr wurden – genau wie die Zahl der Mitstreiter. Und so gründete sich am 29. April 1994 der Verein Dampflokfreunde Salzwedel mit 14 Mitgliedern, darunter Doris Müller.
Der gute Start hielt nicht allzu lange an
Anfang Juni desselben Jahres fand die erste Veranstaltung statt. "Zwar ohne fahrende Dampflok, aber dafür mit einem Katastrophenzug, der besichtigt werden konnte", erzählt die 68-Jährige. Im Oktober gab es ein Fest, bei dem dann auch fahrende Züge im Einsatz waren. Unter anderem die Dampflok 503682, die später Aushängeschild wurde und noch heute im Besitz des Vereins ist – wenn auch nicht mehr in Betrieb.
Mit der Zeit etablierte sich, dass der Verein drei Veranstaltungen im Jahr auf die Beine stellte. Das ist noch immer so. Auch gab es mittlerweile die Möglichkeit, dass die Besucher in den Dampfloks mitfahren konnten. Es schien alles gut zu laufen.
Jedoch hielt der Frieden nicht einmal zehn Jahre. Die Dampflokfreunde weilten in Salzwedel zur Miete. 2002 sorgte das für Ärger. "Wir wurden zur BSW-Gruppe, und als BSW-Gruppe wurde man von diesen Mietzahlungen befreit, denn das war ein Sozialwerk", erinnert sich Müller. Doch dann kam die DB-Immobilien auf die Salzwedeler zu und wollte sie aus dem Lokschuppen schmeißen. "Es hieß, wir hätten keine Vertragsbasis. Das gab ganz viel Aufruhr, sodass wir den Landkreis und die Landesregierung eingeschaltet haben", schildert die 68-Jährige. Anschließend gelang es, einen Mietvertrag mit der DB-Immobilien zu vereinbaren.
Wegzug aus Salzwedel wurde unausweichlich
Die Kosten waren erheblich für den Verein und nur schwer zu stemmen. Neben der Fahrzeugerhaltung, der Miete und den Nebenkosten mussten die Dampflokfreunde 16.000 Euro jährlich für eine Anschlussweiche zahlen. "Und dann kam das Dach. Das Dach vom Lokschuppen, welches wir selbst reparieren beziehungsweise erneuern lassen sollten – als Mieter. Von der Kommune haben wir keine Unterstützung mehr bekommen, im Gegenteil", ärgert sich Doris Müller noch heute.
Fast hätten sie aufgegeben. Doch dann suchten sie stattdessen einen neuen Partner, um das Überleben des Vereins zu sichern. Nach einem erfolglosen Versuch in Lüneburg, fanden die Salzwedeler ihren Seelenverwandten in Wittenberge. Bürgermeister Oliver Hermann trat an die Mitglieder heran und erzählte ihnen, dass die Stadt Wittenberge das Gelände des Historischen Lokschuppens kaufen und sanieren wollte. Dafür suchte die Kommune einen Verein, der auch seinen Bestand mitbringen würde. Und das sollten die Salzwedeler sein. "Das war wie ein Sechser im Lotto", sagt Müller.
2012 zogen die Salzwedeler Dampflokfreunde schließlich um. Mittlerweile sind sie mit den Dampflokfreunden Wittenberge zu einem Verein verschmolzen. Der Namenszusatz Salzwedel konnte sich dabei durchsetzen.
Emma ist bei Kindern besonders beliebt
Ein langjähriges Mitglied und mittlerweile zweiter Vorsitzender ist Dennis Kathke. Der Dampflokfreund ist stolz auf die Arbeit, die alle zusammen leisten: "Wir beschäftigen uns nicht nur mit dem Erhalt von historischen Eisenbahnfahrzeugen, sondern auch mit der ganze Infrastruktur, also sprich Lokschuppen und Gleise und alles, was dazu gehört. Wir haben uns eine beeindruckende Sammlung aufgebaut. Wir sind ein lebendiges Museum. Die Eisenbahnen stehen also nicht nur rum, sondern fahren auch. Und ich denke, dass uns das in der Region besonders macht."
Eine beeindruckende Sammlung, das lässt sich leicht sagen. Aber welche Schmuckstücke kann der Verein zu seinem Bestand zählen? "Unser Zugpferd ist natürlich unsere 503570, eine kohlegefeuerte Güterzug-Dampflokomotive aus dem Jahr 1942", berichtet Kathke stolz. Ein weiterer Schatz ist Emma, eine zweiachsige Dampflok aus den 1920er-Jahren. "Die ist besonders bei den Kindern beliebt, weil sie kleiner und nicht so laut ist", weiß Kathke.
Um Nachwuchs wird sich nicht gesorgt
Kinder haben zwar ihren Spaß an den Lokomotiven, im Verein sind allerdings keine. Probleme mit Nachwuchs gibt es trotzdem nicht. Viele jüngere Mitglieder, darunter auch fünf Jugendliche, sind bei den Dampflokfreunden. Als Jugendlicher, mit 16 Jahren, kam auch Mathis Mangelsdorf dazu. Das ist jetzt vier Jahre her. Der mittlerweile 20-Jährige macht aktuell seine Ausbildung zum Fahrdienstleiter bei der Bahn. Die Liebe zu Zügen spiegelt sich also nicht nur in seinem Hobby, sondern auch in seinem Beruf wieder.
Dass ihn dieses Thema interessiert, merkte Mangelsdorf, als er mit 15 Jahren seine alte Modelleisenbahn wiederfand, die er als Kind geschenkt bekommen hatte. Daraufhin besuchte er die Dampflokfreunde. "Als ich dann im Führerstand mitfuhr und diese Kraft spürte, die alles rüttelte, man durchgeschüttelt wurde, es roch und war laut, hat mich das in meine Kindheit zurückversetzt und ich musste daran denken, wie ich als Kind an der Strecke saß und den Zügen zugeschaut habe", erzählt der 20-Jährige. Kurz darauf trat er dann dem Verein bei.
Mit Dampf ins Jubiläum
Einen Blick hinter die Kulissen können am 4. und 5. Mai geworfen werden. Dann wird das 30. Jubiläum nämlich groß gefeiert. Eine große Fahrzeugausstellung, Führerstandsmitfahrten auf Dampf- und Diesellokomotiven sowie Rundfahrten und Führungen durch die Anlage sind nur ein Teil des Sonderprogramms.
MDR (Lydia Zahn, Daniel George)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. April 2024 | 12:00 Uhr
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