Pläne für die Saison Kletterwald, W-LAN und Kartenzahlung sollen Luftkurort Arendsee attraktiver machen
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18. März 2023, 11:55 Uhr
Arendsee muss sich etwas einfallen lassen: Zwar kommen treue und neue Besucher zu Tausenden in den Luftkurort. Doch sie genießen nicht nur, sie erwarten auch: eine moderne, komfortable Tourismuswirtschaft mit intakten und neuen Attraktionen. Mit dem Kletterwald, der bis zum Saisonbeginn Anfang Mai montiert wird, kommt solch eine Attraktion nach Arendsee.
- Ein geretteter Kletterwald aus Thale soll am Arendsee als neue Attraktion mehr Touristen anlocken.
- Eine Modernisierung touristischer Angebote wurde bislang verpasst. Das ändert sich jetzt, Schritt für Schritt.
- Stadträte diskutieren nun über den Zuschuss für die Tourist-Info. Statt der bislang üblichen gut 30.000 Euro will die Tourismuschefin mehr als 70.000 Euro.
Vor allem Kinder sollen ab Mitte Mai in Arendsee in den Genuss in größerer Höhe kommen: mit einem Kletterpark am Arendsee. An mehreren Stellen im Strandbad und auf dem Campingplatz sollen Parcours aufgebaut werden. Genügend sehr hohe Kiefern sind geprüft und für stabil genug befunden worden.
Der Kletterpark ist keine Neuanschaffung. Er stammt aus Thale im Harz. Der Betreiber dort hat sein Geschäft aufgegeben. Die Kommune hatte den Pachtvertrag mit ihm über das Kletterpark-Grundstück nicht verlängert.
Arendsee hat den Kletterpark für einen symbolischen Euro bekommen – mit der Maßgabe, die Anlage in Thale selbst abzubauen. Das haben Mitarbeiter der Luftkurort-GmbH im Februar getan; jetzt hat der Aufbau in Arendsee begonnen.
Drei Fliegen mit einer Klappe: nachhaltig, günstig, einzigartig
So schlugen die Touristiker gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Hätte Arendsee ihn nicht gekauft, wäre der Kletterpark in Thale abgerissen und entsorgt worden. Die Weiter-Nutzung ist also nachhaltig. Andererseits konnte sich Arendsee eine Attraktion leisten, die zum Neupreis für die gebeutelte Kommune nicht zu stemmen gewesen wäre. Und zum Dritten: Der Kletterpark wird im Norden Sachsen-Anhalts einmalig und im Vergleich mit anderen Luftkurorten zumindest selten sein, kann also durchaus als Alleinstellungsmerkmal für Arendsee gelten.
In den Jahren nach der politischen Wende ist die Entwicklung hin zu einem modernen, besucherfreundlichen Tourismus-Betrieb ziemlich verschlafen worden. Noch bis in den vergangenen Herbst konnte weder auf dem Campingplatz noch im Strandbad oder auf dem Ausflugsdampfer "Queen Arendsee" mit EC- oder Kreditkarte gezahlt werden.
Auch Online-Buchungen waren nicht möglich; man hatte es nicht für nötig erachtet, die entsprechende Technik anzuschaffen. Die Computer der Einrichtungen – inklusive Tourist-Info – waren nicht miteinander vernetzt, obwohl sie zum selben Betrieb gehören. Das machte es schwierig für Besucher und Mitarbeiter der Tourismus-GmbH, erlebnisreichen Urlaub in Arendsee zu organisieren.
Modernisierung jahrelang verpasst
Lange hat man, das gibt auch Bürgermeister Norman Klebe zu, den Betrieb auf veraltetem Stand weiterlaufen lassen; die Touristen kamen ja auch so. Die neue Geschäftsführerin der Tourismus-GmbH, Claudia Schulz, aber sieht das völlig anders. Sie hat mittlerweile dafür gesorgt, dass Kartenzahlung in den Einrichtungen der Tourismus-GmbH möglich ist, dass man das Parken zwischen Campingplatz und Strandbad per Handy-App bezahlen kann.
Auch auf der "Queen" ist nun Kartenzahlung möglich – selbst mitten auf dem See, ebenso Online-Buchungen für das Ausflugsschiff und den Campingplatz. Anderthalb Jahre hat Claudia Schulz dafür gebraucht. Einen gehörigen Teil ihrer Zeit verbrachte sie damit, den Arendseer Stadträten die Notwendigkeit der Neuerungen zu begründen. Immerhin muss die Kommune als Träger der "Luftkurort Arendsee GmbH" den Tourismusbetrieb mitfinanzieren.
Mondäne Pläne im Strandbad
So günstig wie beim neuen Kletterpark wird es nicht überall. Die große, bei Kindern einst sehr beliebte Rutsche im Strandbad soll – nach Plänen, sie stillzulegen und zum Aussichtsturm umzubauen – nun doch repariert werden und wieder in Betrieb gehen.
Dazu müssen die Pumpen, die das Seewasser auf die Rutsche pumpen, tiefer in den Arendsee gesetzt werden: Der Pegel der "Blauen Perle" ist in den vergangenen Jahren so stark gesunken, dass die jetzigen Pumpen nur noch Luft ziehen. Ein Pumpen-Wasserkreislauf soll künftig dafür sorgen, dass immer Nass auf der Rutschbahn ist.
Die marode Seetribüne im Strandbad ist mittlerweile abgerissen worden. Auf ihren metallenen Stützen wird in dieser Saison eine Plattform für Sonnenbader entstehen. Pläne vor allem des Bürgermeisters aber sehen vor, diese Plattform so zu bebauen, dass Gastronomie angeboten werden kann – Café Latte überm Seewasser, quasi.
Bürgermeister Klebe nimmt sich da nach eigenem Bekunden die mondänen Seebrücken auf Usedom zum Vorbild. Auch diese Pläne müssen finanziert werden; Fördermittel decken nur einen Teil der Arbeiten ab.
Beliebt wie nie: Ausflugsdampfer "Queen Arendsee"
Die größte Erfolgsgeschichte in Arendsee schreibt derzeit der Ausflugsdampfer "Queen Arendsee". Wegen der niedrigen Pegel sind in den vergangenen Jahren in ganz Deutschland zahlreiche Flusskreuzfahrten abgesagt worden. Reiseveranstalter, vor allem solche von Busreisen, sind zuhauf auf den Arendsee ausgewichen.
Auch nach Corona hält dieser Trend an, sagt Claudia Schulz, die Chefin der Tourismus-GmbH. Neben den vielen zusätzlichen Ausflügen für Busreisende gebe es vor allem spürbar mehr Feiern auf dem Schiff. Sie will wegen des großen Interesses die Fahrzeiten des Ausflugsdampfers verlängern. Im Moment ist die "Queen" zwischen April und Oktober unterwegs. Fahrten zu Weihnachten oder Silvester sollen künftig auch drin sein, so Schulz.
Das hängt nun an der Genehmigung des Kreis-Umweltamtes. Der Arendsee wird von zehntausenden Zugvögeln als Raststätte genutzt. Die Vögel dürfen keinesfalls durch den Ausflugsdampfer aufgeschreckt oder womöglich vertrieben werden. Claudia Schulz verhandelt deshalb über veränderte Routen.
Stadträte stellen höheren Zuschuss in Frage
Der Kampf ums kommunale Geld und um die Einsicht, dass der Tourismus Arendsees nahezu einzige Option für die Zukunft ist, geht aber für die "Luftkurort Arendsee GmbH" und ihre Geschäftsführerin Claudia Schulz weiter. Gerade diskutieren die Stadträte den diesjährigen Zuschuss zum Betrieb der Tourist-Info im "Haus des Gastes". Statt der bislang üblichen gut 30.000 Euro hat Schulz mehr als 70.000 Euro gefordert, vor allem für Personalkosten. Es braucht zusätzliche Kräfte, um die Besucher zeitnah und kompetent betreuen zu können.
Arendsees Haushalt weist in diesem Jahr eine Lücke von etwa 1,6 Millionen Euro auf. Der Haushaltsplan für dieses Jahr ist noch nicht beschlossen.
MDR (Katharina Häckl, Maximilian Fürstenberg)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 15. März 2023 | 07:30 Uhr
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