Ein Braunkehlchen 2 min
Der Regen hat der Vegetation am Grünen Band gut getan. Mehr dazu im Audio. Bildrechte: mdr/BUND

Naturschutz Besuch am Grünen Band in der Altmark: "Der Regen hat sich positiv ausgewirkt"

03. August 2024, 11:00 Uhr

Im Naturschutzgebiet Grünes Band in der Altmark hat es in den letzten Monaten viel geregnet. Zahlreiche Pflanzen und Tiere profitieren von den Niederschlägen, doch manche leiden auch darunter. Ein Rundgang mit einem Naturschützer.

Lydia Zahn, eine Frau mit Brille und braunen Haaren.
Bildrechte: MDR/ Theresa Stelzer

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) betreut seit vielen Jahren in der nördlichen Altmark am Grünen Band große Feuchtgebiete und versucht, durch gezielte Maßnahmen die Lebensbedingungen für Wiesen- und Wattvögel zu verbessern. Die hohen Niederschläge der vergangenen Monate haben sich dort positiv auf die Vogelwelt ausgewirkt.

Nicht nur Kiebitze, Bekassine und Wiesenpieper erlebten einen Aufschwung, auch einige Zugvögel siedelten sich an, teilte der BUND mit. Während die Flächen um die Dumme relativ schnell wieder trockneten, sieht das beim Cheiner Moor, an den Brietzer Teichen, in den Wolfsbergmärschen nördlich von Salzwedel und im Kusebruch anders aus. Das Wasser blieb dank Anstaumaßnahmen über mehrere Monate stehen. So soll der Wassermangel aus den letzten fünf Dürrejahren kompensiert werden.

"Niedrige Grundwasserstände sind sicherlich weitgehend wieder aufgefüllt. Und ich glaube, man hat damit einen Eindruck davon bekommen, wie die Landschaft vor Jahrzehnten ausgesehen haben könnte – also vor großflächigen Entwässerungsgräben", erklärt Dieter Leupold, stellvertretender BUND-Landesvorsitzender und Koordinator des Grünen Bandes in Sachsen-Anhalt.

Dieter Leupold, stellvertretender BUND-Landesvorsitzender und Koordinator Grünes Band Sachsen-Anhalt.
Dieter Leupold ist Koordinator für das Grüne Band in Sachsen-Anhalt. Bildrechte: MDR/Lydia Zahn

Eine Auszeit im Grünen

Er kümmert sich seit vielen Jahren um den Naturschutz und die Biodiversität am Grünen Band. "Der reichliche Niederschlag hat nicht nur für eine reichhaltige Vegetation in diesem Jahr gesorgt. Die anderen Jahre war es um diese Zeit eher braun", beginnt Leupold, während er dem Weg zu einem der Aussichtstürme folgt. Die Pflanzen am Wegesrand erstrahlen in sattem Grün, wuchern teilweise auf den Pfad. Man verliert sich fast, vergisst alles um sich herum – eine Pause vom Alltag.

Der Biologe geht gezielt weiter, er kennt sich auf dem Areal bestens aus. "Vor allem auf Vogelarten, die in Feuchtgebieten leben, hat sich der Regen positiv ausgewirkt", fährt Leupold fort, ohne stehen zu bleiben. "Wir haben Rekordzahlen erreichen können, unter anderem bei Watvögeln. Das sind Arten, die vorher extrem selten waren, jetzt aber eindeutig Zuwachs hatten." Aber auch kleine Singvogelarten haben von dem Wetter profitiert. Der Wiesenpieper-Bestand habe sich beispielsweise verdoppelt.

Anders sieht es beim Braunkehlchen aus. Zwar sind die erfolgreichen Bruten Leupold zufolge ebenfalls auf einem neuen Höchststand angekommen, allerdings hat die Zahl der Jungvögel, die flügge geworden sind, gelitten. Regen, Gewitter und Kälte mögen die am Boden brütenden Braunkehlchen laut BUND nämlich gar nicht. Keine guten Voraussetzungen für Nester, Eier und besonders für die bereits geschlüpften Jungvögel. Alles in allem sei es trotzdem ein positives Fazit, betont Leupold. Während deutschlandweit die Zahl der Braunkehlchen zurückgeht, sei das in der Salzwedeler Region nicht der Fall, versichert der Biologe.

Ein Braunkehlchen
Braunkehlchen brüten am Boden und mögen es daher nicht besonders nass. Bildrechte: mdr/BUND

Perfekter Ort für Naturkundler

Dann bleibt Dieter Leupold vor einem großen, aus hellem Holz bestehenden Häuschen stehen. Der besagte Beobachtungsstand. "Er bietet einen sehr schönen Überblick über das Teichgebiet und insbesondere über die Brutinseln", erklärt er. Knatschend öffnet er die Tür, geht erst die steinernen, dann die metallenen Treppenstufen nach oben. Der Raum ist hell, bietet einen weiten Blick auf die Brietzer Teiche, das satte Grün und das blaue Nass.

Zwei Vogelkundler sind ebenfalls dort. Waldemar Golnik und Jörg Wasmer kommen mehrmals im Jahr nach Brietz. Es sei ihr Hobby und die Brietzer Teiche ein perfekter Ort zum Beobachten und Fotografieren von Vögeln, erklären die älteren Herren. Laut Leupold kommen immer öfter natur- und tierbegeisterte Menschen in die Region, weil man zahlreiche und auch gefährdete Arten beobachten kann.

Ein hölzerner Aussichtspunkt
Der Beobachtungsstand bietet einen Ausblick auf die Brutinsel. Bildrechte: mdr/BUND

Nach einem Blick über die Natur und einem Gespräch mit den beiden Vogelkundlern führt Leupold draußen weiter durchs Areal, über einen Steg, der durch ein Feld und zwischen Bäumen hindurch führt, an kleinen Bächen und größeren Teichen und Hinweisschildern vorbei. Mehr als 100 Hektar Fläche betreut der BUND in Brietz.

Die Brietzer Teiche sind ein Hotspot für Libellen. Wir haben hier einige in Deutschland vom Aussterben bedrohten Arten nachweisen können.

Dieter Leupold, stellvertretender BUND-Landesvorsitzender

Als der Biologe erneut stehen bleibt, setzt sich gerade eine bläulich schimmernde Libelle auf ein Blatt am Weg. Leupold lehnt sich vor. "Das ist eine Pechlibelle. Das Männchen ist besonders kräftig gefärbt. Der Hinterleib ist schwarz, aber das letzte Stück leuchtet blau", weiß Leupold. Und: "Die Brietzer Teiche sind ein Hotspot für Libellen. Wir haben hier einige in Deutschland vom Aussterben bedrohten Arten nachweisen können."

Der Regen hat mehr Vor- als Nachteile

Als die Schuhe durchnässt und die Socken feucht sind, ist der Rundgang beendet. "Ich denke, man kann abschließend sagen, dass der positive Effekt des Regens überwogen hat", resümiert Leupold. Auch sieht er einen Vorteil, sollte es wie angekündigt im August heißer werden: "Wir haben jetzt sehr viel Feuchtigkeit im Boden. Das heißt, Arten, die auf Feuchtigkeit angewiesen sind, vor allem Frösche, können sich dann bei zu heißen Temperaturen einfach im feuchten Untergrund einbuddeln und gut überdauern."

Um mehr auf die prächtigen Pflanzen und zahlreichen Tierarten aufmerksam zu machen, ist das nächste Ziel des BUND, das Grüne Band für Besucher attraktiver zu gestalten. Als Naturerlebnisraum sollen die Brietzer Teiche einen neuen Rundweg, überarbeitete Infotafeln und mehr Hinweisschilder bekommen, sagt Dieter Leupold.

MDR (Lydia Zahn, Max Schörm)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT | 03. August 2024 | 11:40 Uhr

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