• 24 Schildkröten betreut das Ehepaar Schulz in der Auffangstation auf ihrem Hof in Dewitz. Viele der Tiere haben zuvor Quälerei hinter sich.
• Das Futter für die Tiere bauen die Beiden in ihrem eigenen Garten an. Rote Früchte mögen die Schildkröten besonders gern.
• Viele der Schildkrötern überwintern in Boxen, die in den Kühlschrank kommen.

24 Schildkröten betreuen Claudia und Carsten Schulz derzeit auf ihrem Hof. Von der 25 Kilogramm schweren Spornschildkröte bis zu den vierjährigen griechischen Landschildkröten, die etwa zwei Kilo auf die Waage bringen. Einige der Tiere gehören den beiden Tierschützern privat, die meisten aber haben schwere Lebenswege hinter sich.

So lebt auf dem Hof in Dewitz eine Schildkröte, die von ihrem ursprünglichen Besitzer ausschließlich mit Katzenfutter versorgt wurde. Dadurch entwickelte sich eine Art Buckel am Hals, so dass das Tier seinen Kopf nicht mehr einziehen konnte. Nach einem Jahr gesunder Luft, Bewegung und Ernährung mit Salat, Kräutern und Früchten ist die Schildkröte jetzt geheilt. Eine andere ist in einem engen Glaskasten gehalten worden – mit einer Rotlichtlampe nur wenige Zentimeter über dem Panzer. Der ist dadurch deformiert. Diese Umformung kann Claudia Schulz zwar nicht rückgängig machen. Sie hat es durch ihre Sachkenntnis und die Liebe zu dem Tier aber hinbekommen, dass sich die Schildkröte jetzt dennoch wohlfühlt und mobil ist.

Ihre eigene Begeisterung für Schildkröten liegt etwas länger zurück: Als Kind habe sie die Schildkröte ihres Patenonkels ins Herz geschlossen. Als Claudia Schulz vor 17 Jahren nach Dewitz zog, war ihr Hof groß genug, um eigene Tiere zu halten. Seit sieben Jahren ist die Auffangstation auch für andere Schildkröten, die einzige offizielle in Sachsen-Anhalt. Dafür absolvierte sie unter anderem eine Sachkundeprüfung.

In ihrem Garten bauen Claudia und Carsten Schulz vor allem das an, was den Schildkröten schmeckt und dient: Kräuter und Salat, Zucchini und Früchte. Rote Früchte, wenn möglich, denn Schildkröten mögen rot. Wenn Claudia Schulz den Tieren lila Hibiskusblüten in die Gehege wirft, legen die Tiere nochmal einen Zahn zu. Es dauert nur wenige Momente, dann kauen alle auf den farbigen Blüten herum – ausnahmsweise, als Leckerli.

Währenddessen denken Claudia und Carsten Schulz schon an den Winter. Bis auf die tropischen Exemplare halten Schildkröten Winterschlaf. Viele von ihnen beziehen eine Plastikbox, ausgestattet mit Erde und getrocknetem Weinlaub. Diese kommt dann in den Kühlschrank. Für die Überwinterung, aber auch für die Innenhaltung der Tiere, haben Claudia und Carsten Schulz einen Teil des alten Stalls eingerichtet.

Haus- oder gar Schmusetiere seien Schildkröten auf keinen Fall, mahnt Claudia Schulz. Etliche Menschen, die sich eine Schildkröte anschaffen würden, hätten nicht ausreichend Wissen über deren artgerechte Haltung. Sie würden auch nicht bedenken, dass aus "handlichen" Jungtieren später wirklich große Schildkröten werden, die in kein Terrarium mehr passen. Außerdem überleben sie oft ihre Besitzer, denn Schildkröten werden bis zu 100 Jahre alt. Das alles müsse bedacht werden, ehe man sich ein solches Tier zulege.