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Literatur über und aus der Altmark wird jährlich in Osterburg ausgezeichnet. Mehr zur diesjährigen Preisträgerin hören Sie im Audio. Bildrechte: IMAGO / Imaginechina-Tuchong
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Der Altmärkische Literaturpreis geht in diesem Jahr an Malina Bura. Katharina Häckl stellt sie vor.

MDR SACHSEN-ANHALT Do 03.10.2024 17:40Uhr 02:08 min

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Nullerjahre in der Provinz Schwierige Jugend in der Altmark: Malina Bura gewinnt Literaturpreis für Erstlingswerk

03. Oktober 2024, 13:31 Uhr

Für ihren autobiographischen Roman "Der Geschmack meiner Jugend" erhält Malina Bura in diesem Jahr den Altmärkischen Literaturpreis. Die junge Autorin ist in der Altmark, in der Nähe von Seehausen, geboren und lebt im Moment in Berlin. Der Abstand hilft, zurückkommen will sie trotzdem.

Sie ist erst 31, aber das, was sie in der Altmark erlebt hat, genügt für ihren ersten autobiographischen Roman "Der Geschmack meiner Jugend" – im Guten wie im Schlechten. Es sei eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, sagt Malina Bura. "Wir begleiten Malina, die Protagonistin, vom Kindergarten an über die Grundschulzeit bis ins junge Erwachsenenalter."

1992 waren ihre Eltern aus der Nähe von Stuttgart in die Altmark gekommen. Ein Jahr später wurde Malina geboren. Im sehr ländlichen Aland wuchs sie auf. Nach der Schule ging sie in die Großstadt, nach Berlin. An ihre Kindheit hat sie vorwiegend fröhlich-heimatlich-romantische Erinnerungen. Als junge Frau allerdings erlebte sie psychische und physische Gewalt durch ihren Freund. Die entstandenen Traumata muss Malina noch heute mit professioneller Hilfe aufarbeiten.

Junge Frau mit langen blonden Haaren sitzt im Fenster und schaut hinaus. Auf dem Schoß hat sie eine Kamera.
Malina Bura hat über ihre Jugend in der Altmark einen Roman geschrieben. Bildrechte: Malina Bura

Es geht um das schwierige Aufwachsen in den Nullerjahren in der ehemaligen DDR-Provinz als Kind zugezogener Hippie-Wessi-Eltern.

Malina Bura

Von Berlin zurück in die Altmark

Trotzdem will sie über kurz oder lang wieder raus aus Berlin, zurück in die Altmark. Sie mag ihre Heimat, weil sie "irgendwie ehrlich, pur und bodenständig" sei, sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT.

Malina hat die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen im Osten Deutschlands noch immer das Gefühl haben "nicht wahrgenommen zu werden, nicht gesehen, nicht gehört zu werden". Mit ihren Mitteln will sie das ändern: Malina Bura plant einen Bildband über Ostdeutschland. Nicht nur die Texte werden von ihr stammen, auch die Fotos. Bura ist eine gute Fotografin, ihre Arbeiten sind eher keine Dokumentation, sondern vermitteln Emotionen – genau das Richtige für ihr Vorhaben.

"DDR ist nicht nur Stasi und FKK"

"Ich möchte Menschen porträtieren und deren Geschichten aufschreiben." Es sollen jedoch keine Heldengeschichten werden. Zwar gebe es völlig zu Recht Bücher über Flucht und Gefängnis. "Mich stört aber dieses Schwarz-Weiß-Denken. Wenn Leute an die DDR denken, dann kommt ja vor allem Westdeutschen als erstes Stasi in den Kopf. Oder FKK. Aber es gibt halt auch ganz viel dazwischen."

Malina Bura ist eine junge Frau mit ausgeprägter Ost-Identität. Sie hat Sorge um ihre Heimat. Vor allem, seit Rechtspopulisten immer mehr Zustimmung erfahren. Mit ihrem geplanten Rückzug will sie der Altmark eine linke Stimme mehr geben. Wann das allerdings sein wird, lässt Malina noch offen.

Was ist der Altmärkische Literaturpreis? Der Altmärkische Literaturpreis wird jährlich ausgelobt von der Kaschade-Stiftung und dem Kulturausschuss Osterburgs. Vorschläge für den Preis kann jedermann einreichen. Bedingung für eine Nominierung ist, dass der Autor oder die Autorin im Werk einen Altmark-Bezug hat, in der Altmark beheimatet ist oder dort verlegt wird. Das Werk darf maximal fünf Jahre alt sein.

Bisherige Preisträger waren:
• 2021 Ingrid Bahß
• 2022 Max Heckel
• 2023 Nora Knappe

Literaturpreis: Jury von Erstlingswerk sehr angetan

Erst einmal kommt sie zu den Osterburger Literaturtagen in die Altmark. Am 22. Oktober bekommt sie schließlich den diesjährigen Altmärkischen Literaturpreis verliehen, auf den sie mächtig stolz ist. Die Jury war von Buras Erstlings-Roman sehr angetan. Bedingung für Einsendungen für den Altmärkischen Literaturpreis ist, dass die Texte oder Gedichte von der Altmark handeln oder von Altmärkern geschrieben wurden. Um Schwärmerei oder geschönte Werke geht es nicht. Es darf auch bittersüß sein.

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MDR (Katharina Häckl, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. Oktober 2024 | 06:30 Uhr

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