Telefonbetrug Schockanrufe in Sachsen-Anhalt: Jeder Zehnte hat Erfolg
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20. Februar 2025, 14:22 Uhr
Vor allem ältere Menschen werden Opfer von Telefonbetrügern. Aber Aufklärung und Vorbeugung scheinen zu wirken: Der bekannte Enkeltrick ist nicht mehr aktuell. Nach Angaben der Polizei ist auch die Zahl der Schockanrufe in Sachsen-Anhalt 2024 gesunken. Stattdessen gibt es neue Betrugsmaschen – diesmal im Internet.
- Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Schockanrufe in Sachsen-Anhalt gesunken.
- Im Rahmen einer "Action Week" gehen die Landeskriminalämter gegen die Betrügerbanden vor.
- Ein neuer Trend unter den Betrugsmaschen ist das sogenannte "Lovescamming".
2023 gab es rund 1.900 Schockanrufe in Sachsen-Anhalt, in rund 190 Fällen waren sie erfolgreich. Laut offizieller Statistik für 2024 ist die Zahl der Schockanrufe deutlich gesunken. Uwe Bachmann, Sprecher des Landeskriminalamts in Magdeburg, erklärt: "Wir bieten sehr viel kriminalpolizeiliche Beratungen an, die gerade ältere Leute aufklärt. Es gibt Flyer und in den Polizeidienststellen auch Seminare für Ältere, um über die Tricks zu informieren." Aber auch die Berichterstattung in den Medien habe dazu beigetragen, dass die Zahl der Schockanrufe gesunken sei.
Fälle | Vermögensschaden | Tatverdächtige | Geschädigte | |
---|---|---|---|---|
2023 | 1.917 | 2.380.779 | 103 | 1.969 |
2024 | 463 | 959.034 | 28 | 472 |
Schockanrufe: Nicht nur Ältere betroffen
Bei der Auswertung der Fallzahlen zeigt sich, dass 60 Prozent der Opfer über 70 Jahre alt sind, aber auch jüngere Menschen sind demnach immer wieder von den Betrugsmaschen betroffen. Die Täter nutzen bei ihren Anrufen den Schockmoment aus, auf den man sich nicht vorbereiten kann, denn er trifft unvermittelt in den Alltag, ohne Ankündigung, ohne Vorwarnung.
"Die Täter schockieren den Angerufenen, setzen ihn psychisch unter Druck und bringen ihn in eine Lage, in der er gar nicht mehr rational denken kann", erklärt Uwe Bachmann. Hinzu kommt, dass solche Anrufe wie kleine Hörspiele inszeniert werden: "Das ist eine perfide Art, dass man vorgaukelt, man übergebe das Gespräch an eine wichtige Person, an Richter oder Polizisten."
"Action Week" gegen Betrüger
Die Betrüger arbeiten international mit verteilten Rollen. Es gibt nicht nur Anrufer, sondern auch Leute, die Geld oder Wertsachen vor Ort einsammeln und weiterleiten. Seit mehreren Jahren findet im Herbst eine "Action Week" statt, an der sich Polizeidienststellen aus Luxemburg, Österreich, Polen, der Schweiz, der Slowakei, Tschechien und Ungarn beteiligen. Auch die Landeskriminalämter aus Deutschland nehmen teil.
In Sachsen-Anhalt kam es im Zeitraum der "Action Weeks" zu zehn Versuchstaten und einer vollendeten Betrugsstraftat im Bereich Naumburg, bei der ein Schaden von 70.000 Euro entstand. Allerdings, räumt Uwe Bachmann ein, sei die Aufklärungsquote gering.
Viele Senioren lagern Geld für mehrere Monate zu Hause
Dass insbesondere ältere Menschen Opfer von Betrügern werden, liegt unter anderem daran, dass sie oft größere Mengen Bargeld oder Wertgegenstände zu Hause aufbewahren. Ein Grund dafür ist laut Angelika Küstermann, Vorsitzende der Landesseniorenvertretung, dass viele Senioren ohne Unterstützung nicht mehr zur Bank gelangen und mit digitalen Zahlungsmethoden nicht vertraut sind. Sie sagte MDR SACHSEN-ANHALT 2023, wenn dann Kinder oder Enkel zu Besuch seien, werde die Gelegenheit genutzt, um größere Bargeldbeträge abzuheben.
Außerdem fehle bei vielen das Vertrauen in die Politik. "Wenn dann noch aktuelle Entwicklungen hinzukommen, wie die gegenwärtige Inflation, wundert es nicht, dass so mancher sein Geld lieber unterm Kopfkissen hat," so Angelika Küstermann. Genau diese Verunsicherung machen sich aber Betrüger zunutze.
Neuer Trend: Lovescamming
Da Schockanrufe offenbar nicht mehr so erfolgreich sind, scheinen die Kriminellen auf andere Formen des Betrugs zu setzen. Derzeit beobachtet die Polizei laut Bachmann einen neuen Trend, das sogenannte "Lovescamming", eine moderne Form des Heiratsschwindels. Betrügerinnen und Betrüger erstellen auf Social-Media-Plattformen oder Dating-Portalen gefälschte Profile und spielen ihrem Gegenüber die große Liebe vor.
Durch diese Masche verlor ein Mann aus Wolmirstedt 230.000 Euro. Er hatte im Sommer 2024 im Netz eine Betrügerin kennengelernt und auf ihre Anweisung hin in Bitcoins investiert. Anders als bei einem Schockanruf geht es hier um einen längerfristigen Kontakt zwischen Opfer und Täter. Aus Sicht der Ermittler ist diese Betrugsmasche einfacher aufzuklären, so Uwe Bachmann: "Wenn man den Betrugsversuch rechtzeitig erkennt, dann kann die Polizei handeln. Wir können dann Maßnahmen treffen, um die Betrüger dingfest zu machen."
MDR (Uli Wittstock) | Erstmals veröffentlicht am 17.02.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Februar 2025 | 07:55 Uhr
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