Viele Hürden Psychisch erkrankte Geflüchtete kriegen nur schwer Hilfe
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30. Oktober 2023, 05:43 Uhr
Psychotherapie ist in Sachsen-Anhalt und anderen Ländern für viele Menschen schwer zugänglich. Es gibt zu wenig Plätze und lange Wartezeiten. Für geflüchtete Menschen ist es besonders schwierig Hilfe zu bekommen, unter anderem, weil es Spachbarrieren gibt. Ein Zentrum unterstützt die Menschen.
Geflüchtete mit psychischen Erkrankungen finden nur schwer Hilfe. Das teilte das Psychosoziale Zentrum (PSZ) für Migrantinnen und Migranten in Sachsen-Anhalt mit, das nach eigenen Angaben die einzige Einrichtung in Sachsen-Anhalt ist, die Hilfe bietet.
Tatiana Katcheishvili vom PSZ sagte: "Die psychosoziale Versorgungslage von geflüchteten Personen kann weiterhin als nicht ausreichend bezeichnet werden."
Das Zentrum unterstütze durch Sprachmittler und spezielle kultursensible Angebote. Die Wartezeite lägen zwischen acht und zwölf Monaten. Bei Kindern und Jugendlichen seien sie etwas kürzer.
Psychische Probleme: Mehr als 500 Menschen in Behandlung
Im vergangenen Jahr seien insgesamt 561 Menschen behandelt worden. 366 seien neu im Zentrum aufgenommen worden, darunter 167 Minderjährige, so Katcheishvili. 110 Personen hätten neben der psychischen Erkrankung besondere Schutzbedarfe nach der EU-Aufnahmerichtlinie gehabt, seien also alleinerziehend oder schwanger, körperlich krank oder höheren Alters gewesen. In 80 Prozent sei die Mithilfe eines Sprachmittlers nötig gewesen.
In Sachsen-Anhalt arbeiten nur wenige Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit Sprachmittlung und haben die Kapazität, sich mit Geflüchteten auseinandersetzen, sagt Katcheishvili. Der Aufwand sei deutlich höher, auch wegen der komplizierten Kostenübernahmeverfahren für die Therapie- und Sprachmittlerleistungen.
"Auch für Geflüchtete, die eine Krankenkassenkarte haben [...] gibt es Hürden, einen vollen Zugang zur Regelversorgung zu erhalten, beispielsweise aufgrund von Sprachbarrieren", so Tatiana Katcheishvili.
Geflüchtete aus der Ukraine warten auf Hilfe
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hat Sachsen-Anhalt viele Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen. "Diese Entwicklung spiegelt sich auf unserer Warteliste wider", sagt Katcheishvili. Etwa 60 Prozent der angemeldeten Kinder und Jugendlichen, die auf eine Therapie warten, stammen demnach aus der Ukraine.
Nach der Anmeldung wird in der Regel innerhalb von drei Monaten ein erstes Klärungsgespräch geführt. Dabei wird geprüft, ob die Person für eine ambulante psychosoziale Versorgung geeignet ist oder ob sie vermittelt werden kann.
Häufig mehrere psychische Erkrankungen
Häufig lägen mehrere Erkrankungen vor, etwa posttraumatische Belastungsstörungen, klinisch bedeutsame Veränderungen der Stimmungslage wie Depressionen und körperliche Beschwerden, die nicht auf eine organische Erkrankung zurückgehen.
Das Psychosoziale Zentrum mit Standorten in Halle und Magdeburg wird von mehreren Geldgebern finanziert, maßgeblich vom Sozialministerium Sachsen-Anhalt, dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU (AMIF) sowie dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
dpa, MDR (Fabienne von der Eltz)