Ost und West Fast jede zweite Führungskraft in Sachsen-Anhalts Ministerien stammt aus dem Westen
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01. August 2024, 14:09 Uhr
Nur rund die Hälfte aller leitenden Positionen in Sachsen-Anhalts Ministerien ist mit Ostdeutschen besetzt. Das zeigt eine Auswertung der Landesregierung, die MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt. Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich der Anteil ostdeutscher Führungskräfte leicht erhöht.
Nur rund jede zweite Führungskraft in Sachsen-Anhalts Ministerien stammt aus dem Osten. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hervor, die MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt. Demnach sind 149 von 303 Führungskräften (49,2 Prozent) in den neuen Bundesländern geboren. Zehn weitere (3,3 Prozent) stammen aus Berlin, 143 (47,2 Prozent) aus dem Westen. Die Daten beziehen sich auf alle Minister, Staatssekretäre, Abteilungs-, Referats- und Stabstellenleitungen zum Stichtag 1. Juni 2024.
Wer gilt als ostdeutsch?
Als Ostdeutscher gilt, wer in den ostdeutschen Bundesländern, also in Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen geboren wurde. Der Geburtsort Berlin wird separat dargestellt, da dort die Zuordnung zu Ost- bzw. Westdeutschland nicht eindeutig möglich ist. Die Definition richtet sich nach einer Studie des Ostbeauftragten zu Ostdeutschen in Führungspositionen.
Auf der höchsten Hierarchieebene, den Ministern und Staatssekretärinnen, liegt der Anteil ostdeutscher Führungskräfte bei 52 Prozent (13 von 25). Bereits im vergangenen Jahr hatte MDR Data ausgewertet, wie viele Führungskräfte in Sachsen-Anhalts Ministerien in Ostdeutschland geboren sind. Damals stammten 13 von 24 Ministern und Staatssekretärinnen aus den neuen Bundesländern. Eine westdeutsche Führungskraft ist also hinzugekommen.
Ostdeutsche in Bundesbehörden unterrepräsentiert Laut einer Studie des Ostbeauftragten Carsten Schneider waren von rund 3.000 Leitungspositionen in Bundesbehörden und Bundesgerichten zum Stichtag 1. September 2022 gerade einmal 7,5 Prozent mit Menschen besetzt, die in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg geboren wurden. Weitere 6,4 Prozent stammen aus Berlin. Aber rund 20 Prozent der deutschen Bevölkerung stammen gebürtig aus Ostdeutschland. Ostdeutsche sind der Studie zufolge über alle Führungsebenen hinweg "nicht ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechend vertreten".
Leichter Anstieg bei den unteren Hierachieebenen
Auf den unteren Hierarchieebenen ist der Anteil ostdeutscher Führungskräfte leicht gestiegen. Von den 278 Abteilungs-, Referats- und Stabstellenleitungen sind 48,9 Prozent (2023: 47,5 Prozent) in den neuen Bundesländern geboren, 3,2 Prozent stammen aus Berlin und 47,5 Prozent aus den alten Bundesländern. Besonders hoch ist der Anteil ostdeutscher Führungskräfte im Bildungsministerium (77 Prozent), besonders niedrig in der Staatskanzlei (37 Prozent).
Die Auswertung der Landesregierung zeigt auch, dass Ausländerinnen und Ausländer in den höchsten Positionen unterrepräsentiert sind: Ihr Anteil an der Bevölkerung Sachsen-Anhalts liegt bei sechs Prozent, unter den 303 Führungskräften fällt jedoch nur eine Person (0,3 Prozent) in die Kategorie "Im Ausland geboren oder Geburtsort unbekannt".
Viele Angaben bleiben geheim
In der Antwort der Landesregierung zur Herkunft der Führungskräfte sind neben den Ministerien auch die jeweils nachgeordneten Behörden aufgelistet. Allerdings sind viele der Angaben mit Verweis auf das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Bediensteten als geheim eingestuft und damit nicht öffentlich.
Linken-Abgeordnete und Anfragestellerin Kristin Heiß sieht das kritisch. Heiß sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Auf der einen Seite wird uns von der Landesregierung gesagt, dass es egal sei, woher jemand komme, da Eignung und Befähigung ausschlaggebend seien, auf der anderen Seite wird verheimlicht, ob jemand aus BRD oder DDR stammt."
Auf der einen Seite wird uns von der Landesregierung gesagt, dass es egal sei, woher jemand komme, da Eignung und Befähigung ausschlaggebend seien, auf der anderen Seite wird verheimlicht, ob jemand aus BRD oder DDR stammt.
Laut Heiß ging es nicht darum, den genauen Geburtsort zu wissen, sondern lediglich eine territoriale Zuordnung zu erhalten. Dass dies aus Datenschutz-Gründen verheimlicht wird, erkläre sich ihr nicht.
MDR (Manuel Mohr, David Wünschel), zuerst veröffentlicht am 31.07.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. August 2024 | 13:00 Uhr
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