Traditionsfirma Munition aus Schönebeck: Hoch geschätzt von Sportlern aus aller Welt
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10. Februar 2023, 12:16 Uhr
Nach 19 Jahren findet in Oberhof wieder eine Biathlon-WM statt. Fast 180.000 Zuschauer verfolgen die Weltmeisterschaft. Am Schießstand heißt es für die Sportlerinnen und Sportler: Einmal durchatmen, konzentrieren und zum Schuss kommen. Was nur wenige Zuschauer wissen: Die Munition fast aller Athleten stammt aus Schönebeck in Sachsen-Anhalt.
- Nammo ist eine der ältesten noch produzierenden Munitionsfabriken in Deutschland.
- Die Trainer der besten Athleten kommen nach Schönebeck, um die Patronen vor Ort zu testen.
- Biathleten weltweit benutzen die Munition von Nammo aus Schönebeck.
Seit mehr als 200 Jahren produziert die Firma Nammo in Schönebeck Munition. Die Munition verkauft die Traditionsfirma unter den Markennamen Lapua und SK. Vor allem Sportschützen nutzen sie, mittlerweile aber auch die Mehrheit aller Biathleten. Und so schießen bei der derzeit stattfindenden Biathlon-WM in Oberhof fast alle Sportlerinnen und Sportler mit der hochpräzisen Munition, sagte der Geschäftsführer der Nammo Schönebeck GmbH, Uwe Müller, MDR SACHSEN-ANHALT.
Seit 1832 im Geschäft
Die Nammo-Munitionsfabrik in Schönebeck ist heute eine der ältesten noch produzierenden Fabriken Deutschlands. Jährlichen verlassen ca. 200 Millionen Schuss Kleinkalibermunition die Fabrik. 1832 wurde die Produktionsstätte für sogenannte Zündhütchen gegründet. Diese Zündhütchen dienen dem Zünden des Schießpulvers.
Nach 1990 wurde das Werk privatisiert und gehört heute zu dem norwegisch-finnischen Konzern Nammo, der die Lapua- und SK-Munition herstellt. Der Weltmarktführer von Sport-Munition ist hochgefragt. Die Kunden schätzen die Präzision der Munition sehr, sie treffen immer ins Schwarze, gab ein Kunde am Schießstand im Schönebecker Werk im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT preis. Geschäftsführer Uwe Müller erklärte: "Das Besondere ist die Konstruktion der Patrone und unser Treibladungspulver, was sehr temperaturstabil ist und was dafür sorgt, dass die Patrone bei minus 20 Grad Celsius das gleiche Treffbild zeigt wie bei null Grad."
Das Besondere ist die Konstruktion der Patrone und unser Treibladungspulver.
Trainer testen Munition in Schönebeck
Über das Jahr verteilt kommen Trainer und Betreuer von Spitzenbiathleten weltweit nach Schönebeck, um Munitionslose für ihre Schützlinge zu testen. Munitionslose sind Produktionseinheiten, die zur selben Charge gehören. Die Patronen haben dadurch die exakt gleichen Eigenschaften. Jedes Los an Munition ist dagegen minimal anders, da die Zusammensetzung von dem Pulver in der Munition je nach Herstellung anders sein kann, so Christoph Tolonitz, Leiter des Sportservice bei Nammo Schönebeck.
Um herauszufinden, welches Los für welchen Schützling am besten ist, wird der Lauf einer Biathlonwaffe in einen Schraubstock gespannt. Die Fehlerquelle Mensch soll bei den Tests ausgeschaltet werden. Es werden jeweils zehn Schüsse auf eine Scheibe in 50 Metern Entfernung abgegeben. Die Scheibe ist keine klassische Scheibe mit Kreisen, die immer kleiner werden, sondern sie besteht aus Lasern. Damit kann präziser geschaut werden, wie nah die Treffer beisammen liegen. Je näher die Treffer beisammen liegen, desto besser passt die Munition zum Gewehr. Denn wie jedes Munitionslos anders ist, ist es auch jedes Gewehr. Doch es gilt: Es gibt für jeden Topf einen passenden Deckel, so ein Produktionsleiter.
Die Trainer kommen meistens mit 20 bis 40 Biathlongewehren von ihren besten Sportlern, um sie alle mit verschiedenen Losen zu testen. Das kann eine Zeit dauern. Im Schönebecker Werk schätzen die Trainer vor allem die Kältekammer. Sie können die Patronen bei realen Wintersport-Bedingungen testen. Denn die Patronen müssen kälteunempfindlich sein und auch bei minus 20 Grad perfekt fliegen, so der Leiter des Sportservice.
Was ein gutes Geschoss ausmacht
"Bei einem schlecht passendem Los gibt es Abweichungen von 20 bis 25 Millimeter, bei einem gut passendem Los sind es 12 bis 14 Millimeter", erklärt Christoph Tolonitz, der den Sportservice leitet. Das kann viel ausmachen. Ausreißer sind im Biathlon nicht erwünscht. In einem Wettkampf kann schlecht passende Munition eine Strafrunde für einen Biathleten bedeuten. Deshalb sind die Tests der Trainer so wichtig.
MDR (Marie Milius, Luise Kotulla)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 08. Februar 2023 | 19:00 Uhr
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