Sonderausschuss zum Anschlag Borris: Schnelle Entscheidung über nächsten Weihnachtsmarkt nötig
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03. März 2025, 12:45 Uhr
Mehr als zwei Monate ist der Anschlag von Magdeburg mit sechs Toten und knapp 300 Verletzten her. Im Landtag wird am Montag zum ersten Mal ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss zum Attentat tagen. Im Magdeburger Rathaus hat am Freitag bereits ein Sonderausschuss die Arbeit zur Aufarbeitung des Anschlags aufgenommen. Dieser soll Fragen zu städtischen Sicherheitsvorkehrungen bei Großveranstaltungen beantworten und das Sicherheitskonzept zum Weihnachtsmarkt analysieren.
Am Freitag hat sich in Magdeburg erstmals der Sonderausschuss der Stadt mit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt im vergangenen Dezember beschäftigt. Die Stadt will mit dem Ausschuss nach eigenen Angaben die städtischen Sicherheitsvorkehrungen und das Sicherheitskonzept analysieren.
700 Seiten wurden den Mitgliedern des Sonderausschusses bei der ersten Sitzung ausgehändigt. Daraus sollen demnach Schlüsse für künftige Weihnachtsmärkte und Großveranstaltungen in Magdeburg und deren Absicherung gezogen werden. Im Mittelpunkt der ersten Sitzung stand die Frage, ob und wo es auch in diesem Jahr einen Weihnachtsmarkt geben soll.
Neuer oder alter Standort für Weihnachtsmarkt
Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) erklärte, eine schnelle Entscheidung sei wichtig, damit Händler und Schausteller entsprechend planen könnten. Sie müsse möglichst bei der nächsten Sitzung Ende März fallen. Borris sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Das ist auch eine wichtige Frage, weil auch Händler und Schausteller sich ja darauf einstellen müssen und die gebunden werden müssen. Wenn wir diese Frage nicht schnellstmöglich klären, dann ist die Gefahr groß, dass es 2025 keinen Weihnachtsmarkt geben kann, weil die Vorbereitungen einfach eine lange Phase brauchen."
Eine Verlagerung des Weihnachtsmarktes an einen anderen Standort sei denkbar. Borris berichtete von einem Erlebnis mit einem Schulkind: "Ich hatte in einer Kinder- und Jugendsprechstunde ein kleines Mädchen aus der dritten Klasse. Sie ist so gerne mit ihrer Familie auf den Weihnachtsmarkt gegangen und hat gesagt, sie hat schon ein wenig Angst und möchte eigentlich nicht hingehen. Aber auf der anderen Seite, wenn das eben nicht stattfinden würde auf dem Alten Markt, dann hätte der Täter ja erreicht, was er erreichen wollte, und das möchte sie nicht."
Das sagen Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter zum Thema
In den sozialen Netzwerken wird die Frage nach dem Stattfinden des Magdeburger Weihnachtsmarkts und seinem Standort stark diskutiert. Unter dem Facebook-Post von MDR SACHSEN-ANHALT heißt es beispielsweise:
- Simone Raeck: "Der Weihnachtsmarkt sollte stattfinden, wo er bisher immer war. So schlimm der Anschlag war, da gibt es nichts zu beschönigen, aber jetzt denen zeigen, dass wir Angst haben, ist der falsche Weg."
- Sylvie Steckel: "Das gibt es nicht. Was ist denn mit dem Elbauenpark?"
- Andreas Schmidt: "Hier geht es um eine kommunale Frage. Die Stadt hat keine Möglichkeiten Menschen auszuweisen. Und Frau Borris hat sehr recht mit ihrer Ansage. Denn zu einem Weihnachtsmarkt gehören Schausteller, die Planungsvorlauf benötigen. Da ist März schon fast zu spät, aber nicht zu ändern."
- Kimi Mi: "Die Standortfrage ist weniger das Problem. Ein vernünftiges Sicherheitskonzept muss her. Es gab dort, wo der Fahrer durch kam, keine einzige Barriere, auch die Zulieferungswege sind lapidar geschützt gewesen. Da hilft der beste Standort nichts, wenn das Konzept nicht ausreichend ist."
Auf Instagram schreiben die Userinnen und User unter anderem:
- Marcus1gruen: "Ich verstehe nicht, wo das Problem ist, den Alten Markt zufahrtssicher zu gestalten. Zumal dieser seit Jahrzehnten für den Weihnachtsmarkt genutzt wird, hätte man eventuell schon bauliche Veränderungen vornehmen können (z.B. versenkbare Poller als Fahrzeugsperren)."
- Doreen.lindner1: "Guten Tag, wäre das Ravelin am Bahnhof keine Möglichkeit? Gibt es da nicht die Möglichkeit den Weihnachtsmarkt aufzubauen und den Menschen eine bessere Sicherheit zu gewährleisten? LG"
- Spinnenbluemli: "Das dürfte keine Diskussion sein. Wir lassen uns unsere Feste in unserer schönen Stadt nicht nehmen."
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Fragen zur Sicherheit und Terrorabwehr
Auch das Thema Sicherheit spielte hierbei eine Rolle. "Das betrifft nicht nur den Weihnachtsmarkt, sondern es geht ja auch um die Frage Großveranstaltungen, Veranstaltungen der Stadt generell: Mit welchem Maß an Sicherheit wollen die Veranstalter unterstützt werden? Was kann die Stadt auch leisten an Sicherheitsmaßnahmen?" erklärte Borris. Zudem müsse mit Blick auf Terrorabwehr geklärt werden, welche Behörde für welchen Aspekt der Sicherheit verantwortlich sei.
Die Anschaffung oder Anmietung von Sicherheitselementen wie mobile Sperren sei ebenfalls ein Thema: "Wenn man sich die Sicherheitselemente, die am 16. Januar benutzt wurden, ausleihen würde, wären das 43.000 Euro für eine Veranstaltung", sagte die Oberbürgermeisterin. Eine dauerhafte Anschaffung müsse in Anbetracht der angespannten Haushaltssituation genau geprüft werden.
Erkenntnisse bis Herbst
Für die Untersuchungen rund um das Anschlagsgeschehen stehen dem Ausschuss nach Angaben der Stadt nicht die Rechte eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu. Der Landtag hatte einen solchen Mitte Februar eingesetzt. Dabei geht es nicht nur um das Sicherheitskonzept der Stadt, sondern unter anderem auch um das polizeiliche Einsatzkonzept. Der Untersuchungsausschuss im Landtag soll voraussichtlich mehr als 100 Zeugen befragen. Die finale Entscheidung über den Standort und die Sicherheitsmaßnahmen des Magdeburger Weihnachtsmarktes steht noch aus. Mit einem Abschlussbericht des städtischen Sonderausschusses wird laut Stadt Ende September dieses Jahres gerechnet.
Am 20. Dezember 2024 war ein 50 Jahre alter Arzt aus Saudi-Arabien mit einem Auto in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. In der Folge starben sechs Menschen, etwa 300 wurden verletzt. Der mutmaßliche Täter hatte davor im Maßregelvollzug in Bernburg als Arzt gearbeitet. Er wurde unmittelbar nach der Tat festgenommen.
dpa, MDR (Lars Frohmüller, Susanne Ahrens), zuerst veröffentlicht am 02.03.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. März 2025 | 12:00 Uhr
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