Radwegenetz Über das Pro und Contra beim Pendeln mit dem Fahrrad
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07. März 2024, 12:32 Uhr
Der Frühling kommt, die Saison für viele Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen beginnt. Das Land investiert in Radwege: Die Lücken im Radwegenetz werden kleiner. Aber vor allem in kleinen Städten gibt es noch viel zu tun. Mit dem Fahrrad zur Arbeit zu pendeln, ist mitunter nicht unbedingt bequem.
- Die Fahrradsaison beginnt.
- In Fahrradwerkstätten werden Räder für den Frühling durchgecheckt.
- Land und Bund investieren in den Ausbau des Radwegenetzes.
Kurz vor sieben radelt Sven Habich durch den Nieselregen in der Morgendämmerung zur Arbeit in Aschersleben. Er ist voll ausgestattet: Helm, Mütze, Regenhose und -jacke, Warnweste. Sein Weg führt bergauf.
Der Kopf ist frei, der Tag beginnt ganz anders.
"Der Kopf ist frei, der Tag beginnt ganz anders", sagt er und, dass er bei jedem Wetter fährt. Sein Arbeitsweg – vier, fünf Kilometer durch die Stadt – dürfte nicht länger als eine Viertelstunde dauern. Die Strecke kennt er in- und auswendig, genau wie die Kreuzungen, die mitunter ziemlich unübersichtlich sind. Dazu kommen lückenhafte Radwege, die mitunter zwar irgendwo beginnen, aber ohne Anschluss enden.
Der Radfahrer muss auch auf der Straße fahren. Am Straßenrand zeigen sich die Spuren des Winters – große Schlaglöcher. "Wir haben tatsächlich nach dem Winter viele Risse und Löcher im Asphalt", beschreibt Habich seinen Arbeitsweg. Straßenunterhaltung ist offensichtlich ein Thema. "Und hier oben am Kreisverkehr sehen wir Radwege, die einfach im Nirwana enden." Mit einem bisschen Rücksicht, wenn alle Verkehrsteilnehmer aufeinander achten, dann funktioniere das auch, sagt Habich.
Neue Saison: Viel zu tun in der Fahrradwerkstatt
Der Arbeitsweg von Sven Habich führt fast direkt an einer Fahrradwerkstatt vorbei. Beim Fahrradservice Schmidt haben die Mechaniker momentan viel zu tun: Bremsen überprüfen, Speichen nachziehen, Reifenprofil anschauen, Kette ölen, mechanische Verbindungen prüfen. Das alles gehört zum Frühjahrs-Check beim Fahrrad. Die Inspektionen für die neue Saison laufen hier schon seit Wochen.
Geschäftsführer Denis Horn hat vorgeplant: "Wir haben das Werkstattgeschäft aufgebohrt", sagt er. Es wurden Mitarbeiter aufgestockt, um mehr Werkstattgeschäft anbieten zu können. Die Wartezeiten sind kurz. Und auch das Lager ist gut gefüllt. Lieferengpässe gehören der Vergangenheit an.
Neue Lust aufs Radfahren war übrigens nicht nur ein Corona-Phänomen. E-Bikes sind gefragt. "Der Markt ist noch lange nicht gesättigt. Der Trend geht dahin", stellt Denis Horn fest.
Hier wird in Radwege investiert
Längere Radtouren oder Pendlerstrecken zu bewältigen, das dürfte einfacher werden. Denn: Das Land investiert in Radwege. Straßenbegleitend an Bundes- und Landesstraßen verlaufen in Sachsen-Anhalt nach Angaben des Verkehrsministeriums 1.436 Kilometer Radwege. In den vergangenen drei Jahren wurden demnach mehr als 73 Kilometer straßenbegleitende Radwege neu gebaut. Allein 2023 wurden rund 13,7 Millionen Euro investiert. In diesem Jahr haben Land und Bund 18,4 Millionen Euro für Radwege in Sachsen-Anhalt eingeplant.
Im Salzlandkreis beginnen in Kürze die Bauarbeiten für einen Radweg, der Barby und Pömmelte verbindet – entlang der Landstraße L51. In der Börde haben in dieser Woche die Arbeiten für einen neuen Abschnitt des sogenannten Ferkeltaxen-Radweges begonnen. Rund 820.000 Euro fließen in den Ausbau des Weges auf der ehemaligen Bahntrasse Eilsleben-Haldensleben.
Radfahrer-Club sieht Verbesserungspotenzial in kleinen Städten
Stephan Marahrens, Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Sachsen-Anhalt (ADFC), sieht noch Aufgaben für die Träger des Radwegeausbaus: "Aus Sicht der Menschen, die viel Fahrrad fahren und alle zwei Jahre am Fahrradklimatest teilnehmen, gibt es viel Verbesserungspotenzial", sagt Marahrens. Der Fahrradklimatest ist eine Umfrage zur Radfahr-Situation. "In einigen Städten funktioniert es bereits etwas besser", stellt Stephan Marahrens fest.
"Bei vielen kleineren und mittleren Städten besteht jedoch noch viel Nachholbedarf." Das Fahrrad als Verkehrsmittel wird immer beliebter. Nicht zuletzt wegen der Kosten. Hauptsächlich fehlt es an Infrastruktur. In den 1990er Jahren wurde zwar viel gebaut – heute entspricht vieles aber nicht mehr den geltenden Standards.
Ein weiteres Problem: Unterhaltung und Pflege
Die Unterhaltung und Pflege von Radwegen und Fahrbahnmarkierungen ist ein Thema, stellt auch Sven Habich fest. Auch er engagiert sich beim ADFC. An einer Stelle, an der die gestrichelten Linien auf dem Fahrbahnbelag kaum zu erkennen sind, hatte er schon einen Unfall. "Wir fahren gleich an der Stelle vorbei, wo ich freitags von der Arbeit gekommen bin, wo mich ein Autofahrer sozusagen aufgegabelt hat und ein ganzes Stück mitgenommen hat." Seitdem ist sein Bein in Mitleidenschaft gezogen.
"Aber was wäre die Alternative? Ich will mich ja nicht zurückziehen", sagt er. Auch solche Vorfälle trüben offensichtlich nicht die Freude am Radfahren: "Es macht Spaß, es hält fit und man ist schneller." Hier in der Stadt trifft das auf jeden Fall zu. Ein paar Minuten später rollt er schon über den Hof seiner Arbeitsstelle.
Mitunter kann das Fahrrad für den Weg zur Arbeit eben auch ganz einfach die bessere Wahl sein.
Fahrradfahrer arbeitet in Autohaus
Sven Habich betreibt ein Autohaus. "Ich bin der Meinung, man sollte den Verkehrsträger nehmen, der für die jeweilige Situation am besten ist." Bewusst abwägen, ist ihm wichtig. "Es ist jetzt nicht so, dass man sagt: Es geht nur das Fahrrad. Sondern das ist ein Teil der Mobilität. Und mitunter kann das Fahrrad für den Weg zur Arbeit eben auch ganz einfach die bessere Wahl sein."
MDR (Tom Gräbe)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT | 06. März 2024 | 07:40 Uhr
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