Femizid Junge Frau in Genthin getötet: Haftbefehl gegen mutmaßlichen Täter erlassen
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07. Februar 2025, 16:35 Uhr
Eine junge Frau ist am vergangenen Donnerstag in Genthin offenbar Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Sie starb wenig später an ihren Verletzungen. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde am Samstag Haftbefehl erlassen. Es soll sich um den Ex-Freund der jungen Frau handeln, der einem Medienbericht zufolge bereits ein Annäherungsverbot hatte. Zu den genauen Hintergründen hält sich die Polizei bedeckt.
Auch eine knappe Woche nach dem mutmaßlichen Gewaltverbrechen in Genthin bleibt die Polizei bei der Einordnung der Tat vage. Trotz Hinweisen auf eine früheren Beziehung zwischen Opfer und Täter wollen die Ermittler bei der Tötung der jungen Frau nicht von einem Femizid sprechen. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT hieß es aus der Pressestelle: "Die Ermittlungen wurden von einem Fachkommissariat der Polizeiinspektion Stendal übernommen und dauern nach wie vor an. Es kann daher aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft zu neuen Erkenntnissen oder einem möglichen Tatmotiv gegeben werden."
Die 20 Jahre alte Frau am Donnerstagnachmittag (30. Januar) gegen 16 Uhr schwer verletzt aufgefunden worden. Sie sei trotz medizinischer Hilfe kurze Zeit später gestorben, hieß es.
Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Haftbefehl erlassen. Das teilte die Polizei in Stendal am Samstag (1. Februar) mit. Der 28 Jahre alte Verdächtigen kam demnach in Untersuchungshaft.
Der Deutsche war am Freitagvormittag (31. Januar) von der Polizei mittels öffentlicher Fahnung laut Staatsanwaltschaft in Jerichow gefasst worden. Die Behörden hatten zuvor mit einem Foto und per Hubschrauber nach dem Mann gefahndet.
Femizide in Deutschland: Fast jeden dritten Tag
Fast jeden dritten Tag wird laut Bundeskriminalamt in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Diese Taten werden auch als "Femizid" bezeichnet. Der Begriff meint die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist. Diese Definition stammt von der US-Soziologin und Feministin Diana Russell von 1976. Bis heute gibt es weder in der Wissenschaft noch in der Gesellschaft einen Konsens über die genaue Verwendung des Begriffs.
Laut der Bundeszentrale für politische Bildung sind mit dem Begriff Tötungen von Frauen gemeint, die durch hierarchische Geschlechterverhältnisse motiviert sind. Diese würden häufig in (Ex-)Partnerschaften ausgeübt, könnten aber auch außerhalb stattfinden.
Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, können sich rund um die Uhr kostenfrei an das Hilfetelefon unter 116 016 wenden. Das Angebot gilt sowohl für körperliche, sexuelle oder psychische Gewalt sowie Stalking oder sexuelle Belästigung. Das Hilfetelefon bietet eine anonyme Beratung und steht steht auch Angehörigen, Freundinnen und Freunden für Fragen und Informationen zur Verfügung. Online sind die Beratungsangebote unter https://onlineberatung.hilfetelefon.de erreichbar.
Ermittlungen zu Hintergründen der Tat in Genthin laufen
Wie die Polizei nach der Tat der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, gibt es Hinweise auf eine frühere Beziehung zwischen dem mutmaßlichen Täter und der Getöteten. Ersten Ermittlungen zufolge soll es zwischen der Frau und dem 28 Jahre alten Deutschen eine Auseinandersetzung gegeben haben. Zu weiteren Hintergründen – etwa der Frage, womit das Opfer so schwer verletzt worden war – äußerten sich die Ermittlungsbehörden bislang auf MDR-Anfrage nicht.
Die Volksstimme berichtet, der mutmaßliche Täter sei polizeibekannt. Das Opfer sei seine Ex-Freundin. Die Bild-Zeitung berichtet zudem, der Mann habe bereits ein Annäherungsverbot gehabt. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine Aussage der Mutter des Opfers. Die Tochter habe zuletzt Todesangst gehabt.
Das ist ein Annäherungsverbot
Ein Annäherungsverbot soll in Fällen von Stalking, Belästigung, Bedrohung oder häuslicher Gewalt Opfer vor Übergriffen schützen. Aus dem Gewaltschutzgesetz geht hervor, dass ein solches Verbot gerichtlich angeordnet werden kann. Dem Täter kann demnach unter anderem untersagt werden, die Wohnung des Opfers zu betreten, sich in einem bestimmten Umkreis der Wohnung aufzuhalten oder an Orte zu gehen, an denen sich das Opfer regelmäßig aufhält.
Ein Verstoß gegen ein Annäherungsverbot kann eine Freiheits- oder eine Geldstrafe zur Folge haben.
Die Trauer und die Wut über die Tat sind weiterhin groß. In den sozialen Netzwerken äußern zahlreiche Menschen auch mehrere Tage nach der Tat ihre Anteilnahme.
dpa, MDR (Anja Höhne, Luca Deutschländer, Michel Holzberger, Marcel Knop-Schieback, Mario Köhne, Linus-Benedikt Zosel, Kalina Bunk, Susanne Ahrens) | Erstmals veröffentlicht am 31.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. Februar 2025 | 13:00 Uhr