Die Besitzer Gabi und Dirk Förstel rudern über ihren See. 3 min
Im Video: Die ehemalige Kiesgrube bei Brettin im Jerichower Land soll zum Naturparadies werden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ehemalige Kiesgrube Vermüllter See soll zum stillen Erholungsort werden

25. Februar 2025, 05:00 Uhr

Damit ihm im Alter nicht langweilig wird, hat Dirk Förstel einen See im Jerichower Land gekauft – und seiner Familie gewidmet. Allein die Aufräumarbeiten an der ehemaligen Kiesgrube können sich noch Jahre hinziehen. Doch das nimmt die Familie für ein besonderes Naturerlebnis fernab der alten Heimat in Kauf.

MDR-SACHSEN-ANHALT-Reporterin Anja Nititzki
Bildrechte: Jürgen Lehmann

"Ich bin ein Spinner, nur Spinner machen so etwas", sagt Dirk Förstel über sich selbst. Zusammen mit seiner Frau Gabriele hat er einen See gekauft. Doch nicht etwa, um an seinem Ufer ein Haus zu bauen. Nein, viel mehr suchte der heute 60-Jährige eine neue Herausforderung im Leben. Die haben er und seine Familie im Jerichower Land nun wahrlich gefunden. Die Arbeit zur Renaturierung des Fabjen-Sees genügt für Jahrzehnte. Und wie kam der See zu diesem besonderen Namen? Ganz einfach: Er ist ein Familien-See.

Von der "Kiesgrube 2" zum "Fabjen-See"

Der Fabjen-See heißt so, weil See-Besitzer Dirk Förstel ihn nach seinen Kindern Fabian und Jennifer benannt hat. Die beiden sind 13 und 16 Jahre alt. Ihr Vater hat ihnen damit in gewisser Weise ein Naturdenkmal gesetzt. Der See liegt bei Brettin – nahe Genthin im Jerichower Land – mitten im Wald.

Fabjen-See
Dirk und Gabriele Förstel sind gern auf ihrem See unterwegs. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Von Pforzheim nach Brettin

Dirk Förstel und seine Frau aus Pforzheim in Baden-Württemberg haben gezielt nach einem See gesucht. Sie haben sich überall umgeschaut, auch in Österreich und in Niedersachsen und sich dann für die Kiesgrube 2 bei Brettin entschieden. In ihrer alten Heimat haben sie alle Zelte abgebrochen und in Sachsen-Anhalt einen Neustart gewagt. Das liegt jetzt fünf Jahre zurück und genau so lange sind sie schon mit der Entrümpelung des idyllisch gelegenen Sees beschäftigt.

Nach dem Ende des Kiesabbaus in den Neunzigern haben viele ihren Schrott und ihren Müll in und um den Fabjen-See herum entsorgt. Unzählige Autoreifen, Flaschen, Maschinen, Asbest, Hausmüll, sogar zwei ganze Wohnwagen haben die Förstels am Ufer und unter Wasser gefunden. In den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Kiesabbau-Betriebes stehen bis heute gefüllte Ölbehälter. Dirk Förstel, gelernter Handwerkermeister für Sanitärinstallation, ist bisher ausschließlich mit der Entrümpelung und Renaturierung des Sees beschäftigt, in Handarbeit. Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.

Die Zukunft des Fabjen-Sees

Es gibt schon kleine Lichtblicke. Denn hier und da kommt zwischen dem Müll grüner Rasen und glasklares Wasser zum Vorschein. Die Zukunft hat parallel zur Beräumung der Vergangenheit begonnen. Es gibt am Fabjen-See schon einen kleinen Campingplatz. Der wird von Radtouristen und vor allem von Anglern genutzt.

Fabjen-See
Überall entlang der ehemaligen Kiesgrube wurde über Jahre Müll illegal entsorgt. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Anglerparadies Fabjen-See

Ralf und Jürgen Schulze sind leidenschaftliche Angler. Sie kommen schon seit neun Jahren zum Fabjen-See. Schon als er noch Kiesgrube 2 hieß, warfen sie hier ihre Angeln aus. Sie lieben den Fabjen-See, weil sie dort ihre Ruhe haben und weil es dort dicke Fische herauszuholen gibt. Riesige Welse, Karpfen und Störe haben sie schon geangelt und auch wieder zurück in den Fabjen-See gesetzt.

Fabjen-See
Angler schätzen die Ruhe am Fabjen-See. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

"Wir lieben die Ruhe hier. Wir Angler haben viel Platz, keine Badegäste schwimmen zwischen den Schnüren herum und es gibt sanitäre Anlagen, anders als an anderen Angelgewässern", erzählt Jürgen Schulze aus Magdeburg. Und schön sei, dass sie ihre Zelte gleich auf dem kleinen Campingplatz aufstellen dürfen. Dirk Förstel freut sich über die treuen Gäste. "Willkommen sind hier alle, die die Stille der Natur zu schätzen wissen, auch Familie und Radtouristen von den umliegenden Radwegenetzen. Wir wollen keine Massen hier haben, es soll überschaubar bleiben", so Förstel.

Aufgeben ist keine Option

Ein offizielles Badegewässer soll der See übrigens nicht werden. Denn dann müsste Dirk Förstel dauerhaft die Wasserqualität testen lassen und vor allem permanent einen Rettungsschwimmer beschäftigen. Das will er nicht, er setzt mehr auf Naturgenuss und absolute Ruhe. Nur die Vögel soll man rufen und den Biber nagen hören.

Fabjen-See
Der kleine Campingplatz wird von Radtouristen und Anglern genutzt. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Die Förstels planen auch nicht, ein Haus am Ufer ihres Sees zu bauen. Nur eine kleine Betreiberwohnung und eine Ferienwohnung soll es geben. Leicht haben sie es schon dabei nicht. Aktuell geht um Bauanträge, Fördermittel und Behörden, die es ihnen nicht leicht machen. Aber Aufgeben ist für die Familie am Brettiner Fabjen-See keine Option.

MDR (Anja Nititzki, Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. Februar 2025 | 19:00 Uhr

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