Präsident des Harzklubs Auch ohne Schnee: "Die Urlaubsregion Harz wird stärker!"

02. März 2020, 17:47 Uhr

Winter ohne Schnee, mehr Urlauber im Sommer als im Winter? Für den Harz kein Problem, sagt der Präsident des Harzklubs, Dr. Oliver Junk. Denn hier setze man bereits seit einiger Zeit auf Ganzjahrestourismus. Der Harz brauche weder Subventionsprogramme, noch müsse hier ein Skiliftbetreiber gerettet werden.

Der Frühling beginnt im Harz eigentlich immer etwas später. In diesem Jahr blüht und grünt es schon im Februar. Die alpinen Pisten in Braunlage, Hahnenklee und St. Andreasberg konnten trotz Beschneiungsanlagen nur an wenigen Tagen öffnen. Und auch Skilanglauf war fast nicht möglich.

Harz Skipiste Schneemangel
Aus Schneemangel standen die Lifte am Wurmberg in diesem Winter meist still. Bildrechte: imago images/Jan Eifert

Oliver Junk, Oberbürgermeister von Goslar und Präsident des Harzklubs, sieht die Lage entspannt. Der fehlende Winter sei kein herber Schlag für die Region. Wessen Existenz noch einzig und allein vom Wintergeschäft abhänge, der habe die Entwicklung der letzten Jahre verschlafen. Natürlich fehle es vielen Unternehmern in dieser Saison an Umsätzen, aber der Winter sei im Harz nun mal nicht mehr das Brot- und Buttergeschäft.

Nun wollen wir mal sagen, dass viele in den letzten Jahren gut verdient haben. Es gab in den letzten Jahren erheblich Schnee- und Skitage. Und das wird es auch wieder geben. Aber das Geschäft muss man eben anders betrachten. Eine 100-prozentige Schneesicherheit gibt es eben nicht.

Oliver Junk, Präsident des Harzklubs

Junk selber fährt Ski Alpin. Er ist kein Gegner von Schneekanonen. Doch er weiß, dass der Harz in Zukunft nicht mehr das klassische Abfahrtsgebiet sein wird.

Der Harz bleibt Wintersportregion – dafür muss man nicht notwendigerweise Ski Alpin fahren können. Menschen bewegen sich einfach gerne in der Natur.

Oliver Junk, Präsident des Harzklubs

Insgesamt, so Junk, könne man an den steigenden Gästezahlen deutlich sehen, dass die Urlaubsregion Harz stärker wird. "Weder der Borkenkäfer noch fehlender Schnee machen uns hier im Harz irgendwas kaputt."

Was den Borkenkäfer angeht, räumt Junk Aufklärungsbedarf ein. Darum plane der Harzklub etwa Führungen durch die befallenen Gebiete. Das könne doch auch für Familien interessant sein, wenn erklärt werde, warum der Wald jetzt so aussieht wie er aussieht und was darin genau passiert.

Aber der Harz habe noch viel mehr zu bieten als Natur. Kultururlaub werde immer beliebter. Immerhin könne man in der Region mit geringem Aufwand gleich mehrere Welterbestätten besuchen. Mit dem Bergwerk Rammelsberg, der Altstadt von Goslar und der Oberharzer Wasserwirtschaft gebe es sogar ein Flächenwelterbe von über 200 Quadratkilometern. Das solle künftig mit zusätzlichen Informationszentren im Kloster Walkenried und im historischen Rathaus von Goslar noch besser beworben werden.

Welterbe im Harz

  • Die Altstadt von Quedlinburg: Sie ist über 1000 Jahre alt und liegt am nordöstlichen Rand des Harzes. Zum Welterbe zählen die Bauten der Romanik, 1300 Fachwerkhäuser und Villen der Gründerzeit und des Jugendstils. Die Stiftskirche St.Servatii wurde von der UNESCO als "architektonisches Meisterwerk der Romanik" ausgezeichnet. Sie beherbergt einen der wertvollsten Kirchenschätze des Mittelalters. Die Altstadt selbst wird von der UNESCO als ein "außergewöhnliches Beispiel für eine europäische mittelalterliche Stadt" bezeichnet. Im Stadtkern sind rund 800 Häuser als Einzeldenkmal ausgewiesen.
  • Das Bergwerk Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und die Oberharzer Wasserwirtschaft: Das Erzbergwerk Rammelsberg und die Altstadt von Goslar wurden 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Am 1. August 2010 kam auch die Oberharzer Wasserwirtschaft dazu. Im Mittelalter schlug hier das Herz der europäischen Finanzwirtschaft. Bedeutende Bauwerke der Architektur entstanden, vom einfachen Bergmannshaus bis zur Kaiserpfalz. Kilometerlange Stollensysteme und das größte, vorindustrielle Energieverbundsystem der Welt – die Oberharzer Wasserwirtschaft mit zahlreichen Teichen prägen die Harzer Berglandschaft über und unter Tage.
  • Die Lutherstadt Eisleben:  Die Luthergedenkstätten im östlichen Harzvorland sind seit 1996 UNESCO-Welterbe. Dazu gehört das Geburtshaus Luthers, in dem die Stationen seines Lebens nachgezeichnet werden. Sein Sterbehaus wurde im September 2012 mit einer neuen Ausstellung als Museum wieder eröffnet. In der Taufkirche St. Petri-Pauli wird der "Luthertaufstein" aufbewahrt. Und in der St. Andreaskirche hielt Martin Luther seine vier letzten Predigten.

Klar ist für Junk auch, dass junge Menschen und Familien, die in den Harz kommen, ihren Urlaub aktiv verbringen möchten. Das Wetter lasse das natürlich nicht immer zu. Aber auch darauf würden sich mehr und mehr Anbieter einstellen. Bad Sachsa etwa im Südharz habe eine riesige, neue Kletterhalle. Und in Hahnenklee sei ebenfalls eine Indoorsportanlage in Planung. Von Torfhaus aus solle man bald von einer riesigen Aussichtsplattform in den Harz schauen können. Dem Präsident des Harzclubs jedenfalls ist beim Blick in die Zukunft nicht bange.

Leben bedeutet Veränderung und wer heute im Harz noch davon leben muss, dass er alpine Ski verkauft, der hat einfach ein Thema verpasst. Es kommt ja nicht von jetzt auf gleich. Und wer mit offenen Augen durch den Harz geht, der erlebt ja, dass die Winter sich deutlich unterscheiden von denen, die es hier vor 20 oder 30 Jahren gab.

Oliver Junk, Präsident des Harzklubs

Über die Autorin Katja Luniak arbeitet seit Januar 2019 für die Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT. Davor war und ist immer noch das Radio ihre Heimat. In Magdeburg, Halle, Berlin und Sidney hat sie so ungefähr alles mitgemacht, was das Medium Radio erlaubt. Jetzt arbeitet sie als Hörfunk- und Online-CvD, ist aber am liebsten mit Mikrofon und Fotoapparat im Land unterwegs. Auch privat. Dann aber eher mit dem Fahrrad, mit Wanderschuhen, auf Ski...

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Quelle: MDR/kl

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. März 2020 | 10:30 Uhr

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