Abgebrannte Waldfläche am Königsberg im Harz
Nach dem Waldbrand am Brocken in der vergangenen Woche hat der Landtag darüber diskutiert, wer die Kosten für den Löscheinsatz tragen muss. Bildrechte: MDR

Debatte im Landtag Kostenfrage nach Waldbrand auf dem Brocken noch unklar

20. September 2024, 11:45 Uhr

Nach dem mehrtägigen Brand am Brocken hat der Landtag darüber diskutiert, wer die Kosten für den Löscheinsatz trägt. Auch über zwei mögliche Brandursachen – Totholz und die Brockenbahn – wurde gesprochen. Unterdessen sucht die Polizei über ein Hinweisportal weiter nach Zeugen und Bildmaterial.

Nach dem Waldbrand am Brocken Anfang September stellt sich die Frage, wer die Kosten des Löscheinsatzes trägt. Die Opposition forderte in einer Landtagsdebatte am Donnerstag insgesamt mehr Unterstützung für die Kommunen. Vertreter von allen Fraktionen lobten die unermüdliche Arbeit der Einsatzkräfte während des Brands. 

Stadt Wernigerode rechnet mit Kosten in Millionenhöhe

Die Stadt Wernigerode rechnet mit Kosten von bis zu drei Millionen Euro. Die AfD-Landtagsfraktion fordert klare Regelungen für die Kostenübernahme bei Großbränden und sieht die Regierung in der Verantwortung. Auch die Grünen sehen das Land in der Pflicht, mehr zu tun. Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann kritisierte, dass es keine klare und verlässliche Unterstützung durch das Land gibt. Das könne so nicht bleiben.

Auch in der schwarz-rot-gelben Koalition ist man sich dessen bewusst. Der Abgeordnete Olaf Feuerborn (CDU) sagte, die Kosten seien nicht ohne Weiteres zu stemmen. Forstminister Sven Schulze (CDU) vermied jedoch konkrete Zusagen. Die Diskussion um die Finanzierung müsse in den Fachausschüssen des Landtags geführt werden, sagte er auf Nachfrage. Er sei da der falsche Ansprechpartner.

Die FDP-Fraktion brachte einen Fonds ins Spiel. Einnahmen aus der Feuerschutzsteuer könne man nutzen, um bei der Bewältigung von Einsatzkosten zu helfen, sagte die Abgeordnete Kathrin Tarricone.

Brandursache: Debatte über Totholz und die Brockenbahn

Neben den Kosten wird weiter über die Ursachen der Brände im Harz diskutiert. Dabei geht es nicht nur um die Rolle der Harzer Schmalspurbahnen, sondern auch um das Totholz im Nationalpark. Dieses ist laut Brandexperten einer der Gründe für die erhöhte Brandgefahr und erschwerte Brandbekämpfung. "Totholz ist eine Gefahr", sagte Feuerborn am Donnerstag im Landtag. Ähnlich sieht das Andreas Henke (Linke). Das Totholz sei ein großes Problem im Harz.

Elrid Pasbrig (SPD) betonte, die Brände seien möglicherweise durch Touristen oder durch die Bahn ausgelöst worden. Insgesamt sei es auffällig, dass die Brandherde der vergangenen Brände entlang der Brockenbahnstrecke liegen würden. Pasbrig begrüßte die aktuelle Debatte über alternative Antriebe. Auch Forstminister Schulze betonte, dass die Harzer Schmalspurbahnen die Herausforderungen nicht ignorierten. Das Unternehmen wolle bereits bei niedrigerer Waldbrandgefahr auf Dieselloks umsteigen.

Polizei sucht weiter nach Zeugen

Unterdessen sucht die Polizei noch immer Zeugen, die am Tag des Feuerausbruchs im Harz Fotos oder Videos gemacht haben. Auch über ein Hinweisportal für den Brocken-Brand können Dateien an die Polizei gesendet werden, auf Wunsch anonym.

Rauch steigt aus dem Einsatzgebiet am Brocken auf.
Auf mehr als 1.000 Metern hatte sich das Feuer am Brocken ausgebreitet. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Das war passiert Das Feuer im Harz nahe der Kesselklippe am Königsberg war am ersten Freitag im September (6. September) ausgebrochen. Die Löscharbeiten dauerten mehrere Tage. Das Feuer hatte sich über verschiedene Brandherde auf etwa einem Kilometer Länge ausgebreitet. Der Brocken war für fünf Tage gesperrt.

Wie das Polizeirevier Harz mitteilte, sollen sich Personen melden, die am Freitag, den 6. September, zwischen 10 Uhr und 14 Uhr Fotos oder Videos gemacht haben – und zwar von der Seite des Brockens zwischen Eckerloch und Goethebahnhof. Das Polizeirevier nimmt Hinweise auch unter der Telefonnummer 03941/674293 entgegen.

Glutnester brennen im Dunkeln am Königsberg. 1 min
Mit der Zeugen- und Bildmaterialsuche hofft die Polizei, die Ursache des Brandes am Brocken herauszufinden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
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MDR SACHSEN-ANHALT Mi 18.09.2024 15:35Uhr 00:35 min

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Wanderinnen aus Berlin melden sich

Die Wandernden, die das Feuer vom Imbiss "Gipfelstürmer" am Wurmberg aus gemeldet hatten, haben mittlerweile mit dem Polizeirevier Harz Kontakt aufgenommen. Es handelt sich um zwei Frauen im Alter von 59 und 63 Jahren aus Berlin. Wie eine Sprecherin des Reviers MDR SACHSEN-ANHALT sagte, erhoffen sich die Beamten, die genaue Uhrzeit des Brand-Ausbruchs herauszufinden.

Flugzeuge, Hubschrauber und selbst gebauter Feuerwehrwagen im Einsatz am Brocken

Bei dem Brand waren mehrere Flugzeuge und Hubschrauber, unter anderem von Bundeswehr und Polizei im Einsatz. Auch der selbst gebaute Tanklöschwagen der Feuerwehr Benneckenstein hatte bei den Löscharbeiten geholfen. Der Waldbrand am Königsberg galt am 11. September als gelöscht. Die Ermittlungen laufen nach Angaben der Polizei derzeit in alle Richtungen.

dpa, MDR (Cynthia Seidel, Luise Kotulla, Fabienne von der Eltz) | Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 16. September 2024.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. September 2024 | 19:00 Uhr

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