Wenn der Herbst Einzug gehalten hat und der Winter seine Fühler ausstreckt, tanzen in Thale ausnahmsweise keine Hexen, sondern Spezialisten für Seilbahnen. Zum Ende eines jeden Jahres stehen Wartungsarbeiten an und die Gondeln still. Dann kuscheln sich die Kabinen dicht an dicht in der Garage – also der Bergstation auf der "Hexe".

Instandhaltung und Pflege der Seilbahn Thale gehören freilich das ganze Jahr über zum Programm. "Sicherheit ist das A und O", sagt Thomas Niewerth, der Betriebsleiter der Seilbahnen Thale Erlebniswelt. "Die Ausflügler, die wir zwischen Thale, Hexentanzplatz und Roßtrappe befördern, steigen vollsten Vertrauens in die Gondeln und erwarten zu Recht ein höchstes Maß an Sicherheit." Auch dafür sei eine turnusgemäße Wartung unumgänglich.

Für die schroffen Felsen haben die Spezialisten bei ihrer Arbeit keinen Blick. Bildrechte: MDR/ Swen Wudtke

In diesem Jahr ist sie aber etwas Besonderes: Die Seil-Führungsrollen an den Stützen werden demontiert, zerlegt, Verschleißteile gegen neue ausgetauscht und mit einem Kran wieder montiert. "An den Stützen an der Talstation war das vergleichsweise ein Kinderspiel", schmunzelt Niewerth am Fuße der Stütze 4, unterhalb der Bergstation.

Dieser über 30 Meter hohe Stahlmast neigt bewusst aus dem Lot, fest verankert im Harzer Granit – gleich neben dem markanten Dr.-Ernst-Wachler-Felsen. Ein Autokran hat hier keine Chance, selbst das Stromaggregat für die Seilwinde musste durch unwegsames Gelände zu Fuß herangeschafft werden.

Vor ein paar Tagen war Thomas Niewerth mit seinen Kollegen und bei heftigen Sturmböen auf die Stütze geklettert, um die gewarteten Rollen wieder zu montieren. Der Experte spricht von einer Rollenbatterie: "Eine Trägereinheit mit 12 Rollen und mehr als drei Tonnen Gesamtgewicht." Diesmal bleibt er am Boden, als das Stromaggregat rattert und die Seilwinde surrt, um die zweite Rollenbatterie in die Höhe zu hieven. "Die Jungs sind voll konzentriert, jeder Handgriff muss sitzen", blickt Niewerth empor zur Stützenspitze.

Und tatsächlich, die Spezialisten in luftiger Höhe und auf der Stützenplattform scheinen für die bizarre Schönheit der schroffen Felsen am Tor zum Bodetal keine Augen zu haben. Und als nach knapp zwei Stunden der Schlagschrauber durch den Rundstahlmast und durchs Bodetal hallt, entspannt sich Niewerths Gemüt sichtlich. "Das Geräusch sagt mir, jetzt sitzt die Rollenbatterie wieder da, wo sie hingehört."

Thomas Niewerth wil die Arbeiten am Berg nie zur Routine werden lassen. Bildrechte: MDR/ Swen Wudtke

Der heutige Betriebsleiter ist seit zehn Jahren bei der Seilbahn Thale, er scheint jede Schraube, jeden Bolzen, jede wuchtige Rolle zu kennen. Solch aufwendige Maßnahmen wie den Rollentausch will er nicht zur Routine werden lassen, um ihnen immer wieder mit Respekt begegnen zu können.

Ein paar Tage werden die Wartungsarbeiten an der Seilbahn zum Hexentanzplatz noch dauern – am Sessellift zur Rosstrappe übrigens auch. Geplant ist, dass beide zu Weihnachten wieder einwandfrei und sicher funktionieren, um Fahrgäste über das Bodetal schweben lassen können.