Wintersport 30. Winterspiele für Menschen mit geistiger Behinderung
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07. Februar 2025, 11:50 Uhr
Das ist einmalig in Deutschland: Menschen mit einer geistigen Behinderung treffen sich im Harz zu ihren eigenen Landes-Winterspielen. Zum 30. Mal bereits finden sie statt. Über 400 Aktive und Betreuer aus ganz Sachsen-Anhalt messen sich in Schierke in verschiedenen Wintersportdisziplinen.
- Zum zweiten Mal werden in Schierke im Harz die Landeswinterspiele für Menschen mit geistiger Behinderung ausgetragen.
- Die mehr als 400 Teilnehmenden können in drei Disziplinen und einer Spaßolympiade antreten.
- Die Wettkämpfe sind deutschlandweit einmalig und finden bereits zum 30. Mal statt.
Von Schnee ist nur noch wenig zu sehen in Schierke. Der örtliche Rodelhang ist braun und die umliegenden Hänge sind es auch. Ein paar Schneereste an schattigen Stellen erinnern an den Winter – und die Feuerstein Arena mit ihrer Kunsteisfläche. Dank dieser sind es wirklich "Winterspiele", die in Schierke stattfinden.
Gerade fand die Eröffnung in der Schierker Baude statt. In der Einrichtung des Landessportbundes Sachsen-Anhalt traten Tänzerinnen und verkleidete Schneemänner auf. Es gab eine Erwärmung, und Festansprachen wurden gehalten. Jetzt haben sich die Gruppen auf den Weg zu den einzelnen Stationen gemacht. Auf der Kunsteisfläche finden die Wettbewerbe im Eisstockschießen und Puck-Zielschießen statt.
Winterspiele zum zweiten Mal in Schierke
Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Landes-Winterspiele des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Sachsen-Anhalt (BSSA) ist das ein echtes Highlight. Denn jahrzehntelang fand das Eisstockschießen in Turnhallen statt, mit Filzbelägen unter den Eisstöcken. Seit letztem Jahr, als die Winterspiele erstmals in Schierke organisiert wurden, können die Wettbewerbe auf echtem Eis erfolgen.
An einer der beiden Wettkampfbahnen ist Dirk Harnisch mit seiner Gruppe angekommen. Der 57-Jährige ist Sportlehrer an der Sine-Cura-Förderschule für geistige Behinderungen in Gernrode und seine Gruppe sind seine Schülerinnen und Schüler. Seit 23 Jahren fährt er mit ihnen zu den Landeswinterspielen. Das sei mal etwas anderes als der Sportunterricht, sagt er. Andere Disziplinen bedeuteten auch neue Herausforderungen.
Zum Beispiel für Leonie Timmler. Sie holt Schwung, noch mal und noch mal, schiebt dann den Eisstock übers Eis, der dann durch einen Tor-Bogen in einer Holzwand rutscht. Leonie ist 18 Jahre alt und ihr macht das Eisstockschießen besonders viel Spaß. Das habe sie auch trainiert, sagt sie. Pascal, 16 Jahre alt, erklärt es ähnlich. Eisstockschießen, das habe er schon öfter gemacht, das könne er. Beim Puck-Zielschießen nebenan ist das anders. Es ist eine neue Disziplin. Dabei gilt es, mit einem Eishockeyschläger einen Puck in Öffnungen in einer Wand zu treffen.
Drei Disziplinen und eine Spaßolympiade
Beide Stationen werden vom Eishockeysportverein Schierke betreut. Das sei Ehrensache, sagt dazu Mitglied Bernd Riemenschneider. Zwei Vereinsmitglieder hätten sogar Urlaub genommen, um die Betreuung abzusichern. Die Kinder und Jugendlichen seien sehr dankbar, sagt Riemenschneider und es mache einfach Spaß, Freude zu bereiten.
Drei Disziplinen gibt es, neben Eisstock- und Puck-Zielschießen auch Schneeballzielwerfen sowie eine Spaßolympiade, bei der Eiszapfenkegel getroffen, auf Hexenbesen eine Hindernisstrecke abgeritten und mit Holzbrettern über Filzboden gelaufen werden muss. Das sei ein Riesenspaß für alle, freut sich Sportlehrer Harnisch, der immer wieder betont, wie wichtig auch die körperlichen Herausforderungen für seine Schüler seien.
Landeswinterspiele deutschlandweit einmalig
Zwei Tage lang wird gewetteifert. Der erste Tag gehört den Kindern und Jugendlichen, der zweite den Erwachsenen. Insgesamt haben mehr als 400 Teilnehmer und Betreuer aus über 20 Einrichtungen aus ganz Sachsen-Anhalt ihre Teilnahme angemeldet. Die Landeswinterspiele für geistig Behinderte gibt es nur in Sachsen-Anhalt.
In Schierke finden sie zum 30. Mal statt. Die Idee entstand Anfang der 1990er Jahre beim Landesskiverband. Man wollte etwas für Behinderte tun im Wintersport, erinnert sich Petra Klingner, die Vorsitzende des Behinderten- und Rehabilitationssportvereins "Sine Cura" aus Quedlinburg. Die erste Veranstaltung sei ein Treffen von zwei Behindertenwerkstätten und der damaligen Quedlinburger Geistigbehinderten-Schule in Friedrichsbrunn gewesen. Es sei damals einfach nur um Spaß im Schnee gegangen, so Klingner. Doch es seien dann immer mehr Ideen entstanden. Im Jahre 1995 habe dann der Sine-Cura-Verein die Organisation übernommen.
Mehr als 13.000 Teilnehmende in 30 Jahren
Nach vielen Jahren in Friedrichsbrunn und einem Abstecher im Nachbarort Allrode sind die Organisatoren jetzt in Schierke als Veranstaltungsort angekommen – und zufrieden. Zufrieden sind sie auch mit den Teilnehmerzahlen. In alle den Jahren haben exakt 13.313 Kinder, Jugendliche und Erwachsene an den Landeswinterspielen teilgenommen.
Am Ende des ersten Tages treffen sich dann alle am frühen Nachmittag wieder in der Schierker Baude des Landessportbundes. Siegerehrungen sind angesagt. Leonie Timmler bekommt zwei Medaillen. Und weil Jubiläum gefeiert wird, wird der Wanderpokal für das beste Team diesmal für immer überreicht.
Der diesjährige Preisträger kann ihn behalten. Es ist die Sine-Cura-Schule, die ihn bekommt. Sportlehrer Dirk Harnisch stößt einen Freudenschrei aus und beordert alle seine Schüler zum Gruppenfoto nach vorn. "Schauen sie mal in die Augen der Schüler", sagt er, und führt hinzu: "Alle fahren glücklich nach Hause, ein toller Tag". Im nächsten Jahr bei den dann 31. Landeswinterspielen werden sie garantiert wieder mit dabei sein.
MDR (Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 07. Februar 2025 | 19:00 Uhr
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