Brand in Halberstadt Rettungskräfte von Betrunkenen behindert und bedroht – Entsetzen im Landkreis
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09. März 2025, 15:16 Uhr
In Halberstadt im Landkreis Harz hat es in der Nacht zum Samstag in einem Mehrfamilienhaus gebrannt. Als die Feuerwehr in Blankenburg zu dem Einsatz ausrücken wollte, wurde sie von Betrunkenen behindert. Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands und der Bürgermeister der Stadt zeigen sich erschüttert über den Vorfall. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
- Als die Freiwillige Feuerwehr Blankenburg zu einem Einsatz ausrücken wollte, wurde sie von Randalierern bedroht und an der Abfahrt gehindert.
- Der Kreisbrandmeister und der Bürgermeister zeigten sich entsetzt über den Vorfall und fordern gerechte Strafen.
- Die Einsatzkräfte kamen zwanzig Minuten zu spät zu einem Großeinsatz nach Halberstadt, wo ein Mehrfamilienhaus brannte.
In Blankenburg im Landkreis Harz haben betrunkene Randalierer in der Nacht zu Samstag Feuerwehrleute daran gehindert, zu einem Einsatz auszurücken. Wie die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Blankenburg selbst auf Facebook mitteilten, wollten sie zu einem Feuer nach Halberstadt. Dabei wurden sie aber von den Betrunkenen beleidigt und ihnen Gewalt angedroht.
Die drei Männer drangen demnach auch in das Gerätehaus der Feuerwehr ein. Einer von ihnen habe zudem das Privatauto eines Feuerwehrmanns beschädigt. Die Polizei sprach den Angaben zufolge einen Platzverweis gegen die Randalierer aus und hat die Ermittlungen aufgenommen.
Landesfeuerwehrchef spricht von neuer Dimension
Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes und Kreisbrandmeister des Landkreises Harz, Kai-Uwe Lohse, hat sich empört über den Vorfall gezeigt. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntag: "Nachdem wir Einsatzkräfte mittlerweile gewohnt sind, dass man uns verbal und auch tätlich versucht, anzugreifen, hat dieser Fall eine völlig neue Dimension."
Das Fahrzeug sei alarmiert gewesen und sollte die medizinischen Einsatzkräfte bei dem Wohnhausbrand in Halberstadt koordinieren. "Wegen dieser Geschehnisse kam das Fahrzeug erst zwanzig Minuten später weg", ergänzte Lohse und sprach von einer "absoluten Unverschämtheit". Wenn Einsatzkräfte daran gehindert würden, überhaupt erst einmal tätig zu werden, "dann sollten wir darüber nachdenken, diese Taten schärfer zu ahnden."
Bürgermeister erschüttert nach Vorfall
Auch der Bürgermeister der Stadt Blankenburg, Heiko Breithaupt (CDU), hat erschüttert auf die Bedrohung der Feuerwehrkräfte reagiert. Er schrieb bei Facebook, jede Art von Beleidigung, Bedrohung, Behinderung und Beschädigung sei nicht tolerierbar. Er hoffe, dass die Täter schnellstmöglich ihre gerechte Strafe erhielten.
Der stellvertretende Blankenburger Stadtwehrleiter Alexander Beck sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntag, die übergriffige Vorgehensweise der Randalierer werde auch nicht durch Alkohol entschuldigt. Sie zeige die zunehmende Aggressivität gegenüber Einsatzkräften. Man habe sich entschieden, deshalb auch das Material der Überwachungskameras im Internet zu veröffentlichen. Außerdem hoffe man, die Täter mit den Aufnahmen zum Nachdenken anzuregen.
Feuerwehrleute mit 20 Minuten Verspätung beim Einsatz
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr kamen wegen des Vorfalls erst mit 20 Minuten Verspätung bei einem Großeinsatz in Halberstadt an. Hier war ein Schwelbrand im Keller eines Mehrfamilienhauses ausgebrochen. Wie die Polizei mitteilte, mussten wegen der starken Rauchentwicklung in dem Gebäude 14 Bewohner evakuiert werden.
Ein 25-jähriger und ein 43-jähriger Mann sind demnach leicht verletzt und zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht worden. Alle Wohnungen seien derzeit nicht bewohnbar. Die Bewohner konnten anderweitig untergebracht werden, hieß es weiter.
48 Feuerwehrleute und 20 Rettungssanitäter im Einsatz
Angaben zur Schadenshöhe konnte die Polizei zunächst nicht machen. Auch die Ursache für das Feuer ist den Angaben zufolge noch unklar. Die Ermittlungen laufen.
Im Einsatz waren 48 Einsatzkräfte der Feuerwehr mit 14 Fahrzeugen. Dazu kamen zehn Rettungswagen mit 20 Rettungssanitätern und sechs Einsatzkräfte des Polizeireviers Harz.
Angriffe gehören für Rettungskräfte mittlerweile dazu
Angriffe auf Rettungskräfte sind keine Seltenheit. Seit Jahren nimmt bundesweit die Zahl der Gewalttaten zu, auch wenn in Sachsen-Anhalt zuletzt ein leicht rückläufiger Trend erkennbar war. Nach Angaben des Landeskriminalamts wurden 2023 121 Vorfälle registriert, 2022 waren es noch 144. Als Gründe für die Angriffe sehen Einsatzkräfte vor allem Alkohol, Drogen und psychische Erkrankungen. So beobachteten aber vermehrt, dass Menschen ihren Frust an den Einsatzkräften entlüden.
MDR (Ingvar Jensen, Felix Fahnert, Michael Rosebrock, Cornelia Winkler) | Zuerst veröffentlicht am 08. März 2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. März 2025 | 12:00 Uhr