Liveticker vom Dienstag Waldbrand im Harz: Noch zwei schwer zugängliche Brandherde
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10. September 2024, 18:32 Uhr
Auf dem Brocken im Harz ist der Waldbrand unter Kontrolle. Zahlreiche Feuerwehren und mehrere Löschflugzeuge waren seit Freitag im Einsatz. Die entstandenen Kosten belaufen sich laut ersten Schätzungen auf bis zu drei Millionen Euro. Die Polizei ermittelt zur Brandursache. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.
- Der Waldbrand am Brocken im Harz ist seit Sonntag unter Kontrolle.
- Wernigerodes Oberbürgermeister Kascha macht Druck bei den Ermittlungen zur Brandursache.
- Das Feuer war am Freitag ausgebrochen – die Entwicklungen der bisherigen Tage können Sie hier nachlesen.
18:32 Uhr | Tickerende
Wir beenden an dieser Stelle den Ticker und werden Sie über die Löscharbeiten am Brocken am Mittwochmorgen auf unserem Portal weiter informieren. In der Zwischenzeit bekommen Sie alle wichtigen Informationen in unseren Radio-Nachrichten.
18:11 Uhr | Landrat fordert mehr Geld für Harzer Schmalspurbahn vom Land
Der Landrat des Landkreises Harz, Thomas Balcerowski (CDU), fordert mehr Geld vom Land für die Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Dabei gehe es um alternative Antriebe für die historischen Dampflokomotiven der HSB, sagte Balcerowski am Dienstagnachmittag. Balcerowski, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der HSB ist, betonte, es gehe darum, die Harzer Schmalspurbahnen dauerhaft vom Verdacht zu befreien, Brandstifter im Nationalpark Harz zu sein.
Bereits am Montagabend hatten die Harzer Schmalspurbahnen angekündigt, künftig ab Waldbrandwarnstufe 4 mit Diesel- statt mit Dampfloks auf den Brocken zu fahren. Bisher galt dies erst ab Stufe 5.
17:25 Uhr | Einsatz voraussichtlich noch bis Mittwoch
Der Einsatz wird laut Feuerwehr vermutlich bis mindestens Mittwoch andauern. Das Gebiet um den Brocken bleibe so lange gesperrt. Zuvor hatte Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse berichtet, dass derzeit noch 60 bis 70 Kräfte im Einsatz sind. Laut Lohse sollten bis zum Nachmittag auch die Gerätschaften, die bei den Löscharbeiten am Wochenende verwendet wurden, zurückgebaut und gereinigt werden.
16:30 Uhr | Löscharbeiten geraten ins Stocken
Die Löscharbeiten nach dem Feuer in der Nähe des Brockengipfels geraten auf den vermeintlich letzten Metern ins Stocken. Wie Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstagnachmittag sagte, sind mit Hilfe von Drohnen neue Glutnester an der Bahnlinie der Brockenbahn entdeckt worden. Sie seien schwer zugänglich und könnten zunächst nicht gelöscht werden. Der Wind sei dafür zu stark und könnte Bäume zum Umstürzen bringen. Auch die Löschflugzeuge könnten wegen des Wetters derzeit nicht eingesetzt werden.
14:35 Uhr | Gerätschaften werden weiter zurückgebaut
Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse zufolge werden auch die Gerätschaften, die bei den Löscharbeiten am Wochenende verwendet wurden, weiter zurückgebaut und gereinigt. Das werde sich bis zum Nachmittag hinziehen. Danach entscheide die Einsatzleitung, ob sie die Stelle an den Nationalpark Harz als Eigentümer übergibt.
13:50 Uhr | Mit Luftkoordination zum Löscherfolg
Um die Löscharbeiten aus der Luft besser koordinieren zu können, ist seit Freitag ein Luftkoordinationsteam im Einsatz. Luftkoordinator Maximilian Mittelbach sagte im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT, der Einsatz sei ein voller Erfolg gewesen. "Ich bin sehr zufrieden. Wir hatten einen sehr strukturierten Ablauf, keine brenzligen Situationen und extreme Erfolge aus der Luft."
Durch die vielen Hubschrauber und Flugzeuge sei der Platz in der Luft knapp gewesen. Die Piloten im Koordinierungshubschrauber hätten es gut geschafft, die Maschinen zu führen und zu schauen, wo aus der Luft gelöscht werden kann. Sicherheit und Effektivität hätten dabei im Vordergrund gestanden, so Mittelbach.
13:48 Uhr | Noch zwei Brandherde
Beim Waldbrand auf dem Brocken gibt es mach MDR-Informationen noch zwei Brandstellen, die die Einsatzkräfte vor Probleme stellen. Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstagmittag, die beiden Stellen befänden sich in einem äußerst schwer zugänglichen Gebiet. Das sei für die Kameraden eine mächtige Anstrengung und Arbeit. Die beiden Hotspots waren mit Hilfe von Drohnen gefunden worden. Lohse sprach von 60 bis 70 Kräften, die noch im Einsatz sind.
12:50 Uhr | Warum kein Katastrophenfall ausgerufen wurde
Beim Waldbrand wurde diesmal nicht der Katastrophenfall ausgerufen. Der Leiter des Krisenstabes, Immo Kramer, begründete die Entscheidung damit, dass "keine Gefahr für Leib und Leben" bestanden habe. Auch die Ortschaften seien zu keiner Zeit gefährdet gewesen, sagte er in einem Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Deshalb habe es auch keine Notwendigkeit für den Katastrophenfall gegeben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landkreises und der Stadt Wernigerode hätten sehr gute Arbeit geleistet. Die Zusammenarbeit während des Brandes habe dazu beigetragen, effektiver zu sein.
12:33 Uhr | Totholz als Heilmittel für den Wald
Für den Förster und Autor Peter Wohlleben ist Totholz im Harz wichtig für das Ökosystem. Im Gespräch mit MDR AKTUELL sagte er, dass es entgegen der landläufigen Meinung auch kein Brandbeschleuniger sei. Vielmehr seien es Schwämme, die sich beim Verrotten mit Wasser vollsaugen. Davon profitiere der Wald. Auch Pilze und Bakterien bräuchten das Totholz. Je naturnäher der Wald, desto widerstandsfähiger ist er gegen Feuer. Erst durch den Anbau von Nadelbäumen sei es zu Bränden gekommen.
Ähnliche Effekte zeigten sich auch im brandenburgischen Treuenbrietzen. Dort wurde der Wald nach einem Brand sich selbst überlassen. Unter dem Totholz am Boden habe sich dann der Effekt eines verringerten Austrocknungspotenzials gezeigt, schrieben die Forschenden in einem Bericht. "Es begannen sich weniger leicht brennbare Laubbäume zu entwickeln. Damit wurde im Prinzip die Entwicklung eines später weniger leicht brennbaren Waldes eingeleitet." Ohne Monokulturen gäbe es keine vergleichbare Waldbrandgefahr, heißt es in dem Bericht.
Wohlleben sagte aber auch, dass die Übergangszeit gefährlich sei, bis sich die positiven Effekte des Totholzes einstellen. Zum Glück gebe es für diese Zeit gut ausgerüstete Feuerwehren.
12:23 Uhr | Warum im Harz ein neues Löschmittel eingesetzt wurde
Im Kampf gegen die Flammen ist am Wochenende erstmals in Deutschland ein neues Löschmittel eingesetzt worden. Wie der stellvertretende Kreisbrandmeister des Landkreises Harz, Alexander Beck, MDR SACHSEN-ANHALT sagte, handelt es sich dabei um ein sogenanntes Retardant – einen chemischen Zusatzstoff im Löschwasser, das vom Löschflugzeug kurz vor den Brandstellen abgeworfen wird und die betroffene Fläche versiegelt. "Wir hatten die Sorge, dass ein für uns taktisch sehr wichtiger Weg durch die Flammen eingeschlossen und blockiert wird und die Fahrzeuge diesen dann nicht mehr befahren können", so Beck. Das Löschmittel habe die Flammen aufgehalten.
Über das Mittel werde in Deutschland viel diskutiert, so Beck weiter. Bei der Entscheidung sei der Umweltschutz bedacht worden. Man habe abgewogen und sich dann entschieden, das Mittel einzusetzen.
11:33 Uhr | Drohnen prüfen Brandstellen
Die Einsatzleitung am Brocken prüft, ob und wie viele Brandstellen es noch gibt. Dazu fliegen wieder Drohnen mit Wärmebildkameras über das betroffene Gebiet am Königsberg, wie Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte. Mit Stand Montagabend seien es noch drei Brandstellen gewesen. 80 Kameraden seien derzeit noch für Löscharbeiten vor Ort.
10:59 Uhr | Ab Waldbrandgefahrenstufe 4: Brockenbahn nur noch mit Dieselloks
Die Harzer Schmalspurbahnen haben bereits Konsequenzen aus dem Brand gezogen: Die Brockenbahn wird ab Waldbrandgefahrenstufe 4 nur noch mit Diesellokomotiven auf den Brocken fahren. Bisher war dies erst ab Stufe 5 der Fall. Die Regelung gilt laut Unternehmen bis aus Weiteres.
Die Strecke auf den Brocken soll noch in dieser Woche wieder befahren werden. Sobald die Löscharbeiten abgeschlossen sind, will sich die HSB eigenen Angaben zufolge noch einen Tag Zeit nehmen, die Strecke zu überprüfen.
10:10 Uhr | Wernigerode macht Druck bei Ermittlungen
Die Frage nach der Ursache des Feuers am Brocken ist weiter unklar. Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha sagte MDR SACHSEN-ANHALT, man müsse die Ursache schnellstmöglich ermitteln. Dann könne man an Lösungen arbeiten. Kascha verwies auch darauf, dass die Brandursache für das große Feuer vor zwei Jahren noch nie zweifelsfrei bewiesen werden konnte. Bei den neuen Ermittlungen müssten neben Brandstiftung auch die Harzer Schmalspurbahnen als möglicher Auslöser ins Auge gefasst werden.
Dienstag, 10. September, 05:58 Uhr | Lage am Brocken soll neu bewertet werden
Am Brocken soll die Waldbrand-Lage am Morgen neu bewertet werden. Das teilte die Leitstelle der Feuerwehr im Landkreis Harz MDR SACHSEN-ANHALT mit. Am Montagabend wurde die Zahl der eingesetzten Kameraden deutlich zurückgefahren, nachdem tagsüber noch einige Glutnester gelöscht wurden. Der Waldbrand am Brocken ist unter Kontrolle – auch dank der Regenfälle seit der Nacht zu Montag.
Die Entwicklungen am Freitag und Sonnabend zum Nachlesen:
dpa, MDR (Michel Holzberger, Stephan Schulz, Daniel George, Karin Roxer, Linus-Benedikt Zosel, Beatrix Heykeroth, Maren Wilczek, Max Schörm, Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. September 2024 | 05:00 Uhr