Flora und Fauna Aufforstung im Harz: Muss jetzt mehr Wild gejagt werden?
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31. Mai 2023, 11:42 Uhr
Trockenheit, Waldbrände und Stürme machen dem Harz erheblich zu schaffen. Umso wichtiger ist die Aufforstung des Gebietes. Aber Reh und Rotwild machen Förstern und Waldbesitzern einen Strich durch die Rechnung. Möglicherweise muss jetzt mehr gejagt werden.
- Wildtiere erschweren die Aufforstung im Harz.
- Derzeit wird diskutiert, ob die Jagd ausgeweitet werden soll, um die Jungpflanzen zu schützen.
- Naturschützer fordern ein Wildtierkonzept, um das gedeihliche Nebeneinander von Flora und Fauna zu ermöglichen.
Wildverbiss, also wenn Tiere die frischen Triebe kleiner Bäume anknabbern, bereitet derzeit Förstern und Waldbesitzern im Harz große Sorgen. "Das ist tatsächlich der Unsicherheitsfaktor neben Klima, der am allergrößten ist", sagt Eberhard Reckleben, Leiter des Landes-Forstbetriebes in Trautenstein. Dort ist Reckleben dafür verantwortlich, rund 20.000 Hektar zu einem "Wald der Zukunft" umzubauen. Großflächige Neupflanzungen und Aufforstungen sind dafür notwendig.
Später sollen in den Wäldern sieben bis acht verschiedene Nadelbaum-Arten wachsen. Laubbäume sollen daneben einen Anteil von rund 35 Prozent haben. Knapp 700 Hektar werden jedes Jahr neu bepflanzt, erläutert Reckleben. "Es ist völlig klar, dass wir jetzt erhebliche Zuwachsraten haben, hier im Wildbestand - und wenn wir das nicht gestoppt kriegen, dann kriegen wir ein massives Problem und der Wald wird vom Wild entmischt, das ist ganz sicher."
Schwierige Startbedingungen für Jungpflanzen
Denn besonders Rotwild und Rehe lieben die jungen Triebe der neugepflanzten Bäume. Bedeutet: Die besonders klimaresistenten Pflanzungen haben kaum eine Chance. Einige Bäume sind zum Schutz eingezäunt, das aber könne man nur in kleinen Flächen machen.
Bislang ist unklar, wie auf diese Entwicklung richtig reagiert werden sollte. Einfach zusätzliche Tiere aus dem Wald entnehmen, also mehr Wild jagen, ist kein geeignetes Mittel, sagt Wolf Last, Geschäftsführer des Landesjagdverbands Sachsen-Anhalt. "Die biologischen Eigenschaften von Wildtieren müssen berücksichtigt werden und auch, dass sich Wild nicht nur mit jagdlichen Methoden, sondern auch durch geschickte Schaffung von Ruhezonen lenken lässt."
Gesamtkonzept erforderlich
Außerdem müsse man die Folgen einer verstärkten Jagd für den Gesamtbestand berücksichtigen, gibt Last zu bedenken. Der genetische Austausch zwischen den Tieren könne verloren gehen. Genetische Vielfalt sei eine wichtige Voraussetzung, dass sich Tiere an künftige Klimaveränderungen anpassen könnten.
"Wenn wir jetzt alles erlegen, was wir irgendwie kriegen können, haben wir ein gewisses Risiko, dass man da bleibende Schäden in der Population verursacht." Aus seiner Sicht ist in Sachsen-Anhalt dringend ein Wildkompetenz-Zentrum nötig. Der Bund Umwelt und Naturschutz ist generell über den Bestand an Wildtieren im Land besorgt. Deshalb fordert Vorsitzender Ralf Meyer eine Änderung des Jagdgesetzes. Das Ziel der Waldverjüngung müsse dort aufgenommen werden.
MDR (Doreen Jonas, Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 30. Mai 2023 | 06:54 Uhr
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