Wirtschaftsforum Harz Kurzarbeit und wenig Aufträge: Autozulieferer im Harz hoffen auf die neue Bundesregierung
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18. November 2024, 06:22 Uhr
Die deutsche Wirtschaft strauchelt. Die Autobauer sind im freien Fall und im Sog ziehen sie ihre Zulieferbetriebe gleich mit. Und von diesen Automobil-Zulieferern sitzen im Harz eine ganze Menge. Aufträge brechen weg und die Angst um Arbeitsplätze geht um. Themen, die auch das neunte Wirtschaftsforum Harz am 14. November in Ilsenburg beherrscht haben. Große Hoffnung wird hierbei in die zukünftige Bundesregierung gesetzt – dabei gibt es klare Erwartungen von der Wirtschaft.
Nahezu täglich kommen aus reinen Automobil-Zulieferfirmen neue Hiobsbotschaften – Kurzarbeit – wegbrechende Aufträge – drohende Entlassungen. Das Unternehmen von Nils Appelt in Wernigerode bleibt bislang davon verschont. Mit etwa 20 Prozent Auftragsvolumen hänge man nicht am Tropf der Autobauer, denn bei der PSFU Wernigerode GmbH werden Präzisionsteile branchenübergreifend produziert.
Appelt aber kennt in seinem Umfeld viele Geschäftsfreunde in reinen Zulieferbetrieben, die "viel Geld in die Hand genommen haben, um vom Verbrenner in Richtung E-Mobilität umzuschwenken." Das habe soweit auch hervorragend geklappt. Doch im Augenblick sei die Nachfrage nach E-Autos eingebrochen, konstatiert Appelt. "Und die Firmen stehen nun vor richtig großen Problemen."
Wirtschaftsforum Harz: Neue Hoffnung wird in neue Bundesregierung gesteckt
Nils Appelt ist nicht nur Unternehmer, sondern gleichzeitig Vizepräsident der IHK Magdeburg. Er kenne die Sorgen und Nöte und bemängelt für die Volkswirtschaft unklare Rahmenbedingungen. "Und das ist eigentlich das größte Problem für mich, diese Unvorhersehbarkeit, wo geht die Reise hin. In welche Richtung muss ich mich und mein Unternehmen bewegen? Also nichts ist wichtiger als Planungssicherheit. Und wenn es nur für einen Horizont von vier bis fünf Jahren ist", sagt er MDR SACHSEN-ANHALT.
Dieses beherrschende Thema, also die unklaren Rahmenbedingungen, drückt auf das Stimmungsbarometer beim Wirtschaftsforum Harz. Aber: Viele Teilnehmer sehen im Platzen der Berliner Ampel einen ersten Fortschritt. Und an eine neue Bundesregierung hat etwa die Handwerkskammer Magdeburg klare Erwartungen.
Ihr Hauptgeschäftsführer Burghard Grupe meint: "Warum nicht mal die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß senken?" Mit Blick auf überbordende bürokratische Zwänge spielt er zudem auf das Vergabegesetz in Sachsen-Anhalt an. Und "wir müssen grundsätzlich mal die Gesetze entschlacken", erklärt Grupe eine der Hausaufgaben für eine neue Bundesregierung. "Am besten mit einem Praxischeck für Gesetze vor dem Inkrafttreten." Dann wisse man genau, so der HWK-Chef, wie sie sich vor Ort auswirkten.
Landrat Balcerowski: Es braucht neben Autozulieferern andere Industrien im Harz
Auch im internationalen Kontext fordert Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) schnellstmöglich eine handlungsfähige Regierung in Berlin. Wenn der designierte US-Präsident Donald Trump auf deutsche Produkte Zölle erhebt – etwa für deutsche Autos, dann "brauchen wir eine Bundesregierung, die dagegen agiert, die in der Lage ist, mit den USA oder mit China auf Augenhöhe zu diskutieren", so Schulze beim Wirtschaftsforum Harz zu MDR SACHSEN-ANHALT.
Nach den Worten von Landrat Thomas Balcerowski (CDU) brauche es neben den Automobilzuliefern neue Industrien im Harz, um Jobs zu halten und zu schaffen. "Denn wenn man fürs E-Auto baut, wird die Beschäftigung insgesamt zurückgehen." Die Sorge um jeden einzelnen Arbeitsplatz teile der Verwaltungschef im Harzkreis. "Die Ängste sind berechtigt. Aber das darf uns nicht in eine Schockstarre versetzen, wenn wir den Menschen eine Perspektive geben wollen."
Bei allem bleibt zu hoffen, dass für manch gebeutelten Automobil-Zulieferer im Harz eine mögliche Wirtschaftswende nicht zu spät kommt.
MDR (Swen Wudtke, Maximilian Fürstenberg)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 15. November 2024 | 19:00 Uhr
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