Jörg Methner
Jörg Methner ist zum zweiten Mal aus der der SPD ausgetreten. Bildrechte: MDR/ Jörg Methner

Landkreis Börde Wegen Ampel-Politik: Sülzetal-Bürgermeister verlässt SPD

31. Januar 2024, 05:35 Uhr

Nach Gesprächen im Rahmen der jüngsten Bauernproteste war klar: Jörg Methner, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Sülzetal im Landkreis Börde, sieht seine politische Zukunft nicht länger in der SPD. Vor allem von der Politik der Bundesregierung ist er enttäuscht. Die Landesvorsitzende der Sozialdemokraten kann der Entscheidung Methners nur wenig abgewinnen.

Der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Sülzetal im Landkreis Börde, Jörg Methner, ist aus der SPD ausgetreten. Der Austritt war am Dienstag bekanntgeworden. In seiner Austrittserklärung hatte er als Grund die Politik der SPD in der rot-grün-gelben Bundesregierung genannt und die Arbeit der Parteimitglieder an der Basis von seiner Kritik ausgenommen.

Sachsen-Anhalts SPD-Vorsitzende Juliane Kleemann hat sich über den Parteiaustritt Methners enttäuscht gezeigt. Sie sagte mit Blick auf den bevorstehenden Kommunalwahlkampf: "Wir müssen einmal mehr signalisieren, dass wir auch als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten miteinander im Streit sind um den richtigen Weg, wie unser Land und auch einzelne Gemeinden in der Region gestaltet werden können."

Gespräch mit Landwirten gibt Ausschlag

Im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstag sagte Methner, es habe ihm weh getan, von vielen Menschen angesprochen zu werden, warum er noch in der SPD sei: "Diese Unzufriedenheit in der Bevölkerung und auch meine Unzufriedenheit mit der jetzigen Bundesregierung haben mich zu diesem Entschluss gebracht."

Letzter Impuls seien Gespräche mit protestierenden Landwirten gewesen. Wenn die Politik dann versuche abzulenken und behaupte, es gehe den Landwirten nur um ihre eigenen Interessen, sei das falsch: "Man darf nicht in der Politik nach Ablenkungsmanövern suchen. Man muss die Fehler bei sich selbst suchen und nicht bei den Wählerinnen und Wählern. Und ich glaube, das hat die Regierung verpasst."

Kleemann: "Politik braucht Streit, damit man voran kommt"

Kleemann entgegenete bei MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstag, es sei bedauerlich, dass Methner diese Konsequenz für sich gezogen hat: "Das Sülzetal ist nicht Berlin, und ich finde, dass wir in Zeiten leben, wo wir mehr denn je miteinander den politischen Diskurs brauchen." Gerade vor der Kommunalwahl sei es wichtig, dass man zusammen bleibe: "Politik lebt auch von einem Streit, den man miteinander führt. Und wenn man weggeht, dann ist man raus aus einer bestimmten Gruppe und der Möglichkeit, auch einen politischen Streit konstruktiv zu führen."

Kleemann betonte, durch einen Austritt werde letzten Endes eine Debatte nicht geführt, die notwendig sei. Sie wolle allen Genossinnen und Genossen im Landesverband Mut machen, ihre Kritik zu äußern: "Aber immer mit der Perspektive: Was können wir jeweils besser machen? Was ist unsere Aufgabe vor Ort, unser Gestaltungsspielraum? Was geht an uns als Landespolitiker und wie kommunizieren wir auch über unsere Bundestagsabgeordneten in die Bundespolitik hinein?" Wer diesen Weg verlasse, sei davon abgeschnitten.

Methner: "Bürgermeister braucht kein Parteibuch"

Für den 65-Jährigen, dessen Vorbilder nach eigener Aussage Helmut Schmidt und Willy Brandt sind, ist es bereits der zweite Austritt aus der SPD, nachdem er das 2002 schon einmal getan hatte. Methner forderte seine nun ehemalige Partei auf, wieder bürgernah zu arbeiten, mit den Menschen zu reden und auf sie zu hören.

Einem neuerlichen Wiedereintritt erteilte Methner eine Absage: "Ein Bürgermeister muss kein Parteibuch haben. Er muss für die Menschen vor Ort da sein, da spielt das Parteibuch überhaupt keine Rolle." Er habe selbst auch erfahren, dass viele ihm gesagt hätten, ihn als Mensch und nicht als jemand mit einem Parteibuch gewählt zu haben.

MDR (Roland Jäger, Stephan Schulz, Christoph Dziedo, Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 30. Januar 2024 | 17:15 Uhr

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