Landkreis Börde "Gehen nicht mit dem Zollstock rum": Die naturnahe Kleingartenanlage Waldesruh
Hauptinhalt
13. August 2024, 10:08 Uhr
Große Bäume, kein Wasseranschluss und ein gewisses Maß an Wildnis. Die Kleingartenanlage Waldesruh bei Eggenstedt in Sachsen-Anhalt ist in vielen Aspekten besonders. Es gibt Schafe und Ziegen, eine Kleingarten-Imkerin und Pächter, die sich als Teil einer naturnahen Gartengemeinschaft fühlen.
René Barbe ist der Vorsitzende des Gartenvereins "Waldesruh". Er hat selbst einen der 26 Gärten gepachtet und ist stolz auf die besondere, naturnahe Anlage in der Börde. "Wir machen ein bisschen was anders hier in der Kleingartenanlage. Wir gehen nicht mit dem Zollstock rum, sondern jeder macht so seinen Naturgarten, so dass er sich wohl fühlt", sagt er.
Ökologische Rasenmäher für verwilderte Gärten
Für die 15 leerstehenden und verwilderten Gärten der Anlage hat er sich Schafe und Ziegen angeschafft, die das Gras kurz halten. "Sie sind unsere ökologischen Rasenmäher", sagt René. Finden sich neue Pächter für einen Garten, dann würden die sechs Schafe und zwei Ziegen laut René eben in einen anderen umziehen, der gerade nicht genutzt wird.
Was beim Verein anders läuft als in anderen Gartenanlagen
Die Kleingartenanlage liegt eine halbe Autostunde von Magdeburg entfernt, zwischen Wiesen und Wald. Es gibt sie seit ungefähr 100 Jahren. In dieser Zeit überwog mal die Nutzung als Erholungsgarten, und dann wieder die als Nutzgarten. Dass es so locker zugeht, habe sich mit der Zeit entwickelt, sagt René. Es seien die Menschen, die die Anlage prägen und gestalten.
Wäre es nicht so naturnah, wäre ich nicht hier.
Die Ideen kommen auch außerhalb des Vereins an. "Wir haben einen guten Kontakt zum Regionalverband und genießen die Verbandzugehörigkeit. Als Verein profitieren wir von der gärtnerischen bis zur rechtlichen Fachberatung durch den Verband, und die Mitglieder profitieren unter anderem von den moderaten Pachtpreisen. Als Vorstand sorgen wir dafür, dass es nicht zu wild wird. Auch bei uns im Verein gelten die Kleingartenregeln, diese den Pächtern zu vermitteln gelingt uns vermutlich ganz gut."
"Wäre es nicht so naturnah, wäre ich nicht hier", sagt Markus Buff. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Gartenvereins. Einen universalen Tipp oder ein Rezept für ein gutes Miteinander in der Gartenanlage hat er nicht. Aber einen Vorschlag: "Vielleicht den Mitgliedern mal zuhören, ohne gleich alles zu reglementieren", sagt er. Buff selbst kümmert sich um drei Gärten in der Anlage.
Kleingärtner müssen Regenwasser sammeln
Der Klimaaspekt spielt für viele der Gartenbegeisterten eine große Rolle. Frisches Obst und Gemüse aus dem Garten schmeckt besser als Waren, die um die halbe Welt zu uns transportiert wurden. Und der Umstand, dass es in der Anlage keine zentrale Wasserversorgung oder einen Brunnen gibt, stört nicht. Die Gartenfreunde fangen das Regenwasser auf und schätzen jeden Tropfen. Besucher reagierten oft erstaunt, dass alles so gut ohne fließendes Wasser klappe.
Und dann gibt es da noch Silvia Schwenk, die Imkerin. Ihre rund 18 Bienenvölker bestäuben im Frühjahr und Sommer die ersten Blüten und blühenden Obstbäume. Die Gartenfreunde müssen nicht auf zufällig vorbeikommende Insekten hoffen.
Zusammenfassend schätzt Markus Buff die Stimmung im Garten so ein: "Wir sind eigentlich gut aufgestellt, da muss sich gar nicht mehr viel ändern. Nö, es ist gut so".
MDR Garten (Anke Deleiter/dgr/uka) | Erstmals veröffentlicht am 11.08.2024
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 11. August 2024 | 08:30 Uhr