Brachliegende Gärten Interesse an Kleingärten in Sachsen-Anhalt nach Corona abgeflaut
Hauptinhalt
23. März 2024, 15:10 Uhr
Für etliche Kleingartenvereine in Sachsen-Anhalt ist der Leerstand ein Problem – vor allem im ländlichen Raum. Corona hat nur kurzzeitig mehr Mitglieder gebracht, jetzt gehen die Zahlen wieder zurück. Deshalb werden für die freien Flächen Pächtern gesucht – oder Alternativen.
- Einige Kleingärten werden an Imker oder Tafeln abgegeben.
- Junge Menschen sind willkommen, Partygärten aber nicht gerne gesehen.
- Arbeitsplätze bringen Kleingärtner, Industrieansiedlungen könnten für Zulauf sorgen.
Während Corona waren sie heiß begehrt, nun geht das Interese deutlich zurück. Viele Kleingärten in Sachsen-Anhalt sind unbesetzt und die Idylle vieler Kleingartenvereine ist durch Leerstand getrübt. Der Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt hat derzeit rund 78.000 Mitglieder, das sind knapp 10.000 weniger als im Vorjahr.
Die Gründe seien die Altersstruktur und die damit verbundene demografische Entwicklung, sagte Präsident Olaf Weber. "Außerdem haben uns Ende 2023 drei Verbände verlassen. Ein Verband hatte 40 Prozent Leerstand, ist aber unseren Empfehlungen und Hilfestellungen nicht gefolgt." Der Landesverband umfasst jetzt 24 Verbände mit mehr als 97.000 Parzellen.
"In der Coronazeit hatten wir ein Plus von 1.050 Kleingärten", sagte Weber. "Nachdem die Leute wieder verreisen konnten, ging das wieder zurück." Die Freiflächen liegen hauptsächlich im ländlichen Raum, in den innerstädtischen Gebieten gibt es mitunter Wartezeiten. Mit speziellen Entwicklungskonzepten will der Landesverband den Leerstand verringern. "Aber ein direktes Förderprogramm für Kleingartenwesen gibt es noch nicht. Dennoch wurde der Parzellenleerstand von 22 Prozent im Jahr 2018 auf 17 Prozent im Jahr 2024 gesenkt", sagte Weber.
Umnutzung statt Leerstand
In den meisten Fällen haben die Verbände ihre Anlagen gepachtet, sodass jetzt ein Teil der Flächen an die Eigentümer zurückgegeben werden kann. Eine andere Möglichkeit ist die Umnutzung. "Das sind zum Beispiel in der Börde Tafelgärten des Deutschen Roten Kreuzes, die die Tafeln mit frischem Gemüse und Obst versorgen", sagte der Präsident. Des Weiteren gibt es die Umnutzungen von Flächen in Blühwiesen und einige Parzellen haben Imker gepachtet und dort ihre Bienenkästen aufgestellt.
Junge Menschen gerne gesehen
Der Regionalverband der Kleingärtner Mansfelder Bergland hat 35 Prozent Leerstand im Einzugsgebiet Hettstedt, Gerbstedt, Mansfeld und Arnstein. "Das liegt an der Überalterung. Jährlich werden 20 bis 30 Gärten aufgegeben. Dazu kommt, dass Kleingartenparzellen zum Teil einfach verlassen werden und die Pächter nicht auffindbar sind", sagte der Vorsitzende Lutz Sehnert. "Der Verein bleibt dann auf den Kosten für das Beräumen sitzen."
Dennoch zeigen auch einige junge Leute Interesse. "Viele sind sehr fleißig, manche denken aber, das ist ein Partygarten, und da steht zuerst ein Pool drin", sagte Sehnert. Einige Flächen werden auch von Imkern genutzt. Langfristiges Ziel ist es, von den derzeit 1.336 Parzellen auf etwa 1.000 zurückzubauen. "Aber das funktioniert nicht überall, manchmal liegen leere Flächen mitten in der Anlage und man kann nicht ein ganzes Stück zurückgeben", sagte Sehnert.
Arbeitsplätze bringen Kleingärtner
"Wir haben 4.700 Parzellen und 4.230 Mitglieder", sagte der Vorsitzende vom Regionalverband der Gartenfreunde Bernburg und Umgebung, Martin Klöden. "Wenn alte Gärtner aufgeben, werden die Gärten von jungen Menschen übernommen. Außerdem sollen 100 Parzellen stillgelegt werden. Der Leerstand bei uns liegt bei acht Prozent." Bernburg hat nach Meinung von Klöden Industrie mit sicheren Arbeitsplätzen. Für junge Familien ist der Hausbau aufgrund der gestiegenen Preise nicht mehr so attraktiv. "Für den einen oder anderen ist die kostengünstige Alternative der Kleingarten. Im Durchschnitt müssen 120 Euro im Jahr, also etwa 10 Euro im Monat gezahlt werden", sagte Klöden.
In Dessau-Roßlau gibt es 6.000 Kleingärten. "Davon sind 787 frei", sagt der Vorsitzende des Stadtverbandes der Gartenfreunde Dessau, Joachim Ullrich. "Wir haben Vereine aus einem anderen aufgelösten Regionalverband in Roßlau dazugewonnen." Für Ullrich ist wichtig, dass es in der Gegend der Kleingärten Arbeitsplätze für junge Leute und Mehrgeschossbauten gibt. "Es gibt ein Programm für den Rückbau der Plattensiedlungen, aber für Kleingärten gibt es eben kein Programm." Die, die in den Plattenbauten gelebt hätten, seien die Klientel für die Kleingärten gewesen. "Viele Plattenbauten sind weg, aber die Kleingärten sind noch da. Außerdem haben wir auch in Dessau mit der Überalterung sehr stark zu kämpfen."
Industrieansiedlungen könnten für Zulauf sorgen
Ullrich hofft, das neue Industrieansiedlungen für mehr Zulauf sorgen. "Außerdem wurden Parzellen an ausländische Mitbürger verpachtet. Eine Bildungseinrichtung, die schwer vermittelbare Jugendliche ausbildet, bewirtschaftet mehrere Parzellen und eine Einrichtung für Suchtkranke nutzt fünf Parzellen. Das ist ausbaufähig, freie Parzellen sind ja überall vorhanden", sagte Ullrich.
Nach Angaben des Landesverbandes liegt die Zahl der nicht über die Dachorganisation organisierten Kleingärtner landesweit bei schätzungsweise 23.000.
dpa, MDR (Max Schörm)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. März 2024 | 16:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/32061ec1-8eb2-416e-8d63-e96fbef7cc72 was not found on this server.