Landesweite Aktion "Lesesommer XXL" lädt Kinder in den Sommerferien zum Lesen ein

11. Juli 2023, 14:49 Uhr

Mit der Sommerferien-Aktion "Lesesommer XXL" sollen Kinder in Sachsen-Anhalt zum Lesen animiert werden und ihre Lesekompetenz verbessern. Wie eine Studie der Technischen Universität Dortmund zeigt, wird die Lesefähigkeit von Grundschülern seit Jahren schlechter.

In den Sommerferien findet in Sachsen-Anhalt zum 14. Mal der "Lesesommer XXL" statt. In diesem Rahmen sind Kinder und Jugendliche dazu eingeladen, mindestens zwei Bücher ihrer Wahl zu lesen und zu bewerten. Wer das in den sechs Wochen vom 6. Juli bis zum 16. August schafft, bekommt ein Zertifikat. Einige Schulen vergeben bei erfolgreicher Teilnahme am Lesesommer auch eine gute Note im Deutschunterricht.

Darüber hinaus gibt es ein Quiz, bei dem unter anderem Gutscheine für Bücher, einen Zoo- oder Kinobesuch, sowie ein Überraschungshauptpreis gewonnen werden können. Die Quizkarten liegen in allen teilnehmenden Bibliotheken aus. Die Bewertungsbögen für die Bücher sind ebenfalls dort erhältlich, werden aber auch als PDF zur Verfügung gestellt. Landesweit sind in diesem Jahr 49 Einrichtungen dabei. Ziel des Lesesommers ist es nach Angaben des Landesverwaltungsamtes, Kinder fürs Lesen zu begeistern und die Lesekompetenz zu fördern.

Kinder lesen Bücher
Mehrere Tausend Kinder machen jedes Jahr beim Lesesommer mit. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / Arne Dedert/dpa | Arne Dedert

Wie die Teilnahme funktioniert 1. In der Bibliothek kostenlos für den Lesesommer anmelden.
2. Zwei Bücher in der Bibliothek aussuchen.
3. Lesen.
4. Bewertungsbögen ausfüllen und abgeben.
5. Zertifikat erhalten und ggf. in der Schule vorlegen.

Lesesommer-Veranstaltungen der Bibliotheken

Geplant ist rund um den Lesesommer einiges: In der Stadtbibliothek Naumburg sollen die Kinder nicht nur die Bewertungskarten ausfüllen, sondern auch noch eine kleine Zusatzaufgabe erledigen. Sie können zum Beispiel eine Rezension schreiben, einen Steckbrief zur Hauptfigur oder einen Comic gestalten. Die Ergebnisse werden anschließend Teil einer Ausstellung. Außerdem besteht die Möglichkeit, sein Projekt in der eigenen Schule abzugeben, die dann entscheidet, ob es eine Note dafür gibt. Am 16. August findet in der Bibliothek eine Abschluss-Party mit Stationen zum Mitmachen statt.

Vom 13. Juni bis 17. August veranstaltet die Stadtbibliothek Coswig jeden Donnerstag ein Lesepicknick auf der Wiese vor der Bibliothek. Dabei werden Bücher vorgestellt. Das Picknick richtet sich an Familien mit Kindern im Alter von fünf bis zehn Jahren. Beginn ist jeweils 10 Uhr.

Die Stadtbibliothek Halberstadt bietet neben dem Lesesommer während der Ferien immer mittwochs ab 10 Uhr weitere Veranstaltungen an. Dazu gehören zum Beispiel eine Comic-Werkstatt und eine Schnitzeljagd.

Am 2. September endet der Lesesommer in der Stadtbibliothek Merseburg. Ab 11 Uhr gibt es ein Programm mit Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr und Liedermacher Toni Geiling.

Am 8. September findet die Lesesommer-Abschlussveranstaltung der Stadtbibliothek Wolmirstedt im Bergmannssaal in Zielitz statt. Los geht's um 17 Uhr.

Am 16. September feiert die Stadtbibliothek Magdeburg von 14 bis 16:30 Uhr eine große Abschlussfeier in der Zentralbibliothek. Außerdem haben sich – wie die Bibliothek auf ihrer Seite mitteilt – einige Schulen bereit erklärt, für die erfolgreiche Teilnahme am Lesesommer eine gute Note im Deutschunterricht zu vergeben. Alternativ sollen die Schüler einen positiven Eintrag auf dem nächsten Zeugnis bekommen.

Am 19. September lädt die Stadt- und Kreisbibliothek Salzwedel alle Teilnehmer der Ferienaktion zu einem Lesesommer-XXL-Abschlussfest ein. Auf der Seite der Bibliothek heißt es dazu: "Was dort genau passieren wird, verraten wir an dieser Stelle aber noch nicht. Lasst euch überraschen."

In der Grundschule Braunsbedra gibt es am 20. September ab 16 Uhr eine Abschlussveranstaltung anlässlich des Lesesommers.

Am 30. September feiert die Stadtbibliothek Halle den Lesesommer-Abschluss in der Konzerthalle Ulrichskirche. Ab 15 Uhr tritt Sprechwissenschaftlerin Tina Kemnitz mit einer Buchempfehlungsshow auf.

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MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Buchtipps zum Schulanfang

Buchtipps zum Schulanfang

Ines Meinhardt freut sich, dass wieder Schulanfang ist. Es ist die Gelegenheit, Bücher für den Schulanfang zu empfehlen, um die Lust am Lesen zu wecken.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 19.08.2022 12:17Uhr 01:53 min

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IGLU-Studie: Lesekompetenz von Grundschülern sinkt

Der Hintergrund all dieser Veranstaltungen ist durchaus ernst: Die Lesekompetenz von Viertklässlern in Deutschland hat sich von 2016 bis 2021 deutlich verschlechtert. Das geht aus der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU-Studie 2021) der Technischen Universität Dortmund hervor, die alle fünf Jahre die Lesefähigkeiten von Grundschülern der vierten Klasse überprüft. Ein Viertel der Kinder erreichte demnach nicht den internationalen Mindeststandard, der zum erfolgreichen Lernen nötig wäre. Gleichzeitig gebe es auch weniger Schüler, die gut oder sehr gut lesen können.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Lesekompetenz in Deutschland den Angaben zufolge deutlich verschlechtert. Mögliche Gründe für diese Entwicklung sind nach Aussage der Leiterin der IGLU-Studie, Nele MacElvany, die Corona-Pandemie und dass es in den Klassen mehr ausländische Kinder gibt, die zu Hause kein Deutsch sprechen. Darüber hinaus werde im Unterricht relativ wenig Zeit zum Lesen eingeplant.

Sommerliche Buchtipps aus der Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT

Tipp von Leonard Schubert: "Der große Sommer" von Ewald Arenz heißt nicht nur so, sondern ist auch ein absolutes Sommerbuch. Es vereint leichtfüßig Themen wie Freundschaft und Familie, Liebe und Tod, Vertrauen und Angst und der Verantwortung auf dem Weg, erwachsen zu werden. Dabei sind Figuren und Geschichte aber keinesfalls platt oder klischeehaft, sondern überaus fein beobachtet. Ein Buch, durch das man sich selbst nach einem anstrengenden Tag noch gut hindurchpflügen kann und sich gleichzeitig wünscht, sein Sommergefühl möge noch eine Weile anhalten.

Worum es geht: Frieder, der wegen seiner Nachprüfung in Mathe nicht in den Sommerurlaub fahren kann, muss den Sommer bei seinem strengen Großvater bleiben. Zusammen mit seiner Schwester Alma und seinem besten Freund Johann versucht er, das Beste aus der Zeit zu machen. Dabei lernt er nicht nur seine Familie und sich selbst immer besser kennen, sondern auch Beate, in die er sich verliebt. Gemeinsam schlittern die Figuren in die intensive Geschichte eines Sommers.

Julia Heundorf
Julia Heundorfs Favorit ist "Deutschland. Erinnerungen einer Nation" von Neil MacGregor. Bildrechte: MDR/Kevin Poweska

Tipp von Julia Heundorf: Eines meiner Lieblingsbücher empfehle ich allen, die sich für die Kultur Deutschlands interessieren, abseits von Allgemeinplätzen wie Vollkornbrot, Pünktlichkeit und Autos. Das Buch ist ein ziemlicher "Klopper", wenn man es im Regal sieht, aber es hat sehr viele Bilder! Es heißt "Deutschland. Erinnerungen einer Nation."

Der Autor Neil MacGregor erzählt historische Ereignisse, die das Land geprägt haben, anhand von Objekten wie Gemälden, Münzen oder Bauwerken. Ein Kapitel über die innerdeutsche Teilung – ein wichtiges Stück Geschichte in Mitteldeutschland – erzählt er unter anderem an einem Taucheranzug.

Das Buch ist für Menschen geeignet, die keine Ahnung von Geschichte haben. Gleichzeitig wird auch jede Geschichtsprofessorin oder jeder Geschichtsprofessor noch etwas in dem Buch entdecken. Dieses Geschichtsbuch geht nicht "vorne" los und hört in unserer Zeit auf. Es springt mit jedem Kapitel quer durch die Jahrhunderte und Jahrzehnte.

Ein Tipp für Lesefaule: Ursprünglich war "Deutschland. Erinnerungen einer Nation." ein Podcast der BBC, des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Vereinigten Königreich. Wer gut Englisch versteht, kann "Deutschland" auch als Podcast hören.

Christoph Dziedo
Christoph Dziedo hat gleich zwei Bücher, die er wärmstens empfiehlt. Bildrechte: MDR/Matthias Lindner

Tipps von Christoph Dziedo: Die letzten beiden Bücher, die ich innerhalb ganz kurzer Zeit durchgelesen habe, sind zum einen autobiographischer Natur und zum anderen von Hörfunk-Journalisten geschrieben. Vermutlich spricht mich diese klare verständliche Sprache besonders an.

Da ist zum einen "In meinem Herzen steckt ein Speer" von Anja Caspary, ihres Zeichens Musikjournalistin beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Sie beschreibt darin das Jahr, das ihr Leben radikal veränderte. Caspary wird 2015 Musikchefin bei radioeins und erfährt am gleichen Tag in einer Routineuntersuchung, dass sie trotz gesunder Lebensführung Brustkrebs hat. Sie geht damit radikal um, lässt sich beide Brüste ersatzlos abnehmen und lehnt auch die übliche Behandlung mit Hormontabletten ab. Kaum hat sich ihr Leben wieder eingepegelt, erfährt sie, dass ihr Ehemann, der Musikjournalist und frühere Bassist der "Ärzte", Hagen Liebing, einen Gehirntumor hat. Das Buch erzählt die Leidensgeschichte der beiden und der Kinder bis zu Liebings Tod im September 2016 auf emotionale und mitreißende Art und Weise. Auch die bemerkenswerte Liebesgeschichte zwischen Caspary und Liebing wird erzählt. Man lernt ein großes Schicksal kennen, aber auch eine starke Frau, die damit höchst konsequent umgeht.

Zum anderen ist da "Fleisch ist mir nicht Wurst" von Klaus Reichert. Der Moderator und Autor des Hessischen Rundfunks entstammt einer Metzger-Dynastie und beschreibt die Geschichte seiner Familie. Er fordert uns zu einem maßvollen und wertschätzenden Umgang mit Fleischkonsum auf. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass ein Tier für uns sein Leben gegeben hat. Reichert schildert zum Beispiel empathisch, wie er sich damit quält, bei einem Tag der Offenen Tür auf einem Bauernhof einen Eber zu erschießen, der geschlachtet werden soll. Sein Bruder, der das Familienunternehmen führt, hatte ihn dazu gedrängt. Mich haben Reicherts ehrliche Worte überzeugt. Das Buch gibt interessante und kritische Denkanstöße zur Ernährung.

Tipps von Susanne Ahrens: Als Teeny in den 90er war ich wie so viele auch von der Band Nirvana fasziniert und habe die Kassetten bzw. CDs hoch und runter gehört. Nach dem Tod von Kurt Cobain habe ich zwar sehr wohl mitbekommen, dass der frühere Schlagzeuger eine eigene Band gegründet hatte und mit den Foo Fighters ebenfalls ein paar tolle Platten veröffentlichte. Aber allzu tief habe ich mich dann nicht mehr damit beschäftigt. Umso mehr habe ich mich dann über die Veröffentlichung von Dave Grohl und seinem "Der Storyteller" im Corona-Jahr 2021 gefreut. Ich gehe wirklich gern in Bibliotheken und dort bin ich zufällig auf das Buch gestoßen. Es sprach mich an und ich habe es mir dann über die Onleihe ausgeliehen. Der Mann hat wirklich was zu erzählen. Er lebt für die Musik durch und durch. Ich dachte, ich werde enttäuscht sein, dass Nirvana nur einen kleinen Teil des Buches ausmacht. Das hatte ich beim Durchblättern gesehen. Aber dem war nicht so, weil Grohl es geschafft hat, mit seinen persönlichen, charismatischen Geschichten mein Interesse an seinem Leben als Musiker zu wecken – eine wirkliche Leseempfehlung meinerseits zu jeder Jahreszeit.

Ein ganz anderes Buch, welches mich im vergangenen Spätsommer/Herbst gecatcht hat, ist "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann. Ein Zufallsfund in einer Bücherecke am Strandort. Mitunter kurios, witzig, aber auch unglaublich beeindruckend, was Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt in ihren Paralleluniversen erleben. Kehlmann hat es bei mir geschafft, ehrliche Sympathien für diese beiden historischen Figuren hervorzurufen: der leidgeplagte, geniale Gauß, der seiner Zeit so oft voraus war, und der besessene, zwanghafte Entdecker Humboldt. Schade fand ich nur, dass Darwin mit seiner Evolutionstheorie bei Kehlmann keine Rolle spielte. Aber es ist ein unterhaltsamer Roman, der die Leser in eine vergangene Zeit mitnimmt, und dennoch kein Geschichtsbuch.

MDR (Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Juni 2023 | 15:30 Uhr

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