Lehrkräftemangel An diesen Schulen in Sachsen-Anhalt fällt der meiste Unterricht aus
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23. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Wenn es nach dem aktuellen Koalitionsvertrag der Landesregierung geht, dann sollte an Sachsen-Anhalts Schulen nicht eine einzige Unterrichtsstunde ausfallen. Wie weit entfernt die Realität vom selbst gesteckten Ziel der Regierungsparteien ist, zeigen neuen Zahlen zur Unterrichtsversorgung.
Die Unterrichtsversorgung in Sachsen-Anhalt variiert je nach Schulform erheblich: Während der Unterrichtsausfall an Gesamtschulen und Gymnasien vergleichsweise moderat ausfällt, ist das Ausmaß an Sekundar-, Gemeinschafts- und Förderschulen deutlich größer. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage von Thomas Lippmann (Linke) hervor, die MDR Data ausgewertet hat.
Demnach verzeichnet jede fünfte öffentliche Sekundar- oder Gemeinschaftsschule in Sachsen-Anhalt eine Unterrichtsversorgung von unter 80 Prozent. Zum Vergleich: Im Koalitionsvertrag hatten sich CDU, SPD und FDP eine Versorgung von 103 Prozent zum Ziel gesetzt, um Krankheitsfälle, Elternzeiten und Weiterbildungen ausgleichen zu können.
Über das blau unterlegte Ausklappmenü können Sie in der Grafik zwischen verschiedenen Versorgungsstufen wählen.
Wenigster Unterrichtsausfall in Halle
Wie häufig der Unterricht für Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt ausfällt, hängt neben der Schulform auch davon ab, in welcher Region Kinder leben. Während in Halle von der Förderschule bis zum Gymnasium sämtliche Schulformen eine Unterrichtsversorgung von nahe der 100 Prozent oder sogar darüber aufweisen können, sind die Werte in Dessau-Roßlau und der Altmark deutlich schlechter.
Thomas Lippmann, bildungspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Landtag, sprach bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag von einem "nicht zu akzeptierenden regionalen Gefälle" in Sachsen-Anhalt, über das zu wenig geredet werde.
Die Landesregierung wies in ihrer Antwort auf Lippmanns Kleine Anfrage auch die Schulen aus, deren Unterrichtsversorgung besonders schlecht ist. Landesweite Schlusslichter zum Stichtag 11. September 2024 waren:
- die Förderschule "Peter Petersen" in Gräfenhainichen (Landkreis Wittenberg) mit einer Unterrichtsversorgung von 49,5 Prozent,
- die Förderschule "Lebensweg" in Jessen (Landkreis Wittenberg) mit 51,5 Prozent sowie
- die Grundschule in Alsleben (Salzlandkreis) mit 55,4 Prozent.
Welche öffentlichen Schulen in Ihrer Region eine Unterrichtsversorgung von weniger als 85 Prozent verzeichnen, können Sie den folgenden Aufklappboxen entnehmen:
Altmarkkreis Salzwedel
- Förderschule (LB) "R. Luxemburg" Gardelegen: 79,9 Prozent
- Förderschule (LB) Salzwedel: 84,3 Prozent
- Grundschule "Th.-H.-Rimpau" Kunrau : 73,2 Prozent
- Grundschule Beetzendorf: 80,1 Prozent
- Grundschule Letzlingen: 83,2 Prozent
- Grundschule Purnitz Klötze: 84,8 Prozent
- Ganztagsgemeinschaftsschule "Comenius" Salzwedel: 69,3 Prozent
- Sekundarschule J.F. Danneil Kalbe (Milde): 71,8 Prozent
Anhalt-Bitterfeld
- Förderschule (GB) "An der Kastanie" Bitterfeld: 61,3 Prozent
- Förderschule (LB) "E. Kästner" Bitterfeld: 78,1 Prozent
- Förderschule "H. E. Stötzner" Güterglück: 78,8 Prozent
- Grundschule "Käthe Kollwitz" Quellendorf : 84,1 Prozent
- Grundschule "Geschwister Scholl" Greppin: 84,4 Prozent
- Gemeinschaftsschule Gröbzig: 78,1 Prozent
- Sekundarschule Wolfen - Nord: 78,3 Prozent
- Sekundarschule "Völkerfreundschaft" Köthen: 78,5 Prozent
- Sekundarschule an der Rüsternbreite Köthen: 78,7 Prozent
- Sekundarschule "Ciervisti" Zerbst: 80,9 Prozent
- Helene-Lange-Sekundarschule Bitterfeld: 84,0 Prozent
- Sekundarschule Zörbig: 84,5 Prozent
Landkreis Börde
- Förderschule (GB) am Mühlenberg Hamersleben: 78,0 Prozent
- Förderschule (GB) "J. Nathusius" Haldensleben: 83,7 Prozent
- Grundschule "An der Burg" Wanzleben: 71,4 Prozent
- Grundschule "Goethe" Oschersleben: 72,4 Prozent
- Gemeinschaftsschule "Puschkin" Oschersleben: 66,0 Prozent
- GmS "Am Diesterwegring" Oschersleben: 66,2 Prozent
- Gemeinschaftsschule Barleben: 69,5 Prozent
- Sekundarschule "Th. Müntzer" Ausleben: 79,1 Prozent
- Gemeinschaftsschule Sülzetal: 84,1 Prozent
Burgenlandkreis
- Förderschule (GB) "J. T. Weise" Zeitz: 73,3 Prozent
- Förderschule (LB) Weißenfels-Hohenmölsen: 83,7 Prozent
- Förderschule (LB) "Pestalozzi" Zeitz: 84,3 Prozent
- Schlossgartenschule - Förderschule (GB) Weißenfels: 84,7 Prozent
- Förderschule (LB) "Pestalozzi" Naumburg: 84,8 Prozent
- Grundschule Osterfeld: 71,7 Prozent
- Grundschule Droßdorf: 74,0 Prozent
- Grundschule Zeitz-Ost: 76,1 Prozent
- Grundschule Granschütz: 83,0 Prozent
- Sekundarschule III Zeitz:71,0 Prozent
- Sekundarschule Droyßig: 72,9 Prozent
- Sekundarschule Bad Bibra: 76,2 Prozent
- Neustadt-Sekundarschule Weißenfels: 81,3 Prozent
- Sekundarschule "A. v. Humboldt" Naumburg: 83,9 Prozent
- Sekundarschule "A. Schweitzer" Naumburg: 84,2 Prozent
Dessau-Roßlau
- Förderschule (LB) "Pestalozzi" Dessau-Roßlau: 75,3 Prozent
- Regenbogenschule - Förderschule (GB) Dessau-Roßlau: 79,7 Prozent
- Grundschule Kreuzberge Dessau-Roßlau: 81,9 Prozent
- Sekundarschule am Schillerpark Dessau: 68,3 Prozent
- Sekundarschule Kreuzberge Dessau-Roßlau: 81,7 Prozent
- Sekundarschule Roßlau: 82,3 Prozent
Halle
- Auenschule Halle - Grundschule - : 77,6 Prozent
Landkreis Harz
- Grundschule "Dr. Hermann Blumenau" Hasselfelde: 65,3 Prozent
- Brinckmeier-Grundschule Ballenstedt-Rieder: 74,0 Prozent
- Diesterweg-Grundschule Halberstadt: 76,8 Prozent
- Grundschule "Am Heinrichsplatz" Quedlinburg: 77,7 Prozent
- Naturgrundschule zwischen Huy und Bruch: 80,7 Prozent
- Grundschule "Albert Klaus" Badersleben: 82,8 Prozent
- Grundschule Diesterweg Derenburg: 84,3 Prozent
- Grundschule "Erich Kästner" Langeln: 84,4 Prozent
- Sekundarschule "Ludwig Gleim" Ermsleben: 64,4 Prozent
- Gemeinschaftsschule Hagenberg Gernrode: 70,9 Prozent
- Bosseschule-Sekundarschule Quedlinburg: 79,8 Prozent
- Sekundarschule "August Bebel" Blankenburg: 82,9 Prozent
- Sekundarschule "T. Müntzer" Wernigerode: 84,4 Prozent
Jerichower Land
- Förderschule (LB) "Th. Neubauer" Burg: 83,8 Prozent
- Grundschule Grabow: 72,9 Prozent
- Grundschule "Stadtmitte" Genthin: 84,6 Prozent
- Sekundarschule Brettin: 62,5 Prozent
- Sekundarschule "F.A.W. Diesterweg" Burg: 75,3 Prozent
- Sekundarschule "Carl von Clausewitz" Burg: 77,2 Prozent
- Sekundarschule "An der Elbe" Parey: 81,7 Prozent
Magdeburg
- Förderschule (LB) "Comenius" Magdeburg: 83,2 Prozent
- Schule am Sternsee - Förderschule (KB) Magdeburg: 84,7 Prozent
- Grundschule "Am Kannenstieg" Magdeburg: 81,9 Prozent
- Gemeinschaftsschule "Heinrich Heine" Magdeburg: 79,5 Prozent
Landkreis Mansfeld-Südharz
- Grundschule "Einetal-Vorharz" Welbsleben: 79,2 Prozent
Saalekreis
- Grundschule "Fr. Engels" Bad Dürrenberg: 84,0 Prozent
- Grundschule "Otto Lilienthal" Merseburg: 84,7 Prozent
- Grundschule "A. Dürer" Merseburg: 84,8 Prozent
- Sekundarschule "August Bebel" Leuna: 79,4 Prozent
Salzlandkreis
- Förderschule (LB) "Pestalozzi" Schönebeck: 66,8 Prozent
- Kastanienschule - Förderschule (GB) Aschersleben: 75,0 Prozent
- Förderschule (GB) Schönebeck: 76,7 Prozent
- Förderschule (LB) "Pestalozzi" Staßfurt: 79,1 Prozent
- Grundschule Alsleben: 55,4 Prozent
- Grundschule "Dr. Tolberg" Schönebeck: 64,4 Prozent
- Grundschule "J. W. v. Goethe" Bernburg: 73,6 Prozent
- Grundschule Nord Staßfurt: 75,7 Prozent
- K.-Liebknecht-Grundschule Schönebeck: 77,0 Prozent
- Grundschule "Franz Mehring" Bernburg: 82,8 Prozent
- Grundschule Westeregeln: 84,2 Prozent
- Sekundarschule "Am Lerchenfeld" Schönebeck: 76,3 Prozent
- Sekundarschule Förderstedt: 77,3 Prozent
- Seelandschule Nachterstedt - Sekundarschule: 82,1 Prozent
- Burgschule Aschersleben - Sekundarschule - : 82,1 Prozent
- Gemeinschaftsschule an der Wasserburg Egeln: 82,2 Prozent
- Sekundarschule "J. G. Herder" Calbe: 82,8 Prozent
- Sekundarschule "Campus Technicus" Bernburg: 84,7 Prozent
Landkreis Stendal
- Grundschule Goldbeck/Iden: 79,9 Prozent
- Ganztagsgrundschule Stendal: 80,8 Prozent
- Grundschule Schinne: 83,9 Prozent
- Sekundarschule "Komarow" Stendal: 59,4 Prozent
- Sekundarschule "Geschwister Scholl" Goldbeck: 68,1 Prozent
- Sekundarschule "H. Brunsberg" Tangermünde: 75,8 Prozent
- Sekundarschule "Karl Marx" Osterburg: 77,7 Prozent
- Sekundarschule "Comenius" Stendal: 78,9 Prozent
- Sekundarschule Bismark: 82,5 Prozent
- Gemeinschaftsschule "Wilhelm Wundt" Tangerhütte: 82,8 Prozent
- Gemeinschaftsschule J.J. Winckelmann Seehausen: 83,5 Prozent
Landkreis Wittenberg
- Förderschule (GB) "Peter Petersen" Gräfenhainichen: 49,5 Prozent
- Förderschule (GB) "Lebensweg" Jessen: 51,5 Prozent
- Förderschule (LB) "Pestalozzi" Wittenberg: 84,5 Prozent
- Grundschule Prettin: 67,5 Prozent
- Grundschule Michael Stifel Annaburg: 83,0 Prozent
- Grundschule Kemberg: 84,0 Prozent
- Sekundarschule Jessen-Nord: 73,0 Prozent
- Sekundarschule Bad Schmiedeberg: 75,2 Prozent
- Sekundarschule "J. G. Wilke" Coswig: 78,7 Prozent
- Sekundarschule "Heinrich Heine" Wittenberg: 81,5 Prozent
- Sekundarschule Annaburg: 83,3 Prozent
- Sekundarschule "Ferropolis" Gräfenhainichen: 84,4 Prozent
Hitzige Landtagsdebatte zum Lehrkräftemangel in Sachsen-Anhalt
Der Landtagsabgeordnete Thomas Lippmann sagte MDR SACHSEN-ANHALT, ihm selbst fehlten inzwischen die Worte, um die "dramatische Entwicklung und den Niedergang der Schulbildung" – insbesondere an Sekundar-, Gemeinschafts- und Förderschulen – angemessen zu beschreiben.
Diese Schulformen sind hinsichtlich des Bildungsangebotes ohne jede Perspektive, wenn es die Landesregierung, die Koalition und die Bildungsministerin weiter so laufen lassen.
Lippmann wies auch darauf hin, dass in Sachsen-Anhalt zu wenig Lehrernachwuchs ausgebildet wird. Zum Wintersemester 2024/25 seien 256 Immatrikulationen für das Lehramt an Sekundarschulen registriert worden. Die Empfehlung einer Expertenkommission sehe 934 Immatrikulationen vor. Bereits in einer Landtagsdebatte am vergangenen Mittwoch sparte Lippmann nicht mit Kritik an Bildungsministerin Feußner und der Schulpolitik der CDU.
Feußner hingegen bezeichnete die Äußerungen Lippmanns als "Phrasendrescherei" und "Untergangsszenarien" und zählte zahlreiche Maßnahmen des Bildungsministeriums zur Verbesserung der aktuellen Situation an Sachsen-Anhalts Schulen auf. Der Linken warf Feußner vor, nur Defizite aufzulisten und keinerlei Vorschläge zu machen.
dpa, MDR (Manuel Mohr)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Dezember 2024 | 17:00 Uhr
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