Fragen und Antworten zum Lehrermangel in Sachsen-Anhalt

19. Oktober 2023, 16:11 Uhr


Wo gibt es einen Lehrermangel in Sachsen-Anhalt?

Landesweit geht das Bildungsministerium von knapp 1.000 fehlenden Lehrern aus. Wie Daten zum Unterrichtsausfall aus dem Schuljahr 2022/23 zeigen, sind die Landkreise davon aber nicht gleichermaßen betroffen. 100 Prozent Unterrichtsversorgung bedeuten, dass Ausfälle durch Krankheit oder Elternzeit vollständig ausgeglichen werden können. In ganz Sachsen-Anhalt lagen die Schulen im vergangenen Schuljahr mit einer Unterrichtsversorgung von 93,5 Prozent deutlich unter dem im Koalitionsvertrag festgehaltenen Ziel von 103 Prozent.

Diese und folgende Grafiken beziehen sich auf die 754 öffentlichen allgemeinbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt. Daten zu den 110 Schulen in freier Trägerschaft liegen nicht vor.

Auch zwischen den Schulformen gab es deutliche Unterschiede. An Gymnasien und Grundschulen fiel der Unterricht seltener aus als an Förder- oder Sekundarschulen. Allerdings waren gleich vier Grundschulen mit knapp unter 50 Prozent Unterrichtsversorgung unter den am schlechtesten versorgten Schulen in Sachsen-Anhalt.


Für welche Fächer fehlen Lehrer?

In Sachsen-Anhalt fehlen nach Angaben des Landesschulamts insbesondere Lehrerinnen und Lehrer, die an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen Deutsch, Englisch, Mathematik, Sport, Physik, Biologie, Chemie, Geografie, Musik und Ethik unterrichten und die an Gymnasien Deutsch, Mathematik, Englisch, Biologie, Geografie und Ethik unterrichten.


Was wird in Sachsen-Anhalt gegen Lehrermangel getan?

Seit April 2023 müssen Lehrer in Sachsen-Anhalt eine Stunde mehr pro Woche unterrichten. Damit soll dem Unterrichtsausfall, der eine Folge des Lehrermangels ist, entgegengewirkt werden. Die zusätzliche Stunde können sich die Lehrer entweder auszahlen oder auf einem Arbeitszeitkonto gutschreiben lassen.

Lehrkräfte, die über 62 Jahre alt sind oder eine Behinderung haben, sind von der Regelung ausgenommen. Für Seiteneinsteiger gilt sie nur, wenn sie unbefristet angestellt sind.


Was ist der Unterschied zwischen Quereinsteigern und Seiteneinsteigern?

Quereinsteiger haben kein Lehramtsstudium, müssen aber ein Referendariat an einer Schule machen. Nach diesem Vorbereitungsdienst erhalten sie die volle Lehrbefähigung und können sogar verbeamtet werden.

Seiteneinsteiger haben weder ein Lehramtsstudium noch ein Referendariat abgeschlossen. Sie beginnen direkt damit, an einer Schule zu arbeiten. Die fehlende Pädagogikausbildung wird oft mit berufsbegleitenden Programmen nachgeholt. Die spezifischen Bedingungen für den Quer- oder Seiteneinstieg sind je nach Bundesland unterschiedlich. Teilweise werden beide Begriffe auch synonym verwendet.

In Sachsen-Anhalt wird nicht zwischen Quer- und Seiteneinstieg unterschieden. Das Landesschulamt spricht von Seiteneinsteigern.

Ein Referendariat können in Sachsen-Anhalt nach Angaben des Landesschulamts nur diejenigen machen, die bereits zwei Fächer aus ihrem Studium ableiten können, also etwa Physik und Mathe studiert haben, oder ein zweites Fach nachstudiert haben. Wird dann noch das Referendariat absolviert, gelten die Lehrkräfte als regulär ausgebildete Lehrer, selbst wenn sie ursprünglich nicht auf Lehramt studiert haben.


Wie kann man sich als Seiteneinsteiger in Sachsen-Anhalt bewerben?

Dem Landesschulamt Sachsen-Anhalt zufolge müssen Seiteneinsteiger ein abgeschlossenes Hochschulstudium haben, aus dem sich mindestens ein Schulfach ableiten lässt. Die Inhalte des Studiums werden mit denen der Unterrichtsfächer verglichen. Gibt es ausreichend Überschneidungen ist ein Seiteneinstieg möglich.

Auch ein ausländischer Hochschulabschluss kann anerkannt werden, wenn er gleichwertig mit einem deutschen Bildungsabschluss ist. Außerdem müssen Deutschkentnisse auf dem Niveau C1 nachgewiesen werden.

Weitere Informationen zur Bewerbung als Seiteneinsteiger finden Sie hier.


Was verdient ein Seiteneinsteiger in Sachsen-Anhalt?

Was Seiteneinsteiger in Sachsen-Anhalt als Lehrkräfte verdienen, hängt davon ab, welche Qualifizierungen sie haben und an welcher Schulform sie arbeiten. An Grundschulen werden Seiteneinsteiger nach Angaben des Landesschulamtes in die Tarif-Entgeltgruppen E 9b oder E10 eingeordnet und können somit bis zu 3.523,62 Euro beim Berufseinstieg verdienen. Das Entgelt steigt mit der Dienstzeit.

Höher eingestuft werden etwa Lehrkräfte, die einen Bachelor oder Master an einer Uni oder einer Fachhochschule in einem akkreditierten Studiengang gemacht haben und aus deren Studium ein Schulfach abgeleitet werden kann.


Was verdient ein Grundschullehrer in Sachsen-Anhalt?

Wie viel Grundschullehrer in Sachsen-Anhalt verdienen, hängt von mehreren Faktoren ab. Für vollständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer soll das Entgelt beziehungsweise die Besoldung erhöht werden. Bisher ist eine Einstufung in die Entgeltgruppe E12 mit 3.774,86 Euro Grundgehalt möglich, in Zukunft sollen Grundschullehrerinnen und -lehrer auch in die Gruppe E13 eingestuft werden können beziehungsweise Beamte in die Besoldungsgruppe A13. Zwischen E12 und E13 liegen etwa 500 Euro. Für Seiteneinsteiger ist an Grundschulen maximal die Entgeltgruppe E10 vorgesehen. Zwischen E10 und E12 liegen etwa 250 Euro im Grundentgelt.


Was verdient ein angestellter/verbeamteter Lehrer in Sachsen-Anhalt?

Wer regulär als Lehrer oder Lehrerin ausgebildet ist, wird nach Angaben des Landesschulamtes im Dienst an Grundschulen derzeit nach Tarif in Gruppe E11 beziehungsweise A12 bezahlt, erhält also mehr als 3.600 Euro im Grundentgelt. An allen anderen Schulformen wird nach E13 beziehungsweise A13 bezahlt, mit um die 4.200 Euro Grundentgelt.


Wann kommt A13 für Grundschullehrer in Sachsen-Anhalt?

Im März hat der Landtag beschlossen, Lehrkräfte an Grundschulen in Zukunft besser zu bezahlen. In drei Schritten sollen sie in die höhere Besoldungsstufe A13 kommen. Nach Angaben des Bildungsministeriums erhalten ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen seit August 2023 demnach 200 Euro mehr, ab August 2024 soll diese Zulage auf 400 steigen. Im August 2025 sollen sie dann ebenso viel verdienen wie Lehrerinnen und Lehrer an anderen Schulformen. Schulleiterinnen und -leiter bekommen ebenfalls mehr Geld. Auch für Seiteneinsteiger an Grundschulen soll 2025 das Entgelt steigen.


Werden Lehrer in Sachsen-Anhalt verbeamtet?

Lehrerinnen und Lehrer, die neu in Sachsen-Anhalt angestellt werden, können verbeamtet werden, wenn sie die Voraussetzungen dafür erfüllen. Auch wenn sie Funktionsstellen übernehmen, zum Beispiel Schulleiterin werden, können sie verbeamtet werden. Zudem gibt es spezielle Fälle, in denen Lehrer zunächst an einer anderen Schulform arbeiten als der, die ihrer Laufbahnbefähigung entspricht. Wechseln sie dann an die "richtige" Schulform, kann eine Verbeamtung geprüft werden.


Wie lange dauert ein Referendariat in Sachsen-Anhalt?

Das Referendariat, auch Vorbereitungsdienst genannt, dauert in Sachsen-Anhalt nach Angaben des Landesschulamtes 16 Monate. Seiteneinsteiger können das Referendariat auch berufsbegleitend absolvieren. Die Dauer beträgt dann 24 Monate.

MDR (Annekathrin Queck, Julia Heundorf)

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