Schulsozialarbeiterin Doreen Schmitz sitzt zwischen Schülern. 3 min
Doreen Schmitz (hinten, Zweite von rechts) ist Sozialarbeiterin an der Sekundarschule Ausleben in der Börde. Bildrechte: MDR/Maximilian Fürstenberg

Sekundarschule Ausleben Schulsozialarbeit: Eine Schule und das Bangen um Frau Schmitz

19. März 2024, 11:08 Uhr

Schulsozialarbeit ist wichtig für Schüler, das ist klar. Doch auch Eltern und Lehrer profitieren davon, wenn es an der Schule einen Schulsozialarbeiter gibt. Welche Auswirkungen hätte es also, wenn der Schulsozialarbeiter nicht an der Schule bleiben kann? Das steht nun vielleicht mehreren Schulen in der Börde bevor. In der Sekundarschule in Ausleben bangen derzeit die Lehrer und Eltern, ob die dortige Schulsozialarbeiterin Doreen Schmitz im Herbst noch an der Schule sein wird.

Luise Scheermesser
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

  • Die Schulsozialarbeiter-Stellen in Sachsen-Anhalt sind gefährdet. Neben mangelnden Geldern erschwert auch ein ungünstiges Vergabeverfahren die Situation.
  • Für die Eltern sind Schulsozialarbeiter wichtig, weil nicht nur die Kinder, sondern auch sie selbst Ansprechpartner haben.
  • Schulsozialarbeiter unterstützen Lehrer in ihrer Arbeit, wenn zum Beispiel einzelne Kinder Unterstützung brauchen.

Viele Bilder hängen an der Wand ihres Büros – von Schülern für sie gemalt. "Für die beste Frau Schmitz", steht auf den meisten geschrieben. Schulsozialarbeiterin Doreen Schmitz hat ihr Büro außerdem mit einem Boxsack, zwei Ledersesseln, einem Bücherregal und einem Schreibtisch ausgestattet. Am Fenster hängt ein großer Traumfänger.

In der Sekundarschule Ausleben in der Börde ist das der Ort, an dem nicht nur Schüler ein offenes Ohr finden, sondern auch Lehrer und Eltern, erzählt Doreen Schmitz: "Die Sorgeberechtigten, die Lehrer und auch ich, wir wollen alle, dass es den Kindern gut geht. Aber ein Lehrer will das Kind letztendlich auf die Prüfung vorbereiten. Die Eltern wollen ein glückliches Kind. […] Und ich bin dazwischen und habe noch mal einen anderen Zugang, als eine Mama oder eben eine Lehrerin. Ich habe meine sozialpädagogischen Methoden und dazu gehört auch mal zusammensitzen und quatschen."  

Ich habe meine sozialpädagogischen Methoden und dazu gehört auch mal zusammensitzen und quatschen.

Doreen Schmitz Schulsozialpädagogin Sekundarschule Ausleben

Wie Eltern von Schulsozialarbeit profitieren

Eine ältere Frau sitzt auf einem Stuhl und schaut in die Kamera. Sie trägt eine schwarze Weste und hat kurze pink-grüne Haare. Im Hintergrund sieht man eine bunte Wand eines Klassenzimmers.
Rowena Vogl ist froh, dass ihr Sohn in Frau Schmitz immer eine Ansprechpartnerin hat. Bildrechte: MDR/Luise Scheermesser

Doreen Roloff und Rowena Vogl haben beide Kinder in der zehnten Klasse an der Sekundarschule Ausleben. Für beide Mütter ist es ein schönes Gefühl zu wissen, dass es an der Schule ihrer Kinder Frau Schmitz gibt, die immer ein offenes Ohr hat, egal für welches Problem. "Wenn die Eltern auch Probleme mit dem Kind haben, oder mit dem Lehrer, dann kann man immer zu Frau Schmitz gehen. Sie klärt das dann. Redet dann mit den Lehrern oder mit dem Kind oder man redet mit ihr zusammen und dann findet man eine Lösung", erzählt Rowena Vogl.

Eine ältere Frau sitzt auf einem Stuhl und schaut in die Kamera. Sie trägt eine rote Winterjacke und hat kurze blonde Haare. Im Hintergrund sieht man eine bunte Wand eines Klassenzimmers.
Doreen Roloff erinnert sich, als Frau Schmitz ihrer Tochter in der Bewerbungsphase half. Bildrechte: MDR/Luise Scheermesser

Frau Schmitz ist nicht nur eine seelische Unterstützung für Kinder und Eltern, sondern hilft auch dann, wenn die Eltern vielleicht mal nicht weiterwissen. Doreen Roloff erinnert sich dabei an die Bewerbungsphase ihrer Tochter. "Wenn meine Tochter mit ein paar Sachen nicht so klar kam und ich auch nicht, weil ich technisch nicht so viel Ahnung habe, dann ist meine Tochter zu Frau Schmitz gegangen."

Verlieren Schulsozialarbeiter in der Börde ihren Job?

Die Schule ohne Frau Schmitz wollen sich beide Eltern nicht mehr vorstellen. Es würde wohl pures Chaos werden, meint Rowena Vogl mit einem verschmitzten Lächeln. Doch das könnte bald Realität sein. Die Schulsozialarbeiterstellen werden in Sachsen-Anhalt durch den Europäischen-Sozial-Fonds finanziert. Dieser Fonds deckt in der Börde laut Arbeiterwohlfahrt 30 Schulen ab. Im derzeitigen Vergabeverfahren haben demnach allerdings 39 Schulen im Landkreis einen Antrag auf einen Schulsozialarbeiter gestellt. Nach dem jetzigen Stand werden also neun Schulen keinen Schulsozialarbeiter erhalten. Dann könnte es auch heißen, dass Doreen Schmitz ihre Schule verlassen muss.

"Ohne Frau Schmitz wäre es nie so weit gekommen, es ist entspannt für die Kinder und die Projekte, die sie anbietet… Hut ab. […] Und ohne sie würde ganz viel wegfallen. Sowohl AGs als auch Projekte, die sie organisiert hat", meint Rowena Vogl.

Wie Lehrkräfte von Schulsozialarbeit profitieren

Eine ältere Frau sitzt auf einem Ledersessel und schaut in die Kamera. Sie trägt eine graue Fliesjacke, eine rahmenlose Brille und hat kurze blonde Haare. Im Hintergrund sieht man durch eine Fensterfront mehrere Kinder die miteinander spielen.
Für Ines Göhler würde Unterstützung im Unterricht wegfallen, wenn Frau Schmitz gehen müsste. Bildrechte: MDR/Luise Scheermesser

Auch Lehrerin Ines Göhler wäre enttäuscht, wenn Frau Schmitz gehen müsste. Sie steht in engem Kontakt mit Doreen Schmitz – so wie fast alle Lehrerinnen und Lehrer an der Schule. In allen Dienstberatungen ist Frau Schmitz dabei und somit direkte Ansprechpartnerin, aber auch während der Unterrichtszeiten kümmert sie sich um Schüler, wenn der Bedarf besteht. So wie in diesem Fall bei Ines Göhler: "Eine Schülerin in einer Klassenstufe hat sehr emotional reagiert. Sie hat damit massiv den Unterricht gestört, sodass die anderen 24 Schüler nicht in Ruhe weiterlernen konnten. Und dann habe ich einfach die Tür aufgemacht, habe die Tür der Sozialarbeiterin offen gesehen und habe der Schülerin geholfen, indem ich sie einfach aus dieser Situation herausgenommen habe. Und sie konnte dann ganz in Ruhe mit Frau Schmitz über ihre Probleme reden."

In einer Unterrichtsstunde schaffe man es gar nicht, den Unterrichtsstoff an die Schüler zu bringen und sich gleichzeitig emotional um die Schüler zu kümmern. Umso wichtiger sei eine Schulsozialarbeiterin, betont Ines Göhler. "Die Schüler an unserer Schule haben auf jeden Fall auch das Vertrauen zu Frau Schmitz, Dinge unter vier Augen zu erzählen, die ein Lehrer auch gar nicht wissen muss. Unsere Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist eine andere, als die Beziehung zwischen Schulsozialarbeiter und Schüler. Und deshalb ist ihre Stelle auch nicht zu ersetzen."

Unsere Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist eine andere, als die Beziehung zwischen Schulsozialarbeiter und Schüler. Und deshalb ist ihre Stelle auch nicht zu ersetzen.

Ines Göhler Lehrerin an der Sekundarschule Ausleben

Bei der letzten Gesamtkonferenz fragte der Schulleiter Lehrer, Eltern und Schüler, ob denn noch Bedarf an einer Schulsozialarbeiterin für die Schule bestehe. Ob man sich wünsche, dass Frau Schmitz an der Schule bleibe. Die Antwort: ein einstimmiges Ja.

Nur: Diese Entscheidung liegt nicht in der Hand der Schule.

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MDR (Luise Scheermesser) | Erstmals veröffentlicht am 17.03.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 17. März 2024 | 19:00 Uhr

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