Wirtschaftspolitik Sachsen-Anhalt zu Besuch in der Intel-Zukunft

11. Mai 2022, 09:21 Uhr

Der Intel-Besuch von Vertretern aus der Landespolitik sowie der Stadt Magdeburg in Irland hat viele Erkenntnisse gebracht. Einerseits wird auf der Insel genau jener Fabrik-Typ aktuell gebaut, der auch bald vor den Toren Magdeburgs stehen soll. Weitere Themen des Besuchs: der Austausch mit Wissenschaft und Wirtschaft sowie die Lösung des Wasserbedarfs bei der Chip-Produktion.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Sachsen-Anhalts Landesregierung und Vertreter der Stadt Magdeburg haben sich in Irland ein Bild von einer Fabrik gemacht, die nach gleichem Muster in Magdeburg entstehen soll. Die irische "Fab 34" ist das modernste Werk in der Intel-Strategie. Für solch eine Fabrik braucht es so viel Stahl wie für fünf Eifeltürme. Ende des Jahres soll die Gigafabrik an den Start gehen und in gleicher Weise doppelt in Magdeburg gebaut werden.

Gigantische Chip-Maschinen nach irischem Vorbild kommen

Im Innenraum der Halle befinden sich Reinräume mit einer Fläche von 47.000 Quadratmetern. Diese Räume sind 1.000-fach sauberer als ein Operationssaal im Krankenhaus. Die Produktion von Chips erfolgt durch die besondere Belichtung von Halbleiterrohlingen, sogenannten Wafern. Dies sind pizzagroße Scheiben aus Silizium. Durch spezielle Belichtung und Ätzverfahren entstehen daraus Chips für die Elektroindustrie. Die dafür benötigten Maschinen kosten etwa 140 Millionen Euro und sind so groß wie ein Doppeldeckerbus. In Magdeburg sollen nach Unternehmensangaben 10 bis 15 solcher Maschinen aufgestellt werden.

Irischer Mitbegründer wechselt nach Magdeburg

Der Bau der neuen Fabriken in Magdeburg soll von Eamonn Sinnott geleitet werden. Der Ire ist seit über 30 Jahren bei Intel und hat viele Jahre in den USA gearbeitet und den irischen Standort in Leixlip mitbegründet. Sein letztes Großprojekt war der Bau der "Fab 34". Das baugleiche Modell begleitet er künftig in zweifacher Ausführung in Magdeburg. Sinnott setzt dabei auf seine Erfahrung.

Dem MDR sagte er, dass er schon aufgeregt sei aber auch glücklich die Herausforderung annehmen zu dürfen. Natürlich kann es Probleme geben, aber er ist sich sicher, dass diese zu lösen seien. Sinnott sagte weiterhin, dass er mit vielen lokalen Baufirmen zusammenarbeiten möchte. Es gibt aber auch Aufgaben, die sind so speziell, dass dafür internationale Firmen herangezogen werden müssen. Das war auch in Irland der Fall. Ende Mai wird Sinnott nach Magdeburg reisen. Dort möchte er sich den Standort genauer anschauen und mit Menschen zusammenkommen, die helfen, den Bau zu unterstützen. Er freue sich auf Magdeburg und die Menschen dort.

Die Intel-Standorte in Irland

Der US-amerikanische Intel-Konzern hat sich ab 1989 im Nordosten Irlands, in der Grafschaft Kildare, angesiedelt. Nach eigenen Angaben wurden seitdem umgerechnet mehr als 30 Milliarden Euro in den Standort investiert, um das ehemalige Gestüt in eine moderne Produktionsstätte umzubauen. Derzeit gebe es dort mehr als 4.500 Mitarbeiter.

Auf dem Industriecampus von Leixlip befindet sich eine Halbleiter-Chipfabrik, die zuletzt für 14-Nanometer-Strukturen fitgemacht wurde. Die dort hergestelten Silizium-Mikroprozessoren bilden laut Intel das Herzstück zahlreicher Fortschritts-Technologien.

Im Jahr 2000 kam ein weiterer Intel-Standort in Irland dazu, in Shannon im Südwesten. Dort entwickeln weitere 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Cloud- und Netzwerksysteme.

Hören Sie hier den Bericht unseres Reporters Sebastian Mantei zu den Erkenntnissen des Wirtschafts-Besuchs bei Intel in Irland – von MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir:

Magdeburg sieht sich vor großen Herausforderungen

Auf die Stadt Magdeburg und das Land Sachsen-Anhalt kommen große Aufgaben zu. So müssen Stadtplanung und Infrastrukturanbindungen gedacht und umgesetzt werden. Die Wirtschaftsbeigeordnete der Stadt Magdeburg, Sandra Yvonne Stieger sagte dem MDR, die Reise nach Irland sei wie der Blick in eine Glaskugel, in der man die Zukunft sehen könne. Da habe sie viel gelernt und hat den Eindruck, dass sich Intel auch um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung bemühe. Die Stadt muss ihre Aufgaben erledigen, kann aber auch an Intel herantreten und sagen, wo das Unternehmen auch im Sinne der Stadt mitwirken könne. In Irland engagiert sich Intel in Sportvereinen, Umweltschutzprojekten und an den Universitäten des Landes. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) kündigte eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt Magdeburg und den umliegenden Gemeinden an. Hier müsse als Team aufgetreten werden.

Hier geht es darum, als Team aufzutreten – Magdeburg als Stadt, die umliegenden Gemeinden, wir als Land Sachsen-Anhalt und Intel – und dann wird das erfolgreich werden.

Sven Schulze (CDU), Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts

Wie sich Intel mit Wissenschaft und Wirtschaft vernetzt

Hightech und Wissenschaft sind zwei wichtige Partner, die miteinander wirken müssen, so Bernie Capraro, der Wissenschaftsmanager von Intel. Der Professor ist für die Kooperationen zwischen dem Unternehmen und den Universitäten verantwortlich. Intel hat großes Interesses an Fachkräften und engagiert sich deshalb an den Hochschulen. Mit Stiftungsprofessuren und Stipendien fördert das Unternehmen die Forschung und Entwicklung sowie die Nachwuchsförderung im eigenen Sinne. Das macht Intel mittlerweile seit 20 Jahren. Fachkräfte werden auch in Irland dringend benötigt, da viele lieber in die USA oder nach Großbritannien gehen, als im kleinen Irland zu bleiben.

Auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsförderer möchten dieses Modell übernehmen. Einige Hochschulen stehen bereits mit dem Konzern im Kontakt. Künftig soll auch ein Austausch mit den Iren stattfinden, um zu sehen, wie Wissenschaft, Entwicklung und Unternehmen miteinander arbeiten und voneinander profitieren können. Sachsen-Anhalt könne, so Ministerpräsident Reiner Haseloff auch zu einem Wissenschaftszentrum für die Forschung in der Halbleitertechnik werden. Das würde auch jungen Absolventen eine Perspektive geben, im Land zu bleiben statt nach dem Studium wegzugehen.

Noch keine Lösung für Magdeburger Wasserproblem

Die Industrieansiedlung sorgt aber auch für kritische Fragen, gerade beim Thema Wasser. Da es in Irland aufgrund des Regens, der Flüsse und des Meeres keine Wasserknappheit wie in Sachsen-Anhalt gibt, konnte die Delegation nur von den Erfahrungen der Iren im Abwassermanagement lernen. Aber genau hierin liegt auch der Schlüssel für die künftigen Herausforderungen in Magdeburg. Im Austausch mit Intel will Wirtschaftsminister Schulze dafür sorgen, dass bei dem Neubau eine Wiederaufbereitungsanlage entwickelt wird, die hilft, den Großteil des Nutzwassers für die Wiederverwertung in der Produktion zu reinigen. Dabei arbeiten Land und Unternehmen mit Forschungsinstituten zusammen. Eine finale Lösung konnte noch nicht mitgeteilt werden.

Sehen Sie hier ein Interview mit Reiner Haseloff zu seinen Eindrücken von der irischen Intel-Fabrik:

Intel will ab 2026 in Magdeburg produzieren

Im kommenden Jahr soll der Spatenstich für den Bau der "Intel-City" in Magdeburg beginnen. Zuvor müssen aber noch die EU-Beihilfen vom Bund freigegeben werden. Dies erfolgt erst, wenn der Bundestag den Haushalt beschlossen hat. Sollten die Abgeordneten dagegen stimmen, könnte es für die Investition schlecht aussehen. Dann würde aber Deutschland für immer das Interesse des Konzerns verspielt haben. Wirtschaftsminister Schulze zeigte sich zuversichtlich und glaubt nicht, dass das Parlament solch eine Rieseninvestition aufs Spiel setzen wird. Kommen die Beihilfen, beginnt Intel im kommenden Jahr mit dem Bau.

Die Grundstücke hat das Unternehmen bereits erworben, mit der Option zu erweitern. Da hoffen die Vertreter der Landesregierung und der Stadt Magdeburg, dass aus den zwei Intel-Fabriken am Ende des Jahrzehnts acht werden und Magdeburg zum modernsten Halbleiterstandort der Welt avanciert. Geht es nach Intel, soll bereits 2026 die Anlaufphase für die Fabriken starten, bevor 2027 die Produktion komplett aufgenommen werden kann. Dann arbeiten die Fabriken rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche, um den weltweiten Hunger nach Halbleitern zu stillen.

dpa, MDR (Sebastian Mantei)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. Mai 2022 | 05:30 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/81bc7dec-1638-4dc0-909d-571f839bb395 was not found on this server.

Mehr Politik in Sachsen-Anhalt

Kommentar Uli Wittstock
Die Verlängerung der Corona-Notlage sorgt bei unserem Kommentator für Kopfschütteln. (Symbolbild) Bildrechte: MDR/Uli Wittstock/Matthias Piekacz, MDR/Engin Haupt