Ein Justizbeamter steht vor einem Raum in einem Gefängnis. 4 min
Audio: Wo baut Sachsen-Anhalt sein neues Gefängnis? Diese Frage beschäftigt die Politik. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas
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MDR SACHSEN-ANHALT Mi 12.03.2025 18:22Uhr 03:36 min

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Rechtsausschuss im Landtag Streit um Gefängnis-Neubau: Hat das Finanzministerium den Landtag belogen?

12. März 2025, 18:35 Uhr

Der Gefängnis-Neubau im Süden Sachsen-Anhalts beschäftigt die Kommunal- und Landespolitik seit vergangener Woche intensiv. Im Rechtsausschuss des Landtages warfen Linke und Grüne dem Finanzministerium nun vor, sie zu belügen. Derweil zeigen sich die Oberbürgermeister von Halle und Weißenfels optimistisch, das Bauvorhaben des Landes in ihre Stadt holen zu können.

Im Streit um den Gefängnis-Neubau im Süden Sachsen-Anhalts gibt es noch keine Entscheidung. Das sagten Justiz- und Finanzministerium am Mittwoch im Rechtsausschuss des Landtages. Finanzstaatssekretär Rüdiger Malter erklärte zudem, sein Ministerium habe sich in der Vergangenheit auch Standorte in Dessau-Roßlau und Bernburg angeschaut. In Halle sei weiterhin kein eindeutiges Signal für das Bauvorhaben zu erkennen. Angesichts dessen wäre es unprofessionell, keinen Plan B mitzudenken, so Malter.

Auch Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) führte aus, dass sich die kommunalpolitische Begleitung des JVA-Neubaus in Halle als sehr schwergängig erwiesen habe. Daher hätten sich ihr Justiz- und das Finanzministerium darauf verständigt, Alternativstandorte zu prüfen. Der Standort in Weißenfels sei im November 2024 von Vertretern beider Ministerien vor Ort betrachtet worden.

Kritik aus Opposition: "Wir wurden belogen"

Allerdings hatte im Januar, zwei Monate nach der Begehung der Flächen in Weißenfels, ein Vertreter des Finanzministeriums im Ausschuss erklärt, es liege derzeit kein alternativer Plan zum Gefängnis-Neubau in Halle vor. Im Sitzungsprotokoll ist das als Antwort auf eine Frage der Linken-Fraktionschefin Eva von Angern so vermerkt. Angesichts dessen fühlen sich Linke und Grüne vom Ministerium belogen.

Sebastian Striegel (Grüne) sagte MDR SACHSEN-ANHALT im Anschluss: "Ich lasse mich als Abgeordneter ungern veralbern. Was das Finanzministerium hier macht, ist tatsächlich der Versuch, den Landtag vorzuführen." Anders als im Januar vom Finanzministerium behauptet, habe es sehr wohl Planungen gegeben. Striegel plädierte dafür, das neue Gefängnis in Halle zu bauen.

Stefan Gebhardt steht vor einem Mikrofon.
Linken-Abgeordneter Stefan Gebhardt: "Wurden klar belogen." Bildrechte: MDR/Laura Sinem Hönes

Der Linken-Abgeordnete Stefan Gebhardt schlug ebenfalls in diese Kerbe. Die Frage nach alternativen Plänen sei im Januar vom Finanzministerium klar mit Nein beantwortet worden. Jetzt sei herausgekommen, dass bereits seit Herbst Planungen, Ortsbegehungen und Gespräche in Weißenfels stattgefunden haben – "also dass wir im Januar klar belogen wurden als Abgeordnete."

Finanzministerium weist Vorwürfe zurück

Das Finanzministerium wies die Vorwürfe, die Abgeordneten belogen zu haben, zurück. Im Ausschuss erklärte Staatssekretär Malter, der Standort Weißenfels sei damals ein abstrakter Plan gewesen, nichts Konkretes. Im MDR-Interview ergänzte er: "Zum Zeitpunkt der Frage war der als möglicher Alternativstandort ins Auge gefasste Ort in Weißenfels vom Tisch." Das Justizministerium habe sich gegen den Standort ausgesprochen gehabt.

Rüdiger Malter
Staatssekretär Malter sprach im Ausschuss für das Finanzministerium. Bildrechte: MDR/Engin Haupt

Die öffentliche Verwaltung müsse immer einen Plan B mitdenken, alles andere wäre unprofessionell, sagte Malter den Abgeordneten. Dabei kritisierte er, dass sich der Stadtrat in Halle weiterhin nicht hinter dem Bauvorhaben versammelt habe. Eine Entscheidung des Planungsausschusses der Stadt Halle sei am Vortag nur mit knapper Mehrheit für den Gefängnis-Neubau getroffen worden.

Beide OBs zeigen sich optimistisch

Halles designierter Oberbürgermeister Alexander Vogt (parteilos) beobachtete die Ausschusssitzung im Landtag. Nach der Entscheidung des Planungsausschusses sei er fest überzeugt, dass es Ende des Monats auch eine Mehrheit des Stadtrates für das Bauvorhaben geben werde, erklärte er im MDR-Interview.

Alexander Vogt
Halles zukünftiger Oberbürgermeister Alexander Vogt (parteilos) hörte im Ausschuss zu. Bildrechte: MDR/Engin Haupt

Doch auch Weißenfels Oberbürgermeister Martin Papke (CDU) zeigte sich im Anschluss an die Sitzung optimistisch. MDR SACHSEN-ANHALT sagte er, Weißenfels habe nun einen Fuß in der Tür. "Es war mein Anliegen, dass wir ein großes Vorhaben wie die JVA nach Weißenfels ziehen", so Papke.

Nun muss das Finanzministerium in Abstimmung mit dem Justizministerium entscheiden, wo das neue Gefängnis gebaut werden soll.

MDR (Engin Haupt, Laura Sinem Hönes)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. März 2025 | 17:00 Uhr

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