Angriff auf die Ukraine Städtepartnerschaften mit Russland liegen größtenteils auf Eis
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15. Januar 2023, 17:46 Uhr
Magdeburg unterstützt in Kriegszeiten seine ukrainische Partnerstadt Saporischschja. Aber auch mit russischen Städten gibt es in Sachsen-Anhalt Partnerschaften, etwa mit Omsk, Dserschinsk, Ufa, Jarzewo, Kaliningrad und Puschkin. Doch seit Ausbruch des Ukraine-Krieges liegen die Kontakte weitestgehend auf Eis.
- Magdeburg unterstützt seine Partnerstadt Saporischschja in der Ukraine mit Spenden.
- Einzig Bitterfeld-Wolfen hält an der Partnerschaft nach Russland fest.
- Der Verein "Freunde Baschkortostans" in Halle blickt auf eine ungewisse Zukunft.
Als Lutz Trümper und Jewhen Kartaschow im Mai 2008 die Partnerschaft zwischen Magdeburg und der ukrainischen Stadt Saporischschja besiegelten, war die Welt noch eine andere. Die beiden damaligen Stadtoberhäupter wollten die Beziehung zwischen ihren zwei Städten weiter ausbauen, wirtschaftlich wie kulturell. Heute, fast 15 Jahre später, ist Saporischschja dem russischen Angriffskrieg zum Opfer gefallen. Russische Raketeneinschläge haben der Stadt zugesetzt.
Magdeburg hilft in der Ukraine
Statt um kulturellen Austausch geht es inzwischen um Hilfe für die Menschen in der Partnerstadt. Im März und April 2022, wenige Wochen nach Kriegsbeginn, schickten Magdeburg und das Universitätsklinikum medizinischen Bedarf wie Verbandsmaterial und Arzneimittel in die Großstadt im Süden der Ukraine. Zuvor hatte Oberbürgermeister Trümper bereits einen Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin geschrieben, in dem er die sofortige Beendigung des Krieges forderte.
Mir ist unerklärlich, wie ein Land, das im 2. Weltkrieg schmerzhafte Kriegserfahrungen mit Millionen Toten gemacht hat, nun im 21. Jahrhundert einen Krieg gegen sein Nachbarland beginnt. Diese Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine verurteile ich aufs Schärfste!
Auch unter Trümpers Nachfolgerin Simone Borris steht Magdeburg weiterhin an der Seite seiner Partnerstadt. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion durch Russland im September 2022 veröffentlichte die Stadt Magdeburg eine Reaktion der Oberbürgermeisterin. Die Partnerschaft zu Saporischschja habe auch in diesen schweren Zeiten Bestand. "Für uns bleibt Saporischschja eine Stadt der Ukraine", wird Borris zitiert. Es folgten außerdem Spendenaufrufe.
Sechs Partnerschaften mit russischen Städten
Während Magdeburg eine von nur wenigen Städten in Sachsen-Anhalt ist, die eine Partnerschaft in die Ukraine pflegt, sind Kooperationen mit russischen Städten weitaus verbreiteter. Viele davon bestehen bereits seit den Neunzigern. Partnerschaften bestehen aktuell zwischen Zerbst und Puschkin, Zeitz und Kaliningrad, Halle und Ufa, Bitterfeld-Wolfen und Dserschinsk sowie zwischen dem Landkreis Stendal und Jarzewo. Außerdem haben die Gemeinde Barleben und der Landkreis Börde seit 2017 eine Kooperationsvereinbarung mit der Stadt Omsk in Russland.
Bei den betroffenen Städten und Landkreisen hat MDR SACHSEN-ANHALT in den letzten Wochen den aktuellen Stand der Partnerschaften erfragt. Während der Landkreis Stendal mitteilte, dass die Zusammenarbeit mit Jarzewo bereits 2012 nicht mehr vom Partner in Russland angenommen wurde und seitdem ruht, meldeten auch Halle, Zerbst und Zeitz, dass die Partnerschaften seit dem russischen Angriff auf Eis gelegt wurden.
Bitterfeld-Wolfen hält an Partnerschaft fest
Nur Bitterfeld-Wolfen hält weiterhin Kontakt zur russischen Stadt Dserschinsk. In ihrer Antwort an den MDR zitiert die Stadt ihren Oberbürgermeister Armin Schenk mit den Worten: "Wir werden trotz des zu verurteilenden Angriffs auf die Ukraine an unseren partnerschaftlichen Verbindungen festhalten. Denn es geht um den Kontakt zwischen Menschen, in der Kultur und im Sport."
So habe sich die Stadt Dserschinsk 2022 an der Aktion "Kunstkacheln" im Rathaus beteiligt, zu der man alle Städtepartner aufgerufen hatte, um sie für die Bürger sichtbar zu machen.
Corona-Krise und Ukraine-Krieg legen Vereinsarbeit lahm
In Halle wurde die Partnerschaft zur Stadt Ufa im russischen Baschkortostan vom Verein "Freunde Baschkortostans" mit Leben gefüllt. Treffen und Veranstaltungen gehörten dazu, aber auch ein mehrwöchiger Jugendaustausch, an dem Menschen aus Ufa und Halle teilnahmen. Als sich das Coronavirus 2020 weltweit ausbreitete und das alltägliche Leben nahezu zum Stillstand brachte, konnten auch die "Freunde Baschkortostans" ihre Projekte nicht mehr realisieren. Treffen konnten nur noch online stattfinden. Vieles musste abgesagt oder aufgeschoben werden.
Der russische Überfall auf die Ukraine bedeutet für den Verein, dass Projekte und der persönliche Austausch mit der Partnerstadt auch weiterhin nicht stattfinden können. "Wir hoffen, dass es so bald wie möglich zu einem Ende des Krieges und der damit verbundenen russischen Aggression kommt, auch damit wir unsere Arbeit wieder vollumfänglich aufnehmen können – wie bis zum Anfang des Jahres 2020", schreibt Vorstandsmitglied David Horn auf MDR-Anfrage.
Zukunft der Städtepartnerschaften ungewiss
Der Stadtrat in Zerbst und Halles Bürgermeister Egbert Geier hatten unabhängig voneinander an ihre russischen Partner appelliert und den Angriffskrieg verurteilt. Tatsächlich beendet wurde seit Kriegsbeginn jedoch keine der bestehenden Städtepartnerschaften zwischen Sachsen-Anhalt und Russland. Die Beziehungen, abgesehen von der zwischen Bitterfeld-Wolfen und Dserschinsk ruhen jedoch oder beschränken sich, wie in Zerbst, auf einen Höflichkeitskontakt mit dem Botschafter Russlands in Berlin.
Solange Putin weiter Krieg gegen die Ukraine führt, stehen die meisten Beziehungen und Projekte zwischen den Partnerstädten in Sachsen-Anhalt und Russland vor dem Aus. Für die "Freunde Baschkortostans" in Halle bedeutet das: "Sollte der aktuelle Zustand also noch ein paar weitere Jahre andauern, ist es für uns ungewiss, wie es um die Städtepartnerschaft Halle-Ufa und damit auch um unseren Verein in Zukunft bestellt ist."
MDR (Engin Haupt, Maximilian Fürstenberg)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. Januar 2023 | 09:00 Uhr
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