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Audio: Wie Sachsen-Anhalt mehr Jurastudenten gewinnen will Bildrechte: IMAGO / Robert Poorten

Bildung Sachsen-Anhalt will Jurastudium attraktiver machen

18. März 2025, 10:38 Uhr

Seit Jahren geht die Zahl der Jurastudenten in Deutschland immer weiter zurück. Gleichzeitig ist der Bedarf an Richtern und Staatsanwälten hoch. In vielen Bundesländern wird der Bedarf in Zukunft noch deutlich steigen, weil ein Generationenwechsel ansteht. Auch in Sachsen-Anhalt ist das der Fall. Das Land ergreift deshalb nun Maßnahmen, um wieder mehr junge Menschen für das Jurastudium zu gewinnen.

Robert Hinze ist 22 Jahre alt und studiert im fünften Semester Jura an der Uni Halle. Fast die Hälfte seines Studiums hat er damit schon hinter sich. Das Jurastudium in der Saalestadt gefällt ihm gut.

Zu viel Stoff und schweres Examen

Trotzdem kann er verstehen, dass sich in Deutschland immer weniger Menschen für das Studienfach entscheiden. Einen Grund sieht er in der großen Fülle an Prüfungsstoff. "Natürlich muss es irgendwie schwierig sein und das ist ja auch normal. Das Problem ist nur, dass es mittlerweile einen solchen Umfang erreicht hat, dass man sich auf die wesentlichen Punkte gar nicht mehr konzentrieren kann. Teilweise behandelt man Themen, die so speziell sind, dass man so viel Zeit für sie aufwendet, aber hinterher, sie eigentlich gar nicht notwendig sind."

Jedes einzelne dieser Themen, das in dem mindestens zehn Semester dauernden Studium behandelt wird, kann am Ende im alles entscheidenden Staatsexamen abgefragt werden. Dass mit dem Examen alles steht und fällt, darin sieht Hinze das größte Problem im Jurastudium. "Wenn man das ganze Studium super durchgekommen ist, alles bestanden hat, dann schreibt man sein Examen, fällt durch und steht ohne irgendwas da, steht nur mit seinem Abitur da. Alles, was man vorher gemacht hat, bringt einem nichts. Man kann es nirgends anerkennen lassen."

Forderungen nach integriertem Bachelor-Abschluss

Damit sich das ändert, setzt sich das Bündnis "iur.reform" für die Einführung eines integrierten Jura-Bachelors ein. Der soll dafür sorgen, dass Jurastudenten auch dann einen Abschluss bekommen, wenn sie das Staatsexamen nicht bestehen. Diese Forderung unterstützt der Rechtsanwalt Daniel Herzog, der auch Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilian-Universität München ist. "Ein Bachelor übergreifend in Deutschland, wäre aus meiner Sicht ein Punkt, wo man einfach viele sehr gut abholen, die vielleicht später durchs Examen fallen würden, weil sie für das große Ganze nicht geeignet sind, aber für einen Teilbereich sehr geeignet sind und da auch sehr viel Spaß dran haben."

Als Anwalt, Staatsanwalt oder Richter kann man mit so einem Bachelor zwar nicht arbeiten, aber dafür beispielsweise in einem Notariat. Auch ein anschließender Masterstudiengang, zum Beispiel in Kriminologie, wäre möglich. Solche integrierten Jura-Bachelor gibt es bereits in einigen Bundesländern, seit kurzem auch in Sachsen und Thüringen.

Sachsen-Anhalt will ebenfalls nachziehen. Das Justizministerium des Landes erklärte dazu erst kürzlich: "Nach gegenwärtiger Planung soll der Gesetzentwurf im Frühjahr zur Kabinettsbefassung gebracht und im Anschluss im Landtag zur finalen Abstimmung eingebracht werden." Ziel der Reform ist es auch, das Jura-Studium in Halle wieder attraktiver zu machen. Die Zahl der eingeschriebenen Jura-Studenten ist dort in den letzten fünf Jahren von 2.000 auf 1.700 zurückgegangen.

Weniger Studierende durch Geburtenrückgang und Corona-Pandemie

Der für Lehre und Studium zuständige Prorektor Pablo Pirnay-Dummer sieht die Gründe dafür vor allem im Geburtenrückgang und der Corona-Pandemie. "Wir haben in der Corona-Zeit die Regelstudienzeit verlängert und das haben einige genutzt. Wir sehen jetzt sozusagen die postpandemische Phase. Das bedeutet auch, dass mehr Studierende Prüfungen gemacht haben und zum Staatsexamen angetreten sind und wir mehr Absolventen haben."

Anders als im Bundestrend ist die Zahl der Jura-Erstsemester in Halle in den letzten Jahren stabil geblieben. Etwa 200 sind es pro Jahr. Pirnay-Dummer zufolge könnte die Uni jährlich aber bis zu 350 aufnehmen. Die Einführung des Jura-Bachelors befürwortet der Prorektor und er ist zuversichtlich, dass es dazu noch in diesem Jahr kommen könnte.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. März 2025 | 06:21 Uhr

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