Fall geht vor Gericht Verwahrloste Hunde in Bad Lauchstädt: Halterin schon zuvor wegen Tierquälerei-Verdacht bekannt
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17. Januar 2025, 15:42 Uhr
In Bad Lauchstädt im Saalekreis wurden im Dezember 119 verwahrloste Hunde sichergestellt. Zu der mutmaßlichen Halterin werden immer weitere Informationen bekannt. Wegen einer Gewerbeuntersagung ist es ihr demnach seit Jahren verboten, mit Hunden zu arbeiten. Vor etwa einem Jahr hatte das Amtsgericht Halle sie zudem bereits in einem anderen Fall der Tierquälerei verdächtigt.
- Im Fall der 119 verwahrlosten Hunde in Bad Lauchstädt gibt es neue Informationen zur mutmaßlichen Halterin.
- Behörden im Saalekreis hatten zuvor bereits den Verdacht auf Tierquälerei. Vor knapp einem Jahr wurde ein Strafbefehl erlassen.
- Der Beschuldigten wurde schon vor 2020 verboten, mit Hunden zu arbeiten.
Im Dezember haben Behörden in Bad Lauchstädt 119 verwahrloste, teilweise kranke Hunde von einem 7.000 Quadratmeter großem verwilderten Grundstück gerettet. Das Gelände hatte laut Ordnungsamt eine Frau aus Salzatal im Saalekreis gepachtet. Es sei dort eine Hundeschule und ein Hundecoaching betrieben worden.
Die Behörden haben die Tiere im Dezember in Etappen beschlagnahmt. Das teilte das Veterinäramt des Saalekreises MDR SACHSEN-ANHALT mit. So habe die Betreiberin der Tierpension bereits Anfang Dezember strenge Auflagen bekommen. Weil sich die Frau aber daran nicht gehalten habe, seien ihr bereits Mitte Dezember die am stärksten verwahrlosten Hunde weggenommen worden. Die restlichen Tiere seien eine Woche später in Verwahrung gekommen.
Schon zuvor Verdacht auf Tierquälerei: Hunde offenbar nicht ausreichend versorgt
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Pächterin wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT war sie der Staatsanwaltschaft wohl wegen eines ähnlichen Falls schon bekannt.
Bevor die Frau nach Bad Lauchstädt kam, habe sie wenige Kilometer entfernt im Ortsteil Bennstedt in der Gemeinde Salzatal eine Tierpension betrieben. Auch dort soll es nach Vorwürfen der Staatsanwaltschaft Probleme mit dem Tierschutz gegeben haben.
Die Staatsanwaltschaft verdächtigt die Beschuldigte, bereits zwischen September 2022 und März 2023 mehrere Hunde nicht ausreichend mit Nahrung und Wasser versorgt zu haben. Auch die ärztliche Versorgung der Tiere soll demnach lückenhaft gewesen sein.
In der Konsequenz hatte das Amtsgericht Halle im Februar 2024 einen Strafbefehl wegen Verdachts auf Tierquälerei (Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes) gegen die Frau erlassen. Das teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Halle MDR SACHSEN-ANHALT mit. Demnach hat die Beschuldigte gegen den Strafbefehl Einspruch eingelegt. Am 20. März 2025 soll die Hauptverhandlung zu dem Sachverhalt vor dem Amtsgericht Halle stattfinden.
Laut Staatsanwaltschaft droht der selbsternannten Hundeexpertin in der Sache eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Konkrete Anhaltspunkte für eine mögliche Schuldunfähigkeit oder eingeschränkte Schuldfähigkeit sieht die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben aktuell nicht.
Gewerbeuntersagung: Beschuldigte darf seit Jahren nicht mit Hunden arbeiten
Die Bürgermeisterin der Gemeinde Salzatal sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Person habe das Objekt in Bennstedt vor Jahren verlassen und sei nach Bad Lauchstädt gewechselt.
Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT gilt für die Beschuldigte eigentlich schon seit vor 2020 eine sogenannte Gewerbeuntersagung. Demnach ist es ihr auf Lebenszeit verboten, mit Hunden zu arbeiten. Als Inhaber des Coaching-Unternehmens, das den Namen der Frau trägt, ist laut Impressum der Unternehmens-Website ein Mann benannt. Er soll nach MDR-Informationen der Lebensgefährte der Beschuldigten sein und mit ihr zusammenwohnen. Möglicherweise war das Unternehmen über ihn angemeldet, um die Gewerbeuntersagung der Frau zu umgehen.
Laut dem Ordnungsamt Bad Lauchstädt waren die auf dem Grundstück sichergestellten Hunde entgegen der gesetzlichen Vorschriften außerdem weder angemeldet noch versichert oder gechipt. Nach MDR-Informationen versucht die Frau aktuell ihr Hundegewerbe für eine Adresse in Halle anzumelden. Die Stadt wollte das nicht bestätigen oder dementieren und verwies auf den Datenschutz.
Gewerbe möglicherweise nun auf Scheinadresse in Halle gemeldet
Dem Grundstück, auf dem die Hunde in Bad Lauchstädt sichergestellt wurden, könnte nach MDR-Informationen eine Zwangsräumung bevorstehen. Die Beschuldigte soll mit den Zahlungen im Rückstand gewesen sein.
Demnach könnte das Gewerbe mittlerweile auf eine Adresse in Halle umgemeldet sein. Dabei handelt es sich jedoch möglicherweise um eine Scheinadresse. Die Stadt Halle gab auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT an, der Vorgang sei noch nicht abschließend geprüft und unterliege außerdem in Teilen dem Datenschutz. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT will die Kriminalpolizei zu dem Sachverhalt ermitteln.
Gründe für die Lebensumstände der Hunde sind aktuell noch nicht bekannt. Auf Anfragen von MDR SACHSEN-ANHALT über mehrere Kanäle hat die Beschuldigte auch nach mehreren Tagen nicht reagiert.
MDR (Alisa Sonntag, Max Fürstenberg, Marc Weyrich, Norma Düsekow) | Erstmals veröffentlicht am 11.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Januar 2025 | 18:00 Uhr