Lina Heinicke 3 min
Seit einem Pilotprojekt in Sachsen-Anhalt können Frauen auch in Herrenmannschaften kicken. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Gemischtes Team im Saalekreis Fußballerin Lina Heinicke setzt sich bei den Männern durch

02. April 2024, 19:46 Uhr

Die Geschlechtertrennung im Sport ist bei den meisten Sportarten Standard. Besonders im Fußball wird stets auf die Unterschiede zwischen den Männern und den Frauen hingewiesen. Aber Lina Heinicke vom SV TuRa 90 Beesenstedt im Saalekreis zeigt, dass Frauen auf dem Platz durchaus bei den Männern mithalten können.

Den Zuschauern der zweiten Herrenmannschaft der Spielgemeinschaft des SV TuRa 90 Beesenstedt und der SG Friedeburg fällt stets eine Besonderheit ins Auge. Der SV steht mit einem Mann weniger auf dem Platz, denn durch Lina Heinicke ist der SV Beesenstedt einer von wenigen Vereinen in Sachsen-Anhalt bei dem auch eine Frau mitspielt.

Das gemischte Spielen kommt sonst nur im Jugendbereich vor. Doch durch ein Pilotprojekt vom Fußballverband Sachsen-Anhalt ist es Frauen seit Juli 2023 auf Antrag möglich, auch in einer Herren-Mannschaft zu spielen. Damit folgt der Landesverband Sachsen-Anhalt einem Pilotprojekt, das der Deutsche Fußball-Bundes (DFB) begonnen hat.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt aufgrund der geringen Anzahl der Frauenfußball-Teams im Bundesland. Gerade in der ländlichen Gegend ist es schwierig, einen Verein mit einem Frauenfußball-Team zu finden, ohne lange Fahrten in Kauf nehmen zu müssen.

21 Anträge seit Start des Pilotprojekts

Seit dem Start des Pilotprojekts hat der Fußballverband Sachsen-Anhalt Anträge von 21 Spielerinnen erhalten. Lina Heinicke ist allerdings eine von nur fünf Fußballerinnen, die bei den Herren regelmäßig zum Einsatz kommt. Steffen Scheler, FSA Verbandssportlehrer und zuständig für den Frauen- und Mädchenfußball ist damit zufrieden. „Diese Zahlen liegen im erwarteten Bereich und bestätigen, dass es sich um Einzelfälle handelt. Für genau diese war und ist das Projekt gedacht und somit ein voller Erfolg.“

Dadurch, dass Lina Heinicke aus Beesenstedt stammt, ist sie tief verwurzelt mit ihrem Verein. Bereits in der Jugend hat sie Fußball beim SV gespielt, hat vor dem Projekt in der Alt-Herren-Mannschaft trainiert und ist auch selbst als Trainerin im Jugendbereich tätig. Ein Grund mehr, warum sie sich so gut in das Team integrieren konnte. Die Männer stehen hinter ihr und stärken der 23-Jährige den Rücken, wann immer das nötig ist.

Fußballverband entscheidet 2025 über Zukunft des Projekts

„Es gibt meistens mehr positives Feedback tatsächlich. Es gibt natürlich auch das Gegenteil. Dass man sagt, du hast hier keinen Frauenbonus.“ Solche Kommentare steckt die Fußballerin locker weg und versucht stets ihren Gegenspielern die Stirn zu bieten. Die physischen Unterschiede zu den Männern, gerade in der Schnelligkeit oder in der Größe, nimmt sie bewusst wahr. Beeindrucken oder einschüchtern lässt sie sich davon allerdings nicht. Denn sie ist der festen Meinung, „man muss sich natürlich dem Niveau anpassen.“ Ganz nach dem Motto, wenn ich geschupst werde, schupse ich halt zurück.

Es gibt meistens mehr positives Feedback tatsächlich. Es gibt natürlich auch das Gegenteil. Dass man sagt, du hast hier keinen Frauenbonus.

Lina Heinicke

Lina Heinicke nimmt eine Sache mit, die sie als Frau mit den Männern auf dem Platz auf jeden Fall braucht: Selbstbewusstsein. Da sie dies hat, ist das gemischte Spielen für sie ein voller Erfolg. Nächstes Jahr entscheidet der Fußballverband Sachsen-Anhalt, ob das Projekt gemischtes Spielen fortgesetzt wird. Lina hofft auch in den nächsten Jahren für Beesenstedt auflaufen zu können.

MDR (Meike Götzelmann, Hanna Kerwin)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 27. März 2024 | 19:00 Uhr

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