• Die neue Spielordnung des Fußballverbands Sachsen-Anhalt erlaubt künftig gemischte Teams im Erwachsenenbereich.
• FSA-Präsident Stahlknecht glaubt, dass zu Beginn vielleicht 10 oder 20 Frauen die Möglichkeit nutzen.
• Viele kleine Vereine sehen in der Änderung eine Chance.

Die Cousinen Karla Schöbel und Jette Schöbel aus der A-Jugend vom VfL Gehrden stehen seit mehr als zehn Jahren gemeinsam mit Jungs auf dem Fußballplatz. Eine neue Regelung des Fußballverbands Sachsen-Anhalt (FSA) ermöglicht dies nun auch im erwachsenen Bereich.

Gemischte Teams beim Fußball sind im Jugendbereich keine Seltenheit. So auch in der A-Jugend des VfL Gehrden in Gommern im Jerichower Land. Sie "kennen das nicht anders", sagt Klara, denn sie spielen schon immer mit Jungs zusammen in einem Team. Bis jetzt war es so, dass damit spätestens in den erwachsenen Spielklassen Schluss gewesen wäre.

Am vergangenen Mittwoch hat der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) eine neue Spielordnung verabschiedet, in der unter anderem das "Gemischte Spielen" für zwei Jahre verankert ist. Ab dem 1. Juli 2023 dürfen Spielerinnen über 18 in allen Pflicht- und Freundschaftsspielen von Herren eingesetzt werden, wenn der Verein keine eigene Frauenmannschaft hat. Dies gilt für alle Ligen bis zur Verbandsliga. Interessierte Vereine müssen lediglich einen Antrag beim Spielausschuss stellen und "diesem wird in der Regel auch stattgegeben", erklärt Holger Stahlknecht, Präsident des FSA.

Frauen dürfen bis zur Verbandsliga in Herrenteams spielen, sagt FSA-Präsident Holger Stahlknecht. Bildrechte: MAGO/Christian Schroedter

Bereits im Juli 2022 hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Weg für diese Regelung geebnet. Seitdem können die Landesverbände für ihre Wettbewerbe von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. So führte Bayern die Regelung vor knapp einem Jahr ein. In Niedersachsen sind Frauen seit Dezember 2022 in Herrenteams erlaubt und in Bremen geht dies seit dem 1. Januar 2023.

Nach der Mitgliederstatistik des DFB von 2022 gibt es in Sachsen-Anhalt etwa 700 Fußballvereine mit insgesamt etwa 2.500 Teams. Darunter sind nach aktuellen Angaben des FSA nur 66 Frauenteams, also nicht einmal drei Prozent. Dies hat zur Folge, dass Frauen oft weitere Strecken auf sich nehmen mussten, um Fußball spielen zu können oder ganz mit dem Sport aufhörten. Klara Schöbel sagt dazu: "Wenn diese Regelung nicht getroffen worden wäre, würde ich nächstes Jahr kein Fußball mehr spielen, oder zumindest nur noch mit trainieren".

Ohne die neue Regel hätte Karla wohl mit Fußball aufgehört. Bildrechte: MDR

Mit der neuen Spielordnung will der FSA das verhindern. Holger Stahlknecht sagt: "Wir gehen davon aus, dass wir vielleicht zwischen 10 und 20 solcher Anträge bekommen werden. Das muss auch erstmal wachsen. Das wird jetzt nicht explodieren. Aber wenn man zehn jungen Sportlerinnen ermöglicht, ihren Sport ausüben zu können, ist das schon ein Riesen-Erfolg".

Mit Blick auf die Zukunft geht er allerdings davon aus, "dass es Ausnahmen bleiben werden". Man will das Projekt so "ertüchtigen, dass es gute Frauenmannschaften gibt" und dafür "eine Hauptamtliche Stelle schaffen, die sich darum kümmert".

Die beiden Herrenmannschaften des VfL Gehrden sind dankbar über die zusätzliche Unterstützung, versichert Trainer Andreas Schunke: "Grundsätzlich bereichert das, wir sind ein kleiner Dorfverein und freuen uns über jede und jeden, der uns unterstützt, damit wir unsere Mannschaften voll kriegen".

A-Jugend und Herren spielen bereits gemeinsame Trainingspartien und in der nächsten Saison kann es dann zusammen auch auf Punktejagd gehen.