Tschüss Kohle, Hallo Zukunft – 2025 Energiepark Bad Lauchstädt soll ab Herbst Wasserstoff liefern
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17. März 2025, 09:33 Uhr
2038 soll in Deutschland das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gehen. Bis dahin müssen Alternativen her. Eine davon entsteht in Bad Lauchstädt: ein Energiepark, der das Modell für die Energieversorgung von morgen sein soll.
Umziehen für eine Baustellentour. In einem Bürocontainer auf einem Acker im Süden Sachsen-Anhalts streift Cornelia Müller-Pagel eine Schutzweste über, schlüpft in Schuhe mit Stahlkappen und schiebt einen Schutzhelm über ihre Mütze. Die 45-Jährige leitet den Bau des Energieparks Bad Lauchstädt und will zeigen, wie es dort vorangeht:
"Ja, wir sind im Prinzip in den letzten Tagen des Hoch- und Tiefbaus, also wie Sie sehen, die Gebäude sind alle fertiggestellt. Verkleidung, Außenverkleidung ist dran. Die Hüllen sind alle geschlossen. Die Wege sind da", sagt Müller-Pagel. Und jetzt gehe es im Prinzip im Innenausbau weiter.
Rohre winden sich übers Gelände. Kleine Hallen gruppieren sich um eine große. Ringsum drehen sich Windräder. Der Energiepark soll zeigen, dass eine grüne Energiewirtschaft möglich ist. Herzstück der Anlage wird ein Elektrolyseur, der aus Wasser das energiereiche Gas Wasserstoff abspalten soll. Die Lieferung erfolgt noch diesen Monat. Seine Leistung: 30 Megawatt.
"Das ist für einen Wasserelektrolyseur sehr, sehr viel", erklärt Müller-Pagel. "Wir sagen immer, dass wir momentan Europas größte im Bau befindliche Elektrolyseanlage sind."
Elektrolyseur soll Chemiekonzern in Leuna versorgen
Mit ihrem Großprojekt liegt Cornelia Müller-Pagel, untypisch für Deutschland, halbwegs im Zeitplan. Ab Herbst soll die Elektrolyse liefern. Einen Käufer für den Wasserstoff gibt es auch schon. Kein Betreiber eines wasserstofffähigen Gaskraftwerks, sondern ein Chemiekonzern: "Der Wasserstoff wird von der Total abgenommen. Das ist die Raffinerie, die ist ungefähr 20 bis 25 Kilometer weg, nahe bei oder nebenan vom Chemiepark in Leuna. Die wird pipeline-gebunden versorgt."
Um diese Pipeline kümmert sich Christian Decker. Er arbeitet beim Gasnetzbetreiber Ontras, dessen Leitungen schon jetzt den Energiepark queren. Zumindest eine soll künftig den Wasserstoff transportieren. Die Rohre stammen noch aus der DDR. Decker sagt, gerade deshalb eigneten sie sich: "Früher hatte man 50 bis 60 Prozent Wasserstoff im Stadtgas. Das spielt dann am Ende auch keine Rolle mehr, ob das 20, 50 oder 100 Prozent sind, der Einfluss auf den Stahl, der ist da, aber der ist bei den Mischverhältnissen dann am Ende immer der gleiche." Daher könne man aus der Historie heraus schon sagen, dass es funktioniert.
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Wirtschaftlichkeit der Wasserstoff-Erzeugung ungewiss
Das Gesamtprojekt kostet 210 Millionen Euro. Der Staat fördert die Firmen im Energiepark mit reichlich 30 Millionen Euro. Bleibt die Frage, wie modellhaft das alles wirklich ist. Grüner Wasserstoff ist um ein Vielfaches teurer als herkömmlicher aus Erdgas. Wird das billiger? Cornelia Müller-Pagel sagt: "Das ist immer eine schwierig zu beantwortende Frage. Was man, denke ich, mit Sicherheit sagen kann, ist, dass der Wasserstoffhochlauf kommen wird." Wahrscheinlich werde er aber ein bisschen langsamer sein, als man das ursprünglich angenommen hätte.
Der Wasserstoffhochlauf wird kommen.
Noch, sagt Müller-Pagel, würden Elektrolyseure in Handarbeit gefertigt. Mit Serienmodellen ließe sich einiges sparen. Und wenn der Strom günstiger würde, könne auch der Elektrolyseur billiger produzieren. Eins hat sich Müller-Pagel vorgenommen: Wenn der Energiepark fertig wird, will sie noch einen bauen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. März 2025 | 06:54 Uhr