Technik Smartwatch löst Rettungseinsatz aus – wer zahlt dafür?
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15. Januar 2025, 12:34 Uhr
In Wippra sind Retter ausgerückt, um eine Frau zu suchen. Deren Smartwatch hatte gemeldet, dass sie gestürzt sei. Tatsächlich ging es der Frau gut – und sie hielt sich 60 Kilometer vom "Unglücksort" entfernt auf.
- Die Smartwatch einer Frau hat einen Fehlalarm ausgelöst – und den Rettungstrupp zusätzlich noch an einen 60 Kilometer entfernten Ort geschickt.
- Zahlen müsse die Frau den Einsatz nicht, da nicht sie sondern die Technik im Gerät schuld sei, sagte ein zuständiger Feuerwehrmann.
- Trotz gelegentlicher ähnlicher Vorkommnisse befürworten Experten die Alarmfunktion.
Gegen 6 Uhr am Morgen geht der Notruf bei der Leitstelle ein. In der Nähe der Talsperre in Wippra soll eine Frau gestürzt sein. Kurz darauf beginnt die Rettungs- und Suchaktion. Arno Kalina, der Leiter der Ortsfeuerwehr in Wippra, schildert: Insgesamt 18 Einsatzkräfte und die Drohnenstaffel der Stadt Sangerhausen seien an der Suchaktion beteiligt gewesen. Und es hätten noch weit mehr sein können. Bei solchen Suchaktionen seien es auch schnell mal 160 Einsatzkräfte, erklärt Kalina.
Frau muss die Kosten für den Einsatz nicht tragen
Doch der Suchtrupp konnte relativ schnell erkennen, dass es sich um einen Fehlalarm handeln musste. Das große Glück sei es gewesen, dass am vermeintlichen Unglücksort seit ein paar Tagen dauerhaft Schnee gelegen habe. Zudem habe man die Koordinaten anlaufen können, da mittels Smartphone der genaue Punkt gefunden worden sei, wo das Signal abgesetzt wurde. "Und es war eindeutig erkennbar, dass sich dort in den 36 Stunden zuvor kein Mensch aufgehalten hatte. Es waren einzig und allein Wildspuren zu finden, aber keine menschlichen Spuren", sagt Feuerwehrmann Kalina.
Und wenig später gab es dann auch die Gewissheit, dass es der Frau, deren Uhr den Alarm ausgelöst hatte, gut ging. Wie Kalina berichtet, habe sie selbst die Leitstelle angerufen und Entwarnung gegeben. Das Kuriose: Die Frau befand sich während des Fehlalarms nicht einmal in der Nähe von Wippra, sondern in ihrer Wohnung im mehr als 60 Kilometer entfernten Petersberg bei Halle. Dass ihre Uhr den Alarm auslöste, hat sie nur mitbekommen, weil die Leitstelle sie danach mehrfach anrief.
Bezahlen muss die Frau den Einsatz aber wohl nicht, sagt Kalina. Der Verursacher sei ja nicht die Person. "Es gibt ja ein Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz, das definiert, was kostenpflichtige und kostenfreie Einsätze sind. Die Person hat diese Sache ja nicht mutwillig herbeigeführt." Die trage keine Verantwortung für die Fehlfunktion des vom Hersteller verbauten Gerätes. "Warum soll man sie jetzt dafür bestrafen?", fragt Kalina.
Nicht der erste Fehlalarm durch eine Smartwatch
Tatsächlich war es auch nicht das erste Mal, dass so etwas passiert ist. Als die Unfallerkennungsfunktion vor einigen Jahren eingeführt wurde, gab es viele solche Vorfälle – vor allem in Freizeitparks und Skigebieten, erklärt Technik-Experte Ben Schwan vom "Mac-&-i-Magazin". Inzwischen sei die Funktion aber verbessert worden. "Es ist eine Geschichte, die anekdotisch vorkommt. Wir hören immer mal wieder Meldungen von Polizeibehörden auf der ganzen Welt, von Rettungsdiensten, von Feuerwehren. Ich würde aber nicht sagen, dass es ein Thema ist, das uns jeden Tag verfolgt."
Schwan spricht dennoch von einer sinnvollen Funktion. Denn es gebe immer wieder auch Beispiele, in denen Personen dank des automatischen Alarms gerettet werden konnten. Größere Bekanntheit habe im vergangenen Jahr ein Fall in Australien erlangt, "wo jemand aufs Meer rausgetrieben ist, in Küstennähe noch Mobilfunkabdeckung hatte – und da die Möglichkeit bestand, mit der Apple-Watch noch Hilfe zu holen."
Und für alle, die nicht aus Versehen einen Fehlalarm abgeben wollen, gibt es auch die Möglichkeit, die Funktion auszustellen, allerdings funktioniert sie dann auch im Ernstfall nicht.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 15. Januar 2025 | 06:23 Uhr