Nach der Flut Helme-Hochwasser: Feuerwehren wünschen sich mehr Unterstützung
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01. März 2024, 05:00 Uhr
Nach zwei Monaten Ausnahmesituation ist das Hochwasser an der Helme erst in den vergangenen Tagen spürbar zurückgegangen. Durch das Wasser, das aus der Talsperre Kelbra abgelassen wurde, war die Lage bis zuletzt angespannt. Feuerwehrmann Michael Franke erzählt, wie er auf die Hochwasser-Wochen zurückblickt und was die Menschen aus dieser Zeit mitnehmen.
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- In Sangerhausen findet am Freitag eine Dank-Veranstaltung für die Helferinnen und Helfer des Helme-Hochwassers statt.
- In der Rückschau lobt Feuerwehrmann Michael Franke aus Kelbra den Zusammenhalt im Ort und auch den Talsperren-Betrieb.
- Für die Zukunft lassen sich wichtige Lehren aus dem Hochwasser ziehen, glaubt er.
Die Hochwasser-Lage der Helme entspannt sich zusehends. Nach zwei Monaten in hoher oder sogar höchster Alarmbereitschaft wurden die Warnstufen in dieser Woche reduziert. Derzeit gilt am Pegel Bennungen noch Warnstufe 1, zuvor war es wochenlang die zweithöchste Warnstufe von vier möglichen. Zudem wird inzwischen weniger Wasser aus der Talsperre Kelbra in den Fluss abgelassen.
Für die Menschen im Landkreis Mansfeld-Südharz ist es nun an der Zeit, etwas durchzuschnaufen. Hunderte von ihnen haben in freiwilliger Arbeit Sandsäcke vorbereitet und gestapelt oder die Deiche bewacht. Zudem ist nun auch die Zeit, den Helferinnen und Helfern für ihren unermüdlichen Einsatz zu danken. Geschehen soll das etwa bei der Dank-Veranstaltung des Landkreises am Freitag in Sangerhausen. Zu dieser werden auch Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenministerin Tamara Zieschang (beide CDU) erwartet.
Wir als Einsatzkräfte würden uns freuen, wenn in der Politik nachhaltig ein Bewusstsein wächst, Feuerwehren in Zukunft finanziell besser auszustatten. In unserer Region sind die Gemeinden dazu kaum noch in der Lage.
Feuerwehren wünschen sich mehr Unterstützung
Eine schöne Geste, findet Feuerwehrmann Michael Franke aus Kelbra. Er will gemeinsam mit 15 Kameradinnen und Kameraden an der Veranstaltung teilnehmen. Franke freut sich im Telefonat mit MDR SACHSEN-ANHALT spürbar auf die Feier. Doch statt blumiger Worte wünscht er sich etwas anderes:
"Wir als Einsatzkräfte würden uns freuen, wenn in der Politik nachhaltig ein Bewusstsein wächst, Feuerwehren in Zukunft finanziell besser auszustatten. In unserer Region sind die Gemeinden dazu kaum noch in der Lage. Da wäre es schön, wenn vom Land oder vom Bund da mehr Gelder fließen könnten."
Lob für Talsperren-Betrieb
In der Rückschau auf das Hochwasser ist Franke für viele Dinge dankbar. "Es war positiv, wie schnell und unkompliziert wir uns untereinander geholfen haben", sagt er. "Die Gewerbetreibenden hier in den Orten waren mit Bau-Fahrzeugen oder Baumaschinen sofort zur Stelle. Solange das Kieswerk in Roßla noch nicht unter Wasser stand, hat man mit großen Mengen Kies und Sand geholfen."
Zudem lobt Franke die Absprachen mit dem Talsperren-Betrieb Kelbra. Denn bis auf wenige Tage sei es durch die Talsperre ja ein kontrolliertes Hochwasser gewesen. "Wir waren immer informiert, wie der Talsperren-Betrieb agiert. Die Deiche sind auch erst vor einigen Jahren hergerichtet worden. Die waren entsprechend auch stabil." Insofern habe er – von wenigen Tagen abgesehen – auch meist ruhig schlafen können.
Ganz besonders dankbar ist der freiwillige Feuerwehrmann zudem für die moralische Unterstützung der Anwohnenden. Diese hatten in der kritischen Phase des Hochwassers regelmäßig Kaffee und Kuchen in der Einsatzzentrale vorbeigebracht. "Das Hochwasser hat gezeigt, dass es viele Menschen gibt, die unsere Arbeit wertschätzen. Nur hört man von denen in normalen Zeiten in der Regel nichts. Deswegen war es schön, das in der Form zu erleben."
Schadens-Bilanz noch nicht absehbar
Die voraussichtliche Schadens-Bilanz unterstreicht den Eindruck, dass das Hochwasser an der Helme einigermaßen glimpflich abgelaufen ist. Landrat André Schröder (CDU) bezifferte die Schäden auf mindestens eine Million Euro. Gewiss eine große Summe, aber kein Vergleich zu anderen Orten, wo Natur-Extreme in der Vergangenheit Milliarden-Schäden verursacht haben.
Wir nehmen auch ein großes Selbstvertrauen mit, solche Situationen lösen zu können. Das haben wir hier bei uns im Ort über einen Zeitraum von drei Wochen sehr gut hinbekommen.
Auch Feuerwehrmann Michael Franke sagt: "Was Schäden für Privatpersonen, auf Grundstücken oder bei den Straßen angeht, sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen." Ihm bereitet eher die Situation der Landwirte entlang der Helme Sorge. "Die Schäden, die noch nicht beziffert werden können, sind die für die Landwirte. Manche Felder werden einen Großteil des Jahres nicht nutzbar sein. Diese Auswirkungen werden wir aber erst sehr viel später erfahren."
Wichtige Lehren für die Zukunft
In der Summe ist Michael Franke stolz darauf, was die Menschen entlang der Helme in den vergangenen Wochen geleistet haben. Für die Zukunft nimmt er unter anderem mit, Feinheiten beim Deichbau gelernt zu haben, die er bisher nur sehr theoretisch aus Katastrophenschutz-Übungen kannte. Er hofft, dass bei Gemeinderäten oder Ortsbürgermeistern die Erkenntnis gereift ist, dass eine gewisse technische Ausstattung der Feuerwehren unerlässlich ist. Schließlich konnte die Einsatzzentrale nur deshalb wirksam arbeiten, weil Laptops oder Beamer aus Privatbesitz zum Einsatz kamen.
Und noch etwas haben die Menschen während des Hochwassers gelernt, erklärt Franke: "Wir nehmen auch ein großes Selbstvertrauen mit, solche Situationen lösen zu können. Das haben wir hier bei uns im Ort über einen Zeitraum von drei Wochen sehr gut hinbekommen."
MDR (Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. März 2024 | 06:30 Uhr
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