Dritter Prozesstag Mutmaßlicher Bombenbauer aus Halle verteidigt Sprengsatz als "Kunstobjekt"
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22. Januar 2025, 18:51 Uhr
Seit dem 7. Januar muss sich ein mutmaßlicher Bombenbauer aus Halle vor Gericht verantworten. Bislang hat der 37-jährige Angeklagte die Vorwürfe weitgehend abgestritten. Am nächsten Prozesstag soll die Funktionsfähigkeit der Bombe geklärt werden.
- Am Landgericht Halle wird seit dem 7. Januar der Fall eines mutmaßlichen Bombenbauers verhandelt. Am dritten Prozesstag hat der Mann die Vorwürfe erneut abgestritten.
- Der 37-Jährige war im vergangenen April bei einem Großeinsatz der Polizei festgenommen worden, nachdem er rechtsextreme Parolen aus dem Fenster gebrüllt haben soll.
- In seiner Wohnung soll der Angeklagte einen selbstgefertigten Sprengsatz aufbewahrt haben.
Im Prozess gegen den mutmaßlichen Bombenbauer von Halle hat der Angeklagte seinen Sprengsatz als eine Art "Kunstobjekt" verteidigt. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT bestritt der 37-Jährige vor dem Landgericht die Vorwürfe am Mittwoch zum wiederholten Mal. Er sei kein Rechtsextremist und habe mit der selbstgebauten Bombe niemanden töten wollen. Wie Gerichtssprecherin Adina Kessler-Jensch MDR SACHSEN-ANHALT sagte, sollten sich am Mittwoch zudem sechs Polizisten sowie eine Augenzeugin äußern.
In der nächsten Verhandlung am Donnerstag soll es um den Sprengsatz an sich gehen. Dann wird nach Angaben des Gerichts die Aussage eines Gutachters erwartet. Er soll demnach erklären, ob die Bombe funktioniert hätte. Der Angeklagte hatte den sieben Kilogramm schweren Sprengsatz aus zwei Polenböllern und einem Feuerlöscher zusammengebaut.
Angeklagter streitet Vorwürfe weitgehend ab
Seit Jahresbeginn wird gegen den Mann verhandelt. Am zweiten Prozesstag Mitte Januar hatte der Angeklagte die Vorwürfe gegen ihn nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT weitgehend abgestritten. Vor Gericht sagte er, es habe sich "nie um eine Bombe" gehandelt.
Das Gebaute sei ein Böller, der in einem Feuerlöscher eingebaut werden und explodieren sollte, sagte der Beschuldigte. Böller baue er aus Leidenschaft, seit seiner Kindheit habe er dafür eine Faszination. Anzünden wollte er den Sprengsatz nicht, so stehe er seit mindestens einem Jahr in seiner Wohnung.
Verteidigung will weitere Zeugen zu Wort kommen lassen
Die Verteidigung des Mannes hatte zudem beantragt, dass noch zwei weitere Zeugen zu Wort kommen sollen – beides Nachbarn des Zeugen. Die Staatsanwaltschaft lehnte ab, das Gericht muss nun darüber entscheiden. Ein geplantes psychologisches Gutachten über den 37-Jährigen habe es nicht gegeben. Der Gutachter habe nicht ausgesagt.
Im Video sehen Sie den Bericht vom Auftakt des Prozesses Anfang Januar.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37-jährigen Angeklagten vor, er habe aus "fremdenfeindlichen und rassistischen Motiven" mit einer Kofferbombe möglichst viele Menschen, "insbesondere ausländische Menschen mit dunkler Hautfarbe", töten wollen.
Dem Mann werden unter anderem die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, der strafbare Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen sowie die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen. Der Angeklagte hatte die Taten laut Gericht bereits zuvor im Wesentlichen bestritten.
Bombe in Koffer in Wohnung in Halle entdeckt
In seiner Wohnung in der Schlosserstraße soll der Angeklagte den selbstgefertigten Sprengsatz, eine sogenannte Splitterbombe, aufbewahrt haben. Der Sprengkörper sei in einem silbernen Koffer verbaut gewesen. Auf seinem Schreibtisch seien weitere pyrotechnische Gegenstände gefunden worden. Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, er habe die Kofferbombe für einen Anschlag nutzen und weitere Waffen herstellen wollen.
Rassistische Bedrohung und Wand mit SS-Runen
An einem Vormittag im April 2024 soll der Angeklagte aus seinem weit geöffneten Wohnungsfenster einen Passanten rassistisch beleidigt und mit einem Softair-Sturmgewehr bedroht haben. Zweimal soll er dem Mann laut zugerufen haben: "Ich mach' euch platt!" Am Tag des Geschehens wurde bei dem Mann 2,5 Promille gemessen.
Passanten hätten SS-Runen an einer der Wände der Wohnung erkannt. Laut Staatsanwaltschaft nahm der 37-Jährige billigend in Kauf, dass die Bemalungen bemerkbar wären. Der Sprengsatz wurde bei einer großangelegten Durchsuchung sichergestellt.
Angeklagtem droht lange Haftstrafe
Insgesamt sind sechs Verhandlungstage bis Anfang Februar festgelegt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem mutmaßlich rechtsextremen Bombenbauer bis zu zehn Jahre Gefängnis. Der Tatverdächtige befindet sich seit April in der JVA Halle in Untersuchungshaft. Der Mann ist laut Staatsanwaltschaft wegen diverser Taten vorbestraft, vor allem wegen Vermögens- und Gewaltdelikten. Der Fall des 37-Jährigen, der in Boulevard-Medien als "Bomben-Rüdi" bezeichnet wurde, hatte bundesweit auf Aufsehen gesorgt.
MDR, dpa (Marc Weyrich, Cornelia Winkler, Anne Gehn-Zeller, Christoph Dziedo, Stephan Bringezu, Sebastian Gall) | Erstmals veröffentlicht am 07.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Januar 2025 | 06:30 Uhr