Kritik an Plänen Klärschlamm: Streit um den Bau einer Verbrennungsanlage in Zeitz
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12. November 2023, 16:29 Uhr
Klärschlamm wird in Zeitz zum Streitthema. Denn dieser darf nicht mehr einfach als Dünger auf den Feldern verwendet werden, weil sich giftige Stoffe darin befinden könnten. Der Plan: Klärschlamm soll verbrannt werden. Eine Anlage dafür soll in Zeitz gebaut werden, wogegen es aber Widerstand von einer Bürgerinitiative und Naturschützern gibt.
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- Klärschlamm kann giftige Stoffe enthalten, weshalb er in einer Verbrennungsanlage verbrannt werden soll.
- So eine Anlage soll in Zeitz gebaut werden – in Halle, Bitterfeld-Wolfen und Bernburg gibt es bereits eine.
- Bürgerinitiative und BUND haben Sorge, dass beim Verbrennen giftige Gase entstehen – die Genehmigungsbehörde sieht kein Problem.
In Zeitz gibt es Streit um eine geplante Verbrennungsanlage für Klärschlamm, die auf etwa vier Hektar Brachland am Chemie- und Industriepark entstehen soll. Hintergrund ist, dass Klärschlamm wegen der darin enthaltenen, giftigen Substanzen nicht mehr auf die Felder gekippt werden darf, sondern verbrannt werden muss. Deshalb gibt es einen Bedarf an Verbrennungsanlagen.
In Halle, Bitterfeld-Wolfen und Bernburg sind bereits Verbrennungsanlagen in Betrieb. In Magdeburg-Rothensee wird derzeit eine gebaut und in Leuna und Zeitz sollen weitere dazukommen.
So entsteht Klärschlamm Abwasser, das zum Beispiel beim Abziehen einer Toilette oder beim Kippen von Flüssigkeiten in den Ausguss entsteht, muss aufwendig in Kläranlagen gesäubert werden. Dabei fällt Klärschlamm an. Darin befinden sich zum einen Stoffe, wie Phosphor, die als Dünger genutzt werden können. Zum anderen können sich je nach Abwasser auch giftige Stoffe im Klärschlamm befinden, der deshalb nicht mehr auf Felder als Dünger genutzt werden darf. Er wird dann in einer speziellen Verbrennungsanlage für Klärschlamm verbrannt.
Mark Fischer ist Teil der Bürgerinitiative gegen Klärschlammverbrennung in Zeitz. Er erklärt: "Wir haben nichts gegen Ansiedlungen im Industriepark. Im Gegenteil: Im Rahmen des Strukturwandels brauchen wir diese Ansiedlung. Aber unser Kernproblem ist, dass die Ansiedlung nicht zur Infrastruktur passt. Sie ist zu nah für solch eine diffizile Anlage." Denn bei der Verbrennung von Klärschlamm entstehen Gase, die Giftstoffe enthalten können – sogenannte per- und polyfluorierte Chemikalien, kurz PFAS.
Wegen dieser möglichen Giftstoffe sieht auch Thomas Kuhlbrodt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Zeitz die Klärschlammverbrennung kritisch: "Das Hauptproblem an der Verbrennungsanlage ist dieser PFAS-Austoß, der mit den Temperaturen der Technologie nicht restlos verbrannt werden kann. Das heißt: Es entstehen dadurch Gefahren für Mensch, Umwelt, Gewässer, Boden und Luft."
Es entstehen dadurch Gefahren für Mensch, Umwelt, Gewässer, Boden und Luft.
Genehmigungsbehörde sieht kein Problem
Dass bei der geplanten Anlage in Zeitz Grenzwerte für den Immissionsschutz überschritten werden könnten, sieht die zuständige Genehmigungsbehörde aber nicht. So heißt es seitens der Behörde: "Im Ergebnis wurde festgestellt, dass auf Grundlage der derzeit geltenden rechtlichen Bestimmungen beim Betrieb der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage die Anforderungen an die Emissionsbegrenzung sicher erfüllt werden." Die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für die Anlage hat das Landesverwaltungsamt am 26. Oktober erteilt.
Wird die Verbrennungsanlage in Zeitz benötigt?
Durch die Verbrennungsanlage im Chemie- und Industriepark Zeitz würden nach Angaben des Investors 30 bis 50 neue Arbeitsplätze in der Region hinzukommen.
Die geplante Anlage in Zeitz soll 100.000 Tonnen Klärschlamm im Jahr verarbeiten können. Allerdings fallen bislang im gesamten Land nur gut 50.000 Tonnen jährlich an. Deshalb kommt auch das Landesamt für Umweltschutz in einem Gutachten zu dem Schluss: "Die Region Süd ist zukünftig mit erheblichen Überkapazitäten zur thermischen Klärschlammentsorgung ausgestattet. (…) Die derzeit in Planung befindlichen Projekte sollten vor diesem Hintergrund durch die Antragsteller kritisch geprüft werden."
Tests in Süddeutschland sollen Klarheit bringen
Welche der beiden Seiten Recht hat, sollen Tests zeigen, erklärt Christoph Hansel, der zwischen der Bürgerinitiative und dem Investor in Zeitz vermitteln soll. So sei mit dem Investor besprochen worden, dass bei einer Verbrennungsanlage in Süddeutschland, die Klärschlamm bei 850 Grad verbrennt, getestet werden soll, ob Schadstoffe übrig bleiben oder ob sich die PFAS komplett auflösen. Genau so eine Anlage soll nämlich in Zeitz entstehen.
MDR (Astrid Pawassar, Johanna Daher)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. November 2023 | 12:00 Uhr
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