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Stolpersteine erinnern an Juden, die zur NS-Zeit deportiert wurden – in Zeitz wurden mehrere gestohlen. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Staatsschutz ermittelt Sämtliche Stolpersteine in Zeitz gestohlen – Spendenkonto eingerichtet

09. Oktober 2024, 09:02 Uhr

In Zeitz haben Unbekannte sämtliche Stolpersteine gestohlen, die an das Schicksal der Juden erinnern, die zur NS-Zeit deportiert wurden. Der Burgenlandkreis sammelt Spenden für neue Steine.

In Zeitz im Burgenlandkreis haben Unbekannte seit Freitag insgesamt zehn Stolpersteine gestohlen. Das hat die Polizei MDR SACHSEN-ANHALT mitgeteilt. Der Staatsschutz habe Ermittlungen aufgenommen, da ein antisemitischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden könne.

Herausgebrochene Steine in Zeitz 1 min
Stolpersteine erinnern an Juden, die zur NS-Zeit deportiert wurden – in Zeitz wurden mehrere gestohlen. Mehr dazu im Audio. Bildrechte: Dirk Bindmann
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MDR SACHSEN-ANHALT Di 08.10.2024 07:30Uhr 00:27 min

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Gedenktafeln für zur NS-Zeit deportierte Juden

Mit den Stolpersteinen wird an das Schicksal der Menschen erinnert, die während der NS-Zeit verfolgt, vertrieben oder in Konzentrationslagern ermordet wurden. Die im Boden verlegten Messingplatten tragen die Namen der NS-Opfer und sind auf den Gehwegen vor ihren letzten Wohnhäusern eingelassen.

1.000 Euro Belohnung für Hinweise

Politiker und Organisationen zeigten sich angesichts des Vorfalls erschüttert. Laut dem Landtagsabgeordneten für Zeitz, Sebastian Striegel (Grüne), zeigt die Tat, dass in der Gesellschaft Antisemitismus grassiert. Striegel erklärte, er setze in Absprache mit dem Zeitzer Bündnis für Vielfalt und Demokratie sowie der Initiative Stolpersteine für Zeitz eine Belohnung von insgesamt 1.000 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täter sowie zur Rückgabe des Diebesguts führen.

Die Linken-Fraktionsvorsitzende Eva von Angern bezeichnete den Diebstahl als "abscheulich". Besonders perfide ist Angern zufolge, dass die Tat zeitlich mit dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel zusammenfiel.

Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), sprach von einer unverzeihlichen Tat, die niemals zu entschuldigen sei. Wer dies tue, wolle auch den Holocaust aus der Erinnerungskultur herausreißen. Ulrich forderte, dass die Steine sofort ersetzt werden müssten.

Herausgebrochene Steine in Zeitz
An dieser Stelle in Zeitz erinnerte ein Stolperstein an die jüdische Familie Blumenthal. Bildrechte: Dirk Bindmann

Spendenaufruf für neue Stolpersteine gestartet

Für neue Steine würden finanzielle Mittel benötigt, so Landrat Ulrich. Er rufe daher auf, für neue Steine zu spenden. Laut Kreisverwaltung wird der Spendenaufruf bereits von mehreren Kreistagsabgeordneten verschiedener Parteien unterstützt, ebenso von der Bürgermeisterin der Stadt Zeitz, Kathrin Weber. Der Burgenlandkreis hat bereits ein Spendenkonto eingerichtet.

Gedenktafeln werden immer wieder gestohlen

Es ist nicht das erste Mal, dass Stolpersteine gestohlen wurden. In der Regel seien es Diebstähle von einzelnen Stolpersteinen, sagte der Künstler und Initiator der Stolpersteine, Gunter Demnig aus Hessen. Weltweit seien in 32 Ländern bisher rund 112.000 Stolpersteine verlegt worden. Gestohlen wurden laut Demnig etwa 900.

Für Demnig ist im jetzigen Fall der zeitliche Zusammenhang zum Gedenken an das Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober eindeutig. Die gestohlenen Stolpersteine sollen nun schnellstmöglich ersetzt und neu verlegt werden, so Demnig. 

dpa, MDR (Dirk Jacbos, Cornelia Winkler) | Erstmals veröffentlicht am 08.10.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Oktober 2024 | 08:00 Uhr

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