• Die Naumburger Straßenbahn wird in den ÖPNV des Landkreises integriert.
• Er bestellt künftig den Verkehr mit – und bezuschusst den Betrieb.
• Für die finanziell angespannte Situation der Straßenbahn ist der geplante Vertrag eine große Entlastung.

Der Burgenlandkreis wird der Naumburger Straßenbahn finanziell unter die Arme greifen. Das hat der Kreistag in Naumburg am Montag beschlossen. Danach wird der Landkreis die "Wilde Zicke", wie die Bahn liebevoll genannt wird, in den kommenden fünf Jahren mit jeweils mindestens 120.000 Euro unterstützen.

Der Geschäftsführer der Straßenbahn GmbH, Andreas Plehn, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es solle ein Dienstleistungsvertrag erstellt werden. Damit könne die historische Bahn in den öffentlichen Personennahverkehr des Burgenlandkreises aufgenommen werden. Das bedeutet, dass der Kreis den Verkehr offiziell bestellt und bezuschusst. Die jährliche Geldsumme ist angelehnt an die Kosten, die ein vergleichbarer Busverkehr bedeuten würde.

Die alten Wagen machen den besonderen Charme der Naumburger Straßenbahn aus – und den besonderen Sound. (Archivbild) Bildrechte: MDR/André Plaul

"Wir sind überwältigt von dem einstimmigen Beschluss. Das ist auch eine Wertschätzung unserer Arbeit", sagte Plehn nach der Sitzung. Nach seinen Worten soll der Vertrag im kommenden Jahr ausgehandelt werden. Dann werde geschaut, welche Leistungen man anbieten könne. Von dem Geld können acht Stellen in dem privaten Unternehmen bezahlt werden. Diese teilen sich nach eigenen Angaben im Moment zehn Mitarbeiter.

Unterstützt wird die Straßenbahn von einem Förderverein und seinen ehrenamtlichen Mitgliedern. Sie pflegen und restaurieren die Bahnen sowie die Infrastruktur. Finanzielle Hilfe gibt es zudem von der Stadt Naumburg. Ihr gehören die Betriebsgebäude. Mit 25.000 Euro pro Jahr wird die Flotte in Schuss gehalten. Fördergelder gibt es zudem vom Land Sachsen-Anhalt.

Dieser Wagen vom Typ "Lindner" von 1928 ist der älteste im Bestand der Naumburger Straßenbahn. Bildrechte: IMAGO / Steffen Schellhorn

Mit dem Dienstleistungsvertrag ist laut Plehn auch der geplante Einstieg des Landkreises in die Straßenbahn-Gesellschaft vom Tisch. Es hatte Überlegungen gegeben, dass der Burgenlandkreis Anteile der Naumburger Straßenbahn GmbH (NSB) übernimmt. Dafür hatte die NSB bis zu 1,1 Millionen Euro verlangt. Der Kreistag hatte das aber im Frühjahr abgelehnt. Die NSB hatte den Preis mit jahrelangen Investitionen gerechtfertigt.

Weil das Geld knapp ist, war die Straßenbahn zuletzt personell nicht so besetzt wie sie es eigentlich sein müsste. Es gab deshalb Befürchtungen, dass der Fahrplan drastisch eingeschränkt werden muss. Im Gegenzug stieg den Angaben nach aber die Fahrgastzahl. So befördert die Bahn laut Unternehmen am Tag 800 bis 1.000 Gäste. Viele nutzen das Deutschlandticket, weshalb der Bahn zusätzliche Einnahmen fehlen.

Auf dem Naumburger Markt sind noch heute Gleisreste der früheren Strecke zu sehen. Bildrechte: MDR/André Plaul

Der Straßenbahn-Betrieb in Naumburg wurde 1892 aufgenommen. In ihren besten Jahren beförderte sie täglich bis zu 8.000 Fahrgäste. Doch schon zu DDR-Zeiten gab es mehrere Stilllegungs-Versuche. 1991 endete der Regelbetrieb. Nach 16 Jahren Pause wurde er 2007 wieder aufgenommen. Bis heute fahren ausschließlich historische Wagen von 1928 sowie aus den Fünfziger, Sechziger und Siebzigerjahren. Im September 2022 hatte die Naumburger Straßenbahn ihren 130. Geburtstag gefeiert.

Die Naumburger Straßenbahn ist heute der kleinste Straßenbahn-Betrieb Deutschlands. Ursprünglich war sie eine Ringbahn – jahrzehntelang die einzige in Europa – und führte auch durchs Zentrum. Das sanierte Netz hat heute eine Länge von 2,8 Kilometern mit neun Haltestellen. Die Tram verbindet im 30-Minutentakt in einem Halb-Ring den Hauptbahnhof im Saaletal mit der Innenstadt. Obwohl es nur eine Straßenbahnlinie gibt, ist sie mit "4" beziffert.