Zahl der Verstorbenen steigt Schwere Grippewelle: Bislang 40 Tote in Sachsen-Anhalt
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20. Januar 2023, 11:01 Uhr
Sachsen-Anhalt erlebt in diesem Jahr eine besonders schwere Grippewelle. Bislang wurden 17.700 Influenzafälle gemeldet. Ärzte berichten, dass die Infektionen besonders heftige und lange Verläufe haben. Bislang sind 40 Menschen mit Influenza-Infektionen verstorben. Nun gibt es Anzeichen, dass die Welle abflacht. Ärzte diskutieren darüber, ob die schwere Grippewelle auch mit den Corona-Schutzmaßnahmen zusammenhängt.
- Eine besonders heftige Grippewelle in Sachsen-Anhalt hat bereits 40 Menschen das Leben gekostet.
- Die Grippewelle flacht langsam ab. Ob sie bald vorbei ist oder neuen Schwung nimmt, ist aber schwer zu sagen.
- Kinderarzt Gunther Gosch macht unter anderem die Corona-Schutzmaßnahmen für die heftige Grippewelle verantwortlich.
Seit September rollt eine besonders heftige Grippewelle über Sachsen-Anhalt hinweg. Laut Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) sind zwischen September und Mitte Januar 17.753 Influenzafälle gemeldet worden. Insgesamt seien 40 Menschen verstorben, bei denen vorher Influenza registriert wurde. Das zeigen Zahlen, die die Behörde am Freitag veröffentlichte. Bei 30 von ihnen wurde die Grippe als direkte Todesursache nachgewiesen. Über die schwere Grippewelle hatte zuerst die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) berichtet.
Grippewelle hat Höhepunkt überschritten
Aktuell flacht die Welle Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge jedoch ab. Demnach sank bundesweit die Zahl der Arztbesuche wegen akuter Atemwegserkrankungen in den ersten beiden Januarwochen im Vergleich zur Vorwoche. Die Lage sei mittlerweile stabil und liege im Bereich der Zeit vor der Corona-Pandemie, heißt es dort. Auch das LAV spricht davon, dass die Influenzawelle zu enden scheine.
Dennoch sprechen Ärzte aus Sachsen-Anhalt davon, eine derart heftige Infektionswelle noch nicht erlebt zu haben. Die Grippewelle habe diese Saison früher begonnen und die Verläufe seien deutlich schwerer gewesen als üblicherweise.
Kinder anders als bei Corona die Treiber
Zum Jahreswechsel hatte das Infektionsgeschehen begonnen, sich langsam zu beruhigen. Gunter Gosch, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, sagte der MZ, die Infektionszahlen könnten aber nach den Schulferien wieder in die Höhe schnellen, wenn die Kinder wieder zusammenkämen. Anders als bei Corona seien bei Influenza die Kinder die Infekttreiber und steckten häufig die Erwachsenen an. Es sei schwer zu sagen, wie lange die derzeitige Welle noch anhalten wird. Sie könne noch länger dauern.
Die derzeitige Grippewelle ist laut Gunther Gosch um ein Vielfaches schlimmer, als die Grippewelle 2017/2018, die ebenfalls als sehr heftig galt. Zwar liegt die Gesamtzahl der Infektionen dieser Saison noch unter der von 2017/2018, allerdings wird die aktuelle Grippesaison wahrscheinlich auch noch bis zum Mai andauern.
In den vergangenen beiden Jahren hatte es in Sachsen-Anhalt gar keine Grippetoten gegeben. Unter anderem durch die Corona-Schutzmaßnahmen waren die Grippewellen fast gänzlich ausgefallen. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren in Sachsen-Anhalt 20 Menschen verstorben.
Corona-Schutzmaßnahmen mitverantwortlich?
Gosch sagte weiter, die besonders starke Grippewelle hänge auch mit den Corona-Schutzmaßnahmen zusammen. Durch die Isolation der vergangenen Jahre seien die Immunsysteme nicht mit Erregern in Kontakt gekommen. Dies sei aber nötig, damit das Immunsystem richtig funktioniere. Nun würden die Infekte nachgeholt.
Das RS-Virus hat in den vergangenen Monaten ungewöhnlich viele Kinder getroffen. Auch im MDR-Podcast wurde darüber diskutiert, inwiefern die Corona-Schutzmaßnahmen dazu beigetragen haben.
Darüber, ob die Corona-Schutzmaßnahmen tatsächlich einen direkten Zusammenhang mit den hohen Infektionszahlen haben, wird in der Fachwelt gestritten. Erst im Zusammenhang mit der großen RS-Virus-Welle hatten sich mehrere Ärzte und Virologen dazu geäußert, dass es keine "Immunschuld" als Folge der Pandemie-Schutzmaßnahmen gebe. Friedrich Reichert, Oberarzt der Pädiatrischen Interdisziplinären Notaufnahme am Klinikum Stuttgart, sagte dem NDR damals, es gebe keine Hinweise darauf, dass ausbleibende Infekte das Immunsystem irgendwie schwächen würden.
Grippeschutz: Impfung möglich
Wer sich gegen Grippe schützen möchte, kann in Erwägung ziehen, sich nach Absprache mit seinem Arzt impfen zu lassen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Grippeimpfung für Menschen ab 60 Jahren, für Schwangere, chronisch Kranke und Personen, die in medizinischen Einrichtungen arbeiten.
MDR (Leonard Schubert), MZ | Erstmals veröffentlicht am 18.01.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Januar 2023 | 11:00 Uhr
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