Filmland Sachsen-Anhalt Was der Dreh mit George Clooney Halberstadt gebracht hat
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18. Juli 2022, 07:51 Uhr
Vor knapp zehn Jahren wehte ein Hauch Hollywoods durch Halberstadt im Harzer Vorland. Schauspieler und Regisseur George Clooney drehte hier die Anfangsszene für seinen Film "Monuments Men". Der Ruhm, den Hollywood mitbrachte, verschwand so schnell, wie er gekommen war. Doch es bleiben Erinnerungen – und die Hoffnung auf den Titel Filmstadt.
- George Clooney drehte einst im Halberstädter Dom die Eingangsszene für Monuments Men.
- Die internationale Produktion brachte Halberstadt weitere nationale Produktionen.
- Der Ruhm ist trotzdem vergänglich. Was bleibt, sind viele (gute) Erinnerungen.
Die Logos der amerikanischen Studios "Columbia Pictures" und "20th Century Fox" erscheinen auf der Leinwand. Dazu spielen Streicher lange und ruhige Töne. Dann: Große Augen schauen den Zuschauer an. Hammerschläge sind zu hören. In Detailaufnahmen werden weitere Teile eines riesigen Altargemäldes sichtbar – Engel, ein Lamm, Menschen, die beten.
Das Mondlicht eines Tages mitten im Zweiten Weltkrieg scheint durch die Fenster der Genter Kathedrale in Belgien. Mönche bauen die Gemälde des Altars Stück für Stück ab und verstauen sie in Kisten. Durch den Kreuzgang bringen die Mönche die Bilder zu einem Auto. SCHNITT.
Undercover im Halberstädter Dom
Es ist der pure Stolz, den Claudia Wyludda ausstrahlt, wenn sie über die ersten zwei Minuten des Films "Monuments Men" unter der Regie von Weltstar George Clooney spricht. Denn das, was im Film als die Kathedrale von Gent in Belgien verkauft wird, ist in Wahrheit der Dom. Und zwar der von Halberstadt. Fast zehn Jahre ist das jetzt her und dennoch erinnert sich die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Halberstädter Dom an jedes Detail.
Das Besondere ist für sie dabei nicht nur die Szene an sich, sondern dass sie Hollywood in "ihrem" Dom gedreht hat. Drei Mal war George Clooney da, erinnert sich Wyludda. Nur beim ersten Mal hat sie ihn verpasst: "Er ist an einem Sonntag gekommen und blieb unerkannt. Als in den Medien ein Foto auftauchte und eine Aufsicht gesagt hat: 'Ja, er war hier', bin ich an dem Montag danach fast umgefallen." Das war im Herbst 2012.
Darum geht's im Film Monuments Men
Der US-amerikanische Kunstprofessor Frank Stokes kann den US-Präsidenten Franklin Roosevelt überzeugen, während der Endphase des Zweiten Weltkriegs eine siebenköpfige Truppe von Kunstschutzsoldaten – die sogenannten Monuments Men – nach Europa zu schicken. Stokes ist entsetzt über die Zerstörung des Klosters Monte Cassino. Die von ihm zusammengestellte Gruppe besteht aus Museumsdirektoren, Kuratoren und Kunsthistorikern, sie soll den Verbleib der von den Nationalsozialisten geraubten Kunstwerke und Schätze historischen Wertes aufklären, diese direkt hinter der vorrückenden kämpfenden Truppe sicherstellen und ihre Rückführung vorbereiten. (Quelle: Wikipedia)
Clooney: "It's perfect!"
Wyludda strahlt über das ganze Gesicht. "It's perfect!", soll Clooney nach zwanzig Minuten im Dom gesagt haben. Bei so einem Kompliment, kein Wunder.
Eine zweite Besichtigung wurde nicht mehr gebraucht, wie die Referentin MDR SACHSEN-ANHALT erzählt. Clooney hatte sich damals sofort entschieden: "Manche Orte sind so schön, da muss man kein zweites Mal hingehen", soll es geheißen haben.
Nachtdreh bei Kerzenschein
Als Halberstadt am 17. Mai 2013 das erste Mal ein "And Action" von Clooney hörte, war ein halbes Jahr vergangen. Neben einer Restauratorin, die die wertvollen Kunstwerke im Blick behielt, durfte auch Wyludda im Dom bei den Dreharbeiten dabei sein.
"Es ist die Auslagerung des berühmten Altarbildes von Jan van Eyck gedreht worden. Das ist der erste Dreh gewesen, der im Dom stattgefunden hat." Die Referentin erinnert sich und erzählt die Situation so lebhaft, als würde ein Filmstreifen des Tages vor ihren Augen ablaufen.
Es brauchte nicht viel zur perfekten Kulisse
"Hier wurde die Eingangsszene des Films gedreht." Sie läuft den Weg ab, den die Schauspieler damals abgelaufen sind – vom mittelalterlichen Taufstein in Richtung Altar, bis hin zum Kreuzgang. Viel verändert werden musste für den Dreh im Dom nicht.
Es war ein Nachtdreh. Die Kerzen des Radleuchters brennen und es wurden Kerzenleuchter hier ringsum aufgestellt. Aber ansonsten hat die Chefin der Requisite zum Team gesagt: 'Leute, was wollt ihr, es ist ein gotischer Dom, der ist perfekt, da müssen wir nicht viel reintragen'.
Dass George Clooney in Halberstadt drehte, blieb nicht lange geheim. Claudia Wyludda erinnert sich, dass ab und an ein "Raunen" vom Domplatz zu hören war. Hunderte Leute hätten in dieser Nacht vor dem Dom gestanden, um eventuell einen Blick auf Clooney erhaschen zu können.
Ein erster Schritt zur Filmstadt
An den Hype erinnert sich auch Halberstadts Oberbürgermeister Daniel Szarata. "Wenn man so ein Projekt nach Halberstadt kriegt, ist das etwas, worauf man als Halberstädter stolz sein kann. Das ist etwas, was man gern nach Außen trägt", sagt der CDU-Politiker MDR SACHSEN-ANHALT.
Gleichzeitig gibt so ein Dreh Hoffnung, dass die Stadt als Drehstandort für weitere Projekte entdeckt wird. "Gerade, wenn so eine Größe wie George Clooney kommt", sagt Szarata weiter. Sein Blick fällt dabei auf die beiden Turmspitzen des Doms, die vom Rathausbalkon aus zu sehen sind.
Wir sind nicht zu vergleichen mit Görlitz. Der Ruhm ist nicht eingetreten. Für den Moment war es aber ein Riesen-Hype, das muss man sagen.
Hollywood kam danach nicht wieder, aber mittlerweile hat Halberstadt auch die eine oder andere Produktion vorzuweisen. Laut Szarata wurden der Kinofilm "Heidi", Szenen der Serie "Alles Klara" und ein Teil des aktuellen Films "Bibi und Tina" im Ort gedreht. "Ich denke, wir sind durchaus im Fokus. Es darf aber immer gerne mehr werden", fügt der Oberbürgermeister mit einem Schmunzeln hinzu.
Mitteldeutsche Medienförderung will Mitteldeutschland wirtschaftlich fördern
Wer, wie George Clooney, in Sachsen-Anhalt oder allgemein in Mitteldeutschland dreht, hat die Möglichkeit, sein Projekt fördern zu lassen. Der größte Förderer der Region ist die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM), zu dessen Gesellschaftern auch der MDR gehört und in dessen Aufsichtsrat Programmdirektoren des MDR sitzen – und die hat den Film Monuments Men im Jahr 2013 mit 400.000 Euro unterstützt.
Insgesamt sind in diesem Produktionsjahr rund 15 Millionen Euro für Drehbücher, Filme und Multimediaprojekte gezahlt worden, teilte die MDM mit. Auch im Jahr 2021 hat sich die Höhe der Fördersumme nicht verändert. Sachsen-Anhalts Förderanteil beläuft sich hier auf rund 3,2 Millionen Euro.
Eine riesige Summe – und die wird nicht ohne Grund vergeben. Ziel der MDM ist nach eigenen Angaben, dass nachweislich ein kultureller und wirtschaftlicher Effekt in den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen zu sehen ist. Wird der Film umgesetzt, soll mindestens die Fördersumme in Mitteldeutschland "film-, fernseh- und medienspezifisch" ausgegeben werden. Sprich: Das Geld soll im Bundesland bleiben.
Trotz großer Namen wenig Effekt auf Tourismus
Doch welchen Langzeiteffekt hat ein Dreh mit einer Größe wie Geroge Clooney in Sachsen-Anhalt? Clooney ist definitiv ein Aushängeschild der Stadt, doch wirtschaftlich hat das bis jetzt keinen großen Effekt gehabt, verrät Halberstadts Rathauschef Szarata: "Es ist nicht so, dass die Hotels ausgebucht sind von Clooney-Jüngern, die nach sieben oder acht Jahren entdeckt haben, dass er auch mal hier war. So ist es nicht." Vom reinen Namen des Stars kann Halberstadt am Ende also nicht leben.
Auch dem Halberstädter Dom als Star der ersten Szene von Monuments Men blieb nicht viel von dem damaligen Ruhm. Ein Grund, den Claudia Wyludda dafür nennt: Im Film spielt der Dom nicht sich selbst, sondern die Kathedrale von Gent in Belgien.
"Der reine Kinobesucher, der sich nicht für Drehorte interessiert, der kommt nicht auf die Idee, dass er danach Sachsen-Anhalt zu kommen hat", sagt sie. Um dem entgegen zu wirken, wird dafür in keiner Führung vergessen zu erwähnen, dass der Dom mal eine Rolle in einem Hollywoodfilm gespielt hat.
Was bleibt, sind wertvolle Erinnerungen
Der Ruhm, den Hollywood mit sich brachte, verschwand trotzdem so schnell, wie er gekommen war. Was geblieben ist, sind dafür Erinnerungen, auf die Wyludda gern zurückschaut. Einen besonderen Moment, wird sie nie vergessen:
Es war nachts um zwei, halb drei. Die Restauratorin und ich sind in den Dom geschlichen und haben gewartet, dass etwas passiert. Der Dom war menschenleer. Mit einem Mal kam Clooney ganz allein zurück in den Dom und stellte sich vor den Altar, um die nächste Szene zu überlegen. Er hatte überlegt, in dem er es gespielt hat. Das war so ein Moment, das war wirklich beinah magisch.
Wyludda ist vom Dreh ein ganzer Dom geblieben, wie sie es sagt – und da ist er wieder: Der Stolz, der sie schon die ganze Zeit, wie eine Aura umgibt. Wyludda hofft, dass davon ein bisschen auch bei den Halberstädtern geblieben ist. In ihrer Vorstellung, kann so etwas ohne Weiteres immer wieder passieren.
MDR (Maximilian Fürstenberg)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 17. Juli 2022 | 19:00 Uhr
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