Katholische Kirche Warum der alte Brauch der Ölweihe wieder auf Interesse stößt
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18. April 2025, 10:03 Uhr
In der Medizin haben Salben eine heilende Wirkung. Sie werden zur Wundheilung eingesetzt, zur Schmerztherapie aber auch zur Körperpflege oder als Kosmetik. Auch in der katholischen Kirche spielt das Thema eine Rolle – nicht als Salbe, sondern als Öl. In der Woche vor Ostern werden solche Öle gesegnet. Ein alter Brauch, der aber wieder zunehmend auf Interesse stößt.
Dass es in jeder Hausapotheke Salben gibt, wundert kaum, denn Salben gelten als ein hochwertiges Mittel, um Gesundheit und Wohlbefinden zu stärken. Die Erkenntnis ist nicht neu, schon die alten Ägypter nutzten Salben und Duftöle.
Tradition lebt fort
In der katholischen Kirche lebt diese Tradition bis heute fort. Die sogenannte "letzte Ölung" ist ja weit über die katholische Kirche bekannt. Dabei allerdings handelt es sich um ein Missverständnis, erklärt Pfarrer Marco Vogler von der katholischen Gemeinde in Quedlinburg: "Früher war es ja so: Wenn man krank wurde, dann starb man meistens auch. Das ist heute nicht so in den meisten Fällen."
Deshalb wird das Krankenöl tatsächlich sehr viel öfter gegeben, etwa vor Operationen oder auch in der Genesungsphase.
Salbung ursprünglich durch Herrscher
Der erste Deutsche König, Heinrich, aus Quedlinburg, wurde seinerzeit gesalbt, ebenso wie sein Sohn Otto, der als erster Deutscher Kaiser im Magdeburger Dom begraben ist. Inzwischen wird in europäischen Königshäusern nur noch in Großbritannien der König gesalbt, hinter Vorhängen verborgen während der Krönungsmesse.
In der katholischen Kirche ist das Salben aber nicht nur Herrschern vorbehalten. Es gibt drei Öle, die das Leben eines Katholiken begleiten. Neben dem Krankenöl gibt es noch das Catechumöl, das bei der Taufe eine Rolle spielt.
Pfarrer: Uralte Riten noch heute gut für die Menschen
Das wichtigste Öl ist aber das Chrisamöl, erklärt Pfarrer Marco Vogler: "Chrisam, da erinnert an das Wort Christus. Christus heißt ja "Gesalbter". Uns Priester sind die Hände gesalbt worden bei der Priesterweihe. Die Hände sind zum Segen da und nicht zum Schlagen."
Es seien uralte Riten, so Marco Vogler, die aber auch heute noch gut für die Menschen seien.
Ölweihmesse vor Ostern
Nach katholischer Überzeugung muss das Öl geweiht werden, und zwar vom Bischof, damit es seine Wirkung dann entfalten kann. Das passiert in der Karwoche, also in der Woche vor Ostern mit einer gemeinsamen Messe für die Pfarrer und alle anderen Mitarbeiter in den Gemeinden.
Eingeladen waren in dieser Woche in der Magdeburger Kathedrale Sankt Sebastian aber auch viele, die im Ehrenamt die Gemeindearbeit am Laufen halten.
Öle werden nach Messe in Fläschchen verteilt
Der Höhepunkt des Gottesdienstes ist die Ölweihe. Dazu werden dann die drei Ölkrüge zum Altar gebracht und dort vom Bischof mit einer besonderen Zeremonie geweiht.
Als Grundlage dient Olivenöl, das je nach Verwendungszweck mit besonderen Düften versetzt ist. So etwa hat das Krankenöl eine Beimischung von Orange, wie man es auch von Aromatherapien kennt. Nach der Messe werden die Öle dann in kleinere Fläschchen umgefüllt und in den Gemeinden verteilt.
Rückbesinnung auf Tradition
Das Interesse an anderen Zugängen zu den Themen Gesundheit oder Balance im Alltag wächst, oft als Ergänzung zu den wissenschaftlichen Ansätzen der Medizin, die ja oft Schwierigkeiten hat, bei der Heilung ganzheitliche Ansätze zu verfolgen.
Auch in der katholischen Kirche setze da ein Umdenken ein, erklärt Pfarrer Marco Vogler: "In den letzten zwei Generationen ist es ein bisschen in Vergessenheit geraten, weil die ganzen Riten, auch wegen unserer deutschen Mentalität, reduziert wurden."
Pfarrer: Symbolik soll spürbar werden
Inzwischen zeige sich da aber eine Veränderung. Wenn man die alten Riten besser erklärt, würden sie auch verstanden. Er setzt hinzu: "Für mich ist das wichtig, dass diese Symbolik da auch besonders hervorgehoben wird und spürbar wird."
Letztendlich geht es um spürbare Verkündigung: Die Flaschen mit dem Öl gehören zum Rüstzeug für die Gemeindearbeit, denn nicht nur das Wort, auch die Geste spielen in der Katholischen Kirche eine wichtige Rolle.
MDR (Uli Wittstock, Felix Fahnert)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 18. April 2025 | 19:00 Uhr